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  • 5 Sterne

    8 von 11 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Dreamworx, 08.01.2023

    Als Buch bewertet

    Das Schicksal des Eifeldorfes Wollseifen
    1919 Eifel. Albert Lintermann kehrt aus dem ersten Weltkrieg als schwer gezeichneter Mann zurück auf seinen Hof im kleinen Eifeldörfchen Wollseifen. Eine Granate hat sein Gesicht schwer entstellt, so dass seine Frau Bertha sich regelrecht vor ihm ekelt und ihn kaum ansehen kann. Albert jedoch ist nur froh, noch am Leben zu sein, und widmet sich nicht nur mit viel Fleiß und neuen Ideen der Arbeit auf dem Hof, sondern bringt sich immer mehr in die Dorfgemeinschaft ein, wobei er von Leni, der Verlobten seines im Krieg gefallenen Freundes Hannes, viel Unterstützung erhält. Eine Rekonstruktion seines Gesichts lässt Albert wieder selbstsicherer werden, die alten Wunden langsam verheilen und das Leben wieder in normalen Bahnen verlaufen, auch wenn die Inflation den Menschen arg zu schaffen macht. Das alles endet abrupt, als die Nationalsozialisten Wollseifen vereinnahmen und ihre großspurigen Pläne das Ende des Dorfes ankündigen…
    Anna-Maria Caspari hat mit „Ginsterhöhe“ einen beeindruckenden historischen Roman vorgelegt, dessen gekonnter Mix aus Realität und Fiktion auf wahren Begebenheiten und Aussagen von Zeitzeugen beruht. Der flüssige, farbenfrohe und empathische Erzählstil saugt den Leser regelrecht in die Geschichte hinein und katapultiert ihn ins vergangene Jahrhundert, wo ihm die Handlung über einen Zeitraum von 30 Jahren präsentiert wird. Dort erlebt er nicht nur die Rückkehr des geschundenen Albert Lintermann hautnah mit, sondern auch die Veränderungen, die sowohl das Dorf Wollseifen als auch seine Bewohner betreffen. Gekonnt legt die Autorin Alberts innere Zerrissenheit dem Leser offen, aber auch Berthas Widerwillen gegenüber ihrem Ehemann wird realistisch geschildert. Interessant ist die Tatsache, dass man sich zur damaligen Zeit schon an Gesichtsrekonstruktionen gewagt hat, die Albert danach wieder ein erfülltes Leben ermöglichten. Der historische Hintergrund wurde exzellent recherchiert und mit der Handlung verwebt. Einmal mehr wird deutlich, welch hinterhältige Fratze die Nationalsozialisten an den Tag legten, um ihre hochfliegenden, wahnsinnigen Pläne durchzusetzen. Ganze Ortschaften und deren Bewohner waren ihnen bei der Umsetzung völlig egal. Die Autorin zeichnet ein Bild von fleißigen Menschen, die sich von Schicksalsschlägen nicht unterkriegen lassen und tapfer jeden Tag erneut mit harter Arbeit für ihre Familien den Lebensunterhalt erkämpfen. Dabei bietet sie dem Leser ein Zeitzeugnis, dass dieser durch ihre bildhaften Beschreibungen während der Lektüre regelrecht vor Augen hat. Die Aufzeichnungen des Dorflehrers Martin Faßbender untermalen noch zusätzlich die realitätsnahe Handlung mit gesellschaftlichen und politischen Ereignissen der damaligen Zeit.
    Die Charaktere sind lebendig gezeichnet und in Szene gesetzt, ihre authentischen menschlichen Eigenschaften machen es dem Leser leicht, ihrem Schicksal zu folgen. Albert ist ein starker und mutiger Mann, der sich ins Leben zurückkämpft und nie aufgibt, obwohl das Schicksal ihm immer wieder ein Bein stellt. Johann Meller ist ein Kotzbrocken, der über Leichen geht, wenn er darin einen Vorteil sieht. Leni ist eine liebevolle Frau mit großem Herzen. Silvio ist Albert ein wahrer Freund in allen Lebenslagen. Aber auch Maria, Bertha und weitere Protagonisten dürfen in dieser Geschichte auf keinen Fall fehlen.
    „Ginsterhöhe“ ist mit seiner Mischung als realer Historie und fiktiver Familiengeschichte ein wahres Meisterwerk zeitgenössischer Geschichte, die der Leser während der Lektüre hautnah miterlebt. Schicksalsschläge, Freundschaft, Spannung, Verrat sowie das gesamte Emotionsbarometer werden dem Leser hier geboten. Absolute Leseempfehlung für einen Roman, der keine Wünsche offen lässt!

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  • 4 Sterne

    7 von 10 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Makama, 03.01.2023

    Als Buch bewertet

    Wollseifen-Schicksal eines Dorfes
    Wollseifen 1919 - Der junge Bauer Albert Lintermann kehrt endlich aus dem Krieg zurück, psychisch und körperlich versehrt - er hat eine schwere Verletzung im Gesicht. Seine Frau Bertha kann damit nicht umgehen - sie reagiert mit Entsetzen und Abscheu..... Doch Albert lässt sich unterkriegen und er kann seinen Platz im Dorf behaupten - dabei hilft ihm auch Leni, die Verlobte seines im Krieg gefallenen Freundes.....Doch die Zeiten sind nicht gut --- Welwirtschaftskrise und die Nazisauf dem Vormarsch ---- aber zunächst verkäuft das Leben in ruhiogen Bahnen - die Familie wächst und der Hof auch..... Doch die Nazis verfolgen eigene Pläne, die das Leben des kleinen Eifeldorfes für immer verändern....

    Fazit und Meinung:

    Das ist keine Familiensaga - hier geht es un das Dorf Wollseifen und seine Bewohner --- Anna-Maria Caspari erzählt eine Geschichte, wie sie hätte sein können. Es gibt eine Menge Protagonisten, deren Schicksal mehr oder weniger erzählt wird. Da fehlt ein bischen die Tiefe, aber das macht nichts - die Geschichte ist interessant und hätte so sein können. Informativ sind auch die Anmerkungen des ehemaligen Dorfschullehrers Martin Faßbender, die einen gute nEInblick in die damalige Zeit geben. Das Dorf gibt es heute nicht mehr - das dorf ist nur noch eine Oednis. Mir hat diese Gechichte gut gefallen und ich vergebe gut e 4 Sterne für dieses informative Zeitzeugnis.

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  • 5 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    ele, 27.12.2022

    Als Buch bewertet

    Ginsterhöhe, historischer Roman von Anna-Maria Caspari, 400 Seiten, erschienen im Ullstein-Verlag.
    Eine berührende Familiengeschichte aus der dunkelsten Zeit des 20. Jahrhunderts.
    Albert Lintermann kehrt 1919 aus dem Krieg in sein Heimatdorf Wollseifen, in der Eifel zurück. Sein Gesicht ist entstellt und seelische versehrt begegnen ihm viele mit Abscheu und Entsetzen. Bei seiner Frau Bertha jedoch trifft es ihn am meisten. Nach einer rekonstruierenden Gesichtsoperation und mit Hilfe seiner Freunde findet er jedoch wieder ins Leben zurück. Ganz besonders helfen ihm auch Leni, die Verlobte seines gefallenen Freundes und der italienische Gastwirt Silvio dabei. Mit der Zeit heilen die Wunden und auch sein Hof wächst und gedeiht. Bis die Nationalsozialisten in Wollseifen Einzug halten.
    Das Buch besteht aus drei Teilen, die Zeitabschnitte von 10 Jahren beinhalten. Insgesamt gliedert sich das Buch in 28 überschaubare Kapitel. Am Ende der Kapitel, in kursiver Schrift deutlich hervorgehoben und mit Datum überschrieben, die Aufzeichnungen des Dorfschullehrers Martin Faßbender. In diesen Aufzeichnungen aus seinen Tagebüchern, werden das allgemeine Zeitgeschehen und die wichtigsten Eckpunkte in der Dorfgeschichte dokumentiert. Schlagfertige Dialoge, z.T. in Mundart beleben die Erzählung. In der Vorderen Umschlagklappe befindet sich eine Karte der Umgebung in der die Geschichte spielt, immer wieder war sie mir hilfreich. Die hintere Klappe beinhaltet historische Bilder von Wollseifen, dies fand ich ganz besonders gut um sich das Dorf vorstellen zu können.
    Die Autorin hat sich gut vorbereitet, eine hervorragende Recherchearbeit kann ich nur bestätigen. Der flüssige Schreibstil und die bildhafte Beschreibung des Settings haben Wollseifen und Umgebung vor meinem inneren Auge entstehen lassen. Unmittelbar mit Alberts Ankunft war ich schon mittendrin im Geschehen. Hier wird eine ganz dunkle bittere Zeit beschrieben, das Ende des ersten bis zum Ende des zweiten Weltkrieges. Und doch findet man dort in der Eifel Menschen, die mit Gottvertrauen und Tapferkeit agieren, nicht aufgeben und immer wieder versuchen, das Leben für sich und die Angehörigen nach besten Möglichkeiten gut einzurichten. Schicksalsschläge werden hingenommen und tapfer wird weitergelebt. Für großes Jammern blieb keine Zeit, dafür war zu viel Arbeit, die Menschen waren damit beschäftigt fürs tägliche Brot zu sorgen. Albert und Silvio, auch dessen Frau Maria, der Lehrer, Leni, Marie Felten, alle packen an, das macht die Figuren sympathisch und authentisch. Solch grausame Fanatiker wie Meller mit seiner braunen Gesinnung, die gab es zu dieser Zeit zur Genüge. Jedes Wort das Caspari hier schreibt könnte genauso passiert sein. Ich habe mich bestens unterhalten gefühlt. Ich habe die, wenn auch verhaltene, Spannung genossen, mehr kann man nicht erwarten.
    Eine gute Unterhaltung, eine emotionale Geschichte mit tief gezeichneten Charakteren, mit den nötigen Bösewichtern und Rückschlägen und auch mit genügend Humor. Ich habe die Lektüre genossen und empfehle das Buch gerne weiter. Von mir 5 Sterne.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Hoelzchen, 05.01.2023

    Als Buch bewertet

    „Ginsterhöhe“ von Anna-Maria Caspari ist eine Geschichte von Liebe und Mut in unruhigen Zeiten, so der Klappentext.
    Der Roman beginnt 1919. Albert hat im Großen Krieg (1. Weltkrieg) gedient und kommt mit einem entstellten Gesicht zurück nach Hause auf seinen Hof in der Eifel. Der Ort heißt Wollseifen. Seine Frau Bertha kann sich an seinen Anblick nicht gewöhnen und wendet sich von ihm ab. Leni – die Verlobte seines im Krieg gestorbenen Freundes Hennes- kennt keine Berührungsängste, doch beide wissen, dass sie nur Freunde bleiben können und nicht mehr. Bertha und Albert bekommen weitere Kinder und diesen zuliebe, lässt Albert in vielen aufwendigen Operationen, sein Gesicht rekonstruieren. Bertha und Albert kommen sich wieder näher, doch es wird nichts mehr wie früher, was auch an Berthas Depressionen liegen mag. Die Jahre gehen ins Land. Die Dorfgemeinschaft erlebt Fortschritte und eine gute Zeit. Da ziehen dunkle Wolken auf und das NS-Regime macht auch vor Wollseifen nicht halt. Leni heiratet – völlig überstürzt- Meller, er ist ein NSDAP Emporkömmling, der dem Dorf nicht gut tut. Nach und nach wird ihr der Fehler bewusst, den falschen Mann geheiratet zu haben, doch es ist zu spät. Auch der gemeinsame Sohn Siegfried bekommt das zu spüren. Ihre Tochter Hildegard (aus der Beziehung zu Hennes) kann sich dem entziehen. In der Nähe von Wollseifen entsteht ein Ausbildungszentrum der Nazis: Vogelsang. Die Dorfgemeinschaft spaltet sich immer mehr. Wer kann wem noch vertrauen. Albert und sein Freund -der Gastwirt Silvio -verlieren Familienmitglieder durch Unfälle und Krieg, denn mittlerweile fordert der 2. Weltkrieg viele Opfer. Leni zeigt mehr und mehr Stärke, muss aber auch Verluste hinnehmen. Dann ist der Krieg zu Ende und nichts ist mehr wie es war. Die Siegermächte haben einen Plan, der für Wollseifen schwerwiegende Folgen hat. Finden die Überlebenden trotzdem ihr Glück?
    Das 399 Seiten umfassende Buch ist in drei Abschnitte gegliedert. Der erste Teil umfasst die Jahre von 1919 bis 1928, der zweite 1930 bis 1939 und der dritte und kürzeste Abschnitt von 1939 bis 1949. Anna-Maria Caspari hat sachlich und flüssig geschrieben. Neben Albert gibt es noch weitere Protagonisten. Der Autorin gelingt es sehr gut, die Charaktere zu beschreiben, trotz vieler Figuren, habe ich zu keiner Zeit den Überblick verloren. Die Kapitel haben eine angemessene Länge und es wird ohne Längen erzählt. Ich konnte dem Geschehen sehr gut folgen und wollte das Buch nicht aus der Hand legen. Der Roman basiert auf authentische Begebenheiten, welche mir bis dahin nicht bekannt waren. So hatte ich vorher noch nicht von Vogelsang gehört und das nach Kriegsende ganze Dörfer umziehen mussten, war mir auch neu. Insofern trägt dieser Roman auch dazu bei, Geschichtswissen zu vermitteln und ist nicht nur Unterhaltung. Diese Mischung gefällt mir immer sehr gut. Belebung findet dieses Buch auch, durch die eingeschobenen Aufzeichnungen des Lehrers Martin Faßbender, hier werden in Kürze die wichtigsten Eckdaten geschildert.
    In ihrer Danksagung erwähnt die Autorin, dass „Ginsterhöhe“ ein Teil einer Trilogie ist. Ich bin also gespannt auf das nächste Buch von Anna-Maria Caspari.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Philo, 30.01.2023

    Als Buch bewertet

    Dieses Buch hat mich wirklich gefesselt und bewegt, und nachdem ich mich mit dem Ort Wollseifen vertraut gemacht habe, sind mir die einzelnen Protagonisten vertraut geworden. In meiner Vorstellungskraft sind sie alle lebendig geworden, da es Wollseifen tatsächlich gab und die Menschen dort wirklich hätten gelebt haben können. Die Autorin hat die Geschichte des Ortes sehr gut recherchiert und durch fiktive Personen zum Leben erweckt. Da war das Wirtshaus mit dem Wirt Silvio und dem Stammtisch, an dem die Bauern und Handwerker des Dorfes zusammenkamen, ihr Bier tranken und ihre Meinungen austauschten. Es fällt leicht, sich das genau so vorzustellen.

    Das Buch beginnt nach dem Ersten Weltkrieg mit der Heimkehr von Albert aus dem Krieg. Schwer beschädigt an Leib und Seele. Sein bester Freund Hennes wurde durch ein Granate tödlich getroffen und Albert hat dabei eine schlimme Gesichtsverletzung davon getragen, die dazu führte, daß seine Frau Bertha ihn nicht mehr anschauen mochte und einige Dorfbewohner sich über ihn lustig machten.

    Auch andere Familien waren betroffen. Nicht alle kamen aus dem Krieg zurück, aber mit großer Willensstärke haben die Wollseifener ihre tägliche Arbeit wieder aufgenommen. Das Glück währte nicht lange, schon bald haben die Menschen den langen Arm der NSDAP zu spüren bekommen, und insbesondere ein Wollseifener Parteimitglied lenkte die Aufmerksamkeit der Partei auf Wollseifen. So wurde den Wollseifenern Land enteignet, um die Burg Vogelsang, zu errichten. Hier wurde ein Schulungsbetrieb für Parteimitglieder errichtet. Als der Zweite Weltkrieg ausbrach, wurden viele der jungen Männer eingezogen. Viele sind nicht mehr zurückgekehrt. Der Ort wurde schwer beschädigt. Trotzdem haben die Wollseifener ihre Häuser wieder aufgebaut und auf ein friedliches Leben gehofft. Dem wurde aber von der britischen Militärregierung ein Strich durch die Rechnung gemacht, indem der Ort evakuiert wurde und alle Bewohner ihren Ort verlassen mußten.

    Es ist eine bewegende Geschichte, die die Kriegserinnerungen wieder lebendig werden läßt. Die Autorin hat sich mit Wollseifen sehr eingehend auseinandergesetzt und ein bewegendes Buch geschrieben, in dem sie auch den Personen, die den Ort ausgemacht haben, ein Denkmal gesetzt hat.

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  • 5 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Barbara G., 29.12.2022

    Als Buch bewertet

    Ginsterhöhe ist ein dreiteiliges Buch, das die Geschichte eines real existierenden Dorfes an der Eifel erzählt. Im Nachwort erfährt man von den historische gesicherten Informationen über dieses Dorf, die wirklich bedrückend sind. Diese sind wirklich interessant eingearbeitet und die Geschichte eines Mannes, der aus dem ersten Weltkrieg mit schlimmen Kriegsverletzungen zurückkam und dessen leben sich dadurch veränderte. Er erlebte Zurückweisung und Abscheu, selbst im Kreis seiner Familie. Nur einige Personen haben kein Problem mit deinen Narben. Seine Geschichte und die seiner Freunde und Dorfbewohner wird ausführlich erzählt. Man kann regelrecht ins Dorfleben eintauchen, und den Wandel von Zusammenhalt zu Misstrauen und Angst merken. Die Veränderungen eines Dorfes in der Zwischenkriegszeit und Kriegszeit, aber auch der Nachkriegszeit werden sehr authentisch erzählt. Mir hat das Buch sehr gut gefallen, wenngleich es kein Wohlfühlroman war, ja nicht einmal eine wirkliche Liebesgeschichte - auch wenn die Liebe zwischen unterschiedlichen Charakteren ja durchaus immer wieder eine Rolle spielt. Viele Leute sterben, viele kommen mit den Veränderungen und den Auswirkungen des Krieges nicht klar. Auch der Generationenkonflikt ist spürbar - die Begeisterung der jungen Männer, die bei der HJ gedrillt werden und ihren alten Herren erzählen, dass das alles nichts mit ihren Erlebnissen aus dem ersten Weltkrieg zu tun habe. Es geht um ein kollektives Trauma, das ungeschönt und so glaubhaft erzählt wird, dass man das Gefühl hat, mitten drin zu sein. Durch die Lektüre eines so langen Zeitabschnittes ist es auch möglich, die Zusammenhänge besser nachvollziehen zu können und Handlungsintentionen besser nachvollziehen zu können. Eine wirklich spannende Lektüre!

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    kunde, 29.12.2022

    Als Buch bewertet

    Im Jahr 1919 kehrt der junge Bauer Albert Lintermann aus dem großen Krieg in sein Heimatdorf Wollseifen zurück. Eine Granate hat an der Front seinen besten Freund getötet und ihm eine Hälfte seines Gesichtes vollkommen zerstört. Seine junge Frau Bertha kann seinen Anblick nicht ertragen, ekelt sich vor ihm. Auch die Dorfbewohner wenden sich von ihm ab oder verspotten ihn sogar. Nur Leni, die Verlobte seines toten Freundes, gibt ihm das Gefühl, doch noch ein Mensch zu sein. Mit der Zeit gewöhnt Albert sich an diesen Zustand, aber dann entschließt er sich doch, einen Arzt aufzusuchen, der ihm sein Gesicht wiederherstellt. Das Leben in Wollseifen geht seinen gewohnten Gang. Die Menschen dort kämpfen gegen die Inflation und Albert schafft es, seinen Hof gut zu bewirtschaften. Doch dann kommen die neuen Machthaber in das kleine Dorf. Sie planen eine riesige Festung zu bauen und niemand darf sich ihren Plänen entgegenstellen. Die Dorfbewohner ahnen lange nicht, was dieses Vorhaben für sie und ihr kleines Dorf bedeutet.

    Mit "Ginsterhöhe" hat Anna-Maria Caspari ein Stück Geschichte aufleben lassen, das schon fast in Vergessenheit geraten ist. Sie beschreibt das Schicksal der Bewohner des kleinen Eifeldorfes Wollseifen mit einer enormen Herzenswärme. Die Personen in dieser Geschichte leben beim Lesen auf und man hat sofort ihre Bilder vor Augen. Die Tatsache, daß es dieses Dorf wirklich gegeben hat, gibt der Geschichte etwas Bedrückendes. Ich glaube, niemand kann die Gefühle der Dorfbewohner besser nachvollziehen, als die Bewohner der Dörfer, die dem Braunkohletagebau weichen mußten. "Ginsterhöhe" ist ein wirklich bewegendes Buch. Die Handlung kann niemanden kalt lassen. Ganz egal, ob es das Schicksal der einzelnen Menschen ist, oder ob es um das Dorf im allgemeinen geht - man muß einfach mitfühlen. Anna-Maria Caspari hat damit ein Buch geschrieben, das ich nicht so schnell vergessen werde.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Der Krimi und mehr Blog, 31.12.2022

    Als Buch bewertet

    Dies ist ein Roman, der in erschreckender und beklemmender Weise einen Bogen von der Vergangenheit zum Heute spannt und zeigt, wie wenig sich die Menschheit gewandelt wird und dass bei Kriegen immer nur die Unschuldigen verlieren.

    Die Handlung liegt zwischen dem ersten und zweiten Weltkrieg auf dem Lande im Dorf Wollseifen in der Eifel. Albert Lintermann kehr mit einer schlimmen Verletzung aus dem Krieg zurück. Seine Gesichtsverletzung scheint ihn zu einem Monster zu machen. Doch das Leben muss weitergehen und so beginnt er, den Hof wieder richtig zu bewirtschaften. Den Bauern geht es schlecht, weil die Politik kaum Anstalten machte, ihre Lage zu verbessern. Da agieren unterschiedliche Gruppen, um gegen die praktizierten Regeln vorzugehen. Unter anderem auch die aufkommenden NSDAP-Nazis mit ihren braunen SA-Truppen. Als schützende Hand geben sie vor, sich für die Bauern einzusetzen.

    Das Leben in Wollseifen wird immer schwerer, die Ungerechtigkeit macht sich breit, nachdem die Nazis beschlossen haben, die Burg Vogelsang als Reichsausbildungsstätte und einen Flugplatz dort zu bauen. Zwar bringen die Bauarbeiter etwas Aufschwung für die Menschen der Region, aber mit Beginn des zweiten Weltkrieges wird das Dorf mit seinen Wehrmachtsstützpunkten ein beliebtes Bombardierungsziel.

    Albert Lintermann mag in dieser Situation nicht einfach nur zwischen Schwarz und Weiß unterscheiden. Er ist der Meinung, dass man sich nicht bedingungslos jeder neuen Strömung anschließen sollte.

    »Ginsterhöhe« ist die Geschichte eines Menschen, seiner Familie, seines Dorfes und einer ganzen Region. Albert ist vom ersten Weltkrieg gezeichnet und dennoch muss er zusehen, wie Deutschland erneut auf einen Krieg zusteuert. Es spielen sich viele dramatische Szenen zwischen den im Charakter so unterschiedlichen Figuren ab, die manchmal beklemmend wirken. Natürlich gibt es die „Guten“, aber das Leid, welches sie durch engstirnige, vertrottelte Menschen erleiden müssen ist so immens, dass die Freundschaft zwischen Albert und dem italienischen Kneiper Simonis wohltuend wirkt.

    Anna-Maria Caspari hat einen beeindruckenden Roman geschrieben, der aufgrund der wirtschaftlichen Lage zur damaligen Zeit zwar düster und manchmal beklemmend wirkt, aber immer wieder helle Momente hat.

    Die Dorfgemeinschaft in der Eifel wird mikroskopisch auseinandergenommen. Die Figuren mit ihren Eigenschaften bilden den Mittelpunkt. Dabei bleibt es nicht nur bei Albert und seiner Familie. Die Leser lernen sehr viele andere Leute kennen. Detailreich werden deren Einstellungen und Handlungsweisen begründet, so dass man manche Handlungen zwar nicht gutheißen, aber doch verstehen kann.

    Die Ausstattung dieses Buches bietet noch ein weiteres Vergnügen. Zunächst sind Zitate aus dem Aufzeichnungen und Tagebüchern des Lehrers von Wollseifen zwischen die Kapitel gestreut. Zeitlich passend zum Kontext belegen sie, was tatsächlich geschah bzw. dass das Geschehen wirklich so gewesen sein konnte, wie die Autorin es geschrieben hat.

    Außerdem gibt es in der vorderen Umschlagklappe eine Landkarte rund um Wollseifen, welche einem Hilfe gibt, die einzelnen Ortschaften geografisch einzuordnen. In der hinteren Umschlagklappe sind einige Fotos der damaligen Zeit abgebildet. Das alles passt perfekt.

    Der empfehlenswerte Roman »Ginsterhöhe« von Anna-Maria Caspari zeigt einen Spiegel der heutigen Gesellschaft anhand einer Handlung, die vor fast einhundert Jahren spielt. Ein wunderschöner Roman, der zum Innehalten und Nachdenken anregt.

    © Detlef Knut, Düsseldorf 2022

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Shilo, 11.12.2022

    Als eBook bewertet

    Durch eine Granate im Gesicht entstellt, kommt im Jahr 1919 der junge Albert Lintermann aus dem ersten Weltkrieg zurück auf seinen Hof in Wollseifen. Voller Abscheu reagiert seine Frau Bertha auf sein Aussehen und wendet sich von ihm ab. Doch Albert erkämpft sich langsam seinen Platz in der Gemeinde und Familie wieder zurück und sein Leben scheint wieder seinen gewohnten Gang zu nehmen. Er passt seinen Hof dem Fortschritt an und auch die Gemeinde öffnet sich der Elektrizität und Wasserversorgung. Doch dann kauft Johann Meller Gut Hahn und damit hält der Teufel Einzug in die friedliche Eifelgemeinde.
    Dieser erschütternde Roman beruht auf tatsächlichen Begebenheiten um das Dorf Wollseifen. Nur die Protagonisten sind fiktiv, es hätte sie jedoch so gegeben haben können. Die Geschichte um den hoch traumatisierten Bauern Albert ist dramatisch und und zutiefst bewegend. Die relevanten Charaktere hat die Autorin authentisch und nachvollziehbar dargestellt und so konnte ich mich jederzeit in sie hineinversetzen. Immer wieder bereichern zwischendurch detaillierte Aufzeichnungen des Lehrers Martin Faßbender, mit Datum versehen, Ereignisse über dörfliche und politische Ereignisse diesen historischen Roman.
    Mit einem leichten und gut zu lesenden Schreibstil führt Anna-Maria Caspari durch diese Lektüre.
    Mein Fazit:
    Ein Buch über ein einst blühendes Dorf, das dem Nationalsozialismus und seinen Folgen zum Opfer fiel. 5 Sterne und eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Readaholic, 28.03.2023

    Als Buch bewertet

    Zwischen den Weltkriegen
    Der Bauernsohn Albert Lintermann kehrt nach dem Ende des 1. Weltkriegs schwer versehrt zurück in sein Heimatdorf Wollseifen in der Eifel. Er ist glücklich, am Leben zu sein, doch die Menschen begegnen ihm angesichts seiner schweren Gesichtsverletzung mit Entsetzen. Seine Frau Bertha macht da keine Ausnahme.
    Albert stürzt sich in die Arbeit, zu viel ist in seiner Abwesenheit auf dem Hof liegengeblieben. Nach einiger Zeit beschließt er, sich einer Operation zu unterziehen, die sein Gesicht im Rahmen der Möglichkeiten wiederherstellt. Auch mit dem Hof läuft es gut, zumal Albert in neue landwirtschaftliche Maschinen investiert hat, die die Arbeit beträchtlich erleichtern. Doch dann wird eine neue Partei, die NSDAP, gegründet, die immer mehr an Macht gewinnt. Trotz Wollseifens abgeschiedener Lage, ist das Dorf für die neue Partei von Interesse. Wie sehr sich dies auf das Schicksal des kleinen Eifeldorfes auswirken wird, ahnt zunächst keiner.
    Die Idee zu diesem unter dem klangvollen Pseudonym Anna-Maria Caspari geschriebenen Roman hat mich interessiert: auf Tatsachen basierende Zeitgeschichte, erzählt anhand der Geschichte des Dorfes Wollseifen und seiner fiktiven Bewohner. Die Umsetzung hat mich allerdings nicht ganz überzeugt. Am meisten hat mich gestört, wie unbedarft die Frauen dargestellt werden: Bertha hat Angst, dass ihr Kind mit entstelltem Gesicht auf die Welt kommen könnte, falls sie von Albert erneut schwanger wird. Eine andere Dorfbewohnerin ist enttäuscht, dass der König, der zur Einweihung einer Talsperre den Ort besucht, nicht mit Krone und Hermelinumhang erscheint. Und nachdem die tatkräftigen Männer Wollseifens das Dorf elektrifiziert haben, wundern sich manche Frauen, dass man das elektrische Licht nicht auspusten kann. Alles was recht ist, aber ganz so einfältig hätte die Autorin die Frauen nicht darzustellen brauchen! Außerdem fehlen mir in dieser Geschichte die Abstufungen, alles ist schwarz oder weiß, gut oder böse. Kein Wunder, dass der Bösewicht des Dorfes zu den Ersten zählt, die der NSDAP beitreten!
    Ich hatte mir jedenfalls von diesem Roman, der die Geschichte des Dorfes Wollseifen und seiner Bewohner von 1919 bis 1949 beschreibt, mehr Tiefgang versprochen. Aber wahrscheinlich bin ich einfach im falschen Genre gelandet.

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Elke H., 10.01.2023

    Als Buch bewertet

    Der 1. Weltkrieg ist zu Ende. Die Überlebenden kehren in ihre Heimat zurück, jeder von ihnen verwundet. Unsichtbar die einen, sichtbar die anderen. Zu letzteren gehört Albert, ein Eifelbauer aus Wollseifen, dessen Gesichtshälfte durch eine Verwundung entstellt ist, die dafür sorgt, dass seine Frau auf Distanz zu ihm geht (was allerdings kaum relevant für die Handlung ist). Auch wenn das tägliche Leben schwierig und die Bestellung der Felder mangels ordentlicher Gerätschaften problematisch ist, aufgeben ist und war keine Option, weder für die Zurückgebliebenen noch für die Heimkehrer. Allmählich blüht das Dörfchen wieder auf und der Fortschritt hält Einzug. Doch mit der allmählichen Ausbreitung des Nationalsozialismus und der Einflussnahme durch dessen Unterstützer aus ihren eigenen Reihen, steht den Wollseifenern die nächste Bewährungsprobe ins Haus. Mit ungeahnten Folgen für die Menschen, das Dorf und die Region.

    „Ginsterhöhe“ ist sowohl Heimatkunde als auch ein stückweit Zeitgeschichte. Anna-Maria Caspari, lebt in der Eifel und hat sich zu diesem Roman durch die wechselhafte Geschichte des Dörfchens Wollseifen inspirieren lassen, das unweit der ehemaligen NS-Schulungsstätte Vogelsang lag. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Gelände von den Briten besetzt, die das Dorf räumen ließen, sämtliche Gebäude zerstörten und dort einen Truppenübungsplatz errichteten, der ab 1950 vom belgischen Militär bis ins Jahr 2006 als Truppenübungsplatz genutzt wurde. Auf Initiative des Fördervereins Wollseifen wurden ab diesem Zeitpunkt zahlreiche Ruinen restauriert und das Gelände zu einer Besinnungs- und Gedenkstätte auf- und ausgebaut, die für die Öffentlichkeit zugänglich und als Bodendenkmal eingetragen ist.

    Verpackt in eine informative Romanhandlung (zwischen 1919 und 1949) zeigt Caspari an individuellen Schicksalen anschaulich die Jahre zwischen den beiden Weltkriegen, die Anstrengungen, die die Rückkehr zur Normalität ermöglichen sollte, aber auch die verheerenden Auswirkungen, die das Erstarken des Nationalsozialismus für diese strukturschwache Region hatte.

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Bücherliebende, 06.02.2023

    Als Buch bewertet

    Anna-Maria Caspari hat mit "Ginsterhöhe" einen historischen Roman geschrieben, der mir das kleine Dörfchen Wollseifen näher gebracht hat. Wollseifen war eine Ortschaft auf der Dreiborner Hochfläche, die im heutigen Nationalpark Eifel lag. Einst lebte dort eine Dorfgemeinschaft, heute ist es nur noch eine Wüstung und erst seit 2006 für die Öffentlichkeit wieder zugänglich.
    Wie, wann und warum es dazu gekommen ist, das erzählt uns die Autorin in diesem Roman. Mir persönlich war das Schicksal von Wollseifen und seinen Bewohnern vorher nicht bekannt. Umso interessierter und gespannter habe ich diese Geschichte gelesen. Sehr gefallen hat mir dabei das Anna-Maria Caspari Fiktion und wahre Begebenheiten wunderbar zusammengeführt hat. Somit konnte ich durch die fiktiven Charaktere mir sehr anschaulich vorstellen, wie es den Menschen damals ergangen sein könnte.
    Ich habe die Figuren auf ihrem Weg sehr gerne begleitet, denn das Leben und die Schicksale jedes Einzelnen ist sehr realistisch dargestellt. Allerdings ist der Schreibstil etwas nüchtern und distanziert, sodass es mir manchmal schwer viel mit ihnen richtig mitzufühlen.
    Auch fand ich es traurig, dass wir öfters in der Geschichte große Zeitsprünge machen. Gerade in diesen fehlenden Zeiten wäre ich gerne bei den Figuren geblieben um ihre Charakterentwicklung noch besser nachvollziehen zu können.

    Insgesamt hat mir dieser Roman aber trotzdem sehr gefallen und wird mir noch lange im Gedächtnis bleiben. Zudem freue ich mich sehr, dass dies nur der erste Teil einer Trilogie ist und ich somit einige Figuren im nächsten Band wiedertreffen werde.
    Von mir bekommt dieses Buch eine Empfehlung, wenn ihr gerne gut recherchierte historische Romane lest und ihr mehr über ein verschwundes Dorf erfahren möchtet.

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  • 4 Sterne

    3 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Lars B., 08.01.2023

    Als Buch bewertet

    Spannende Familiengeschichte vor tragischem Hintergrund

    Bei Ginster muss ich immer zuerst an Thomas Manns Novelle „Der Tod in Venedig“ denken. So nachhaltig hat mich der Unterricht in der Schule damals geprägt.

    Mit Mann und dessen Novelle hat dieser Roman nicht das Geringste zu tun. Vielmehr handelt sich hier um die Geschichte und Schicksale verschiedener Familien im Dorf Wollseifen in der Eifel in den Jahren 1919 bis 1949.

    Beginnend mit dem Kriegsheimkehrer Albert Lintermann begleiten wir ihn und seine Familie über die Jahre. Der Leser:in erlebt einerseits wie der Fortschritt in Wollseifen Einzug hält, andererseits aber auch den Stimmungswechsel innerhalb der Dorfgemeinschaft durch die Machtergreifung der Nationalsozialisten. Mit dem Bau der Ordensburg Vogelsang verändert sich das Leben der Bewohner im Dorf für immer.

    Anna-Maria Caspari hat mit „Ginsterhöhe“ einen sehr unterhaltsamen Roman geschrieben, der über die gesamte Lesezeit gut unterhält. Zwar begegnen dem Leser:in einige stereotype Charaktere, sowie schon häufig ähnlich erlebter Konflikte, aber dies tut dem Lesespaß keinen Abbruch. Der realistische Schreibstil fesselt und die Personen wachsen einem richtig ans Herz.

    Eine der großen Stärken des Romans ist die Geschichte Wollseifens und das damit verbundene Schicksal des Dorfes. Hier erfährt der Leser:in weitgehend unbekannte Informationen über die Deutsche Geschichte.

    Das überwiegend gelbe gehaltene Buchcover ist ein Hingucker, der einem im Buchhandel direkt auffällt.

    Fazit: „Ginsterhöhe“ ist ein spannender und vor allem unterhaltsamer Roman geworden. Er sorgt für vergnügliche Lesestunden in der dunklen Jahreszeit. Leseempfehlung!

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  • 5 Sterne

    Sagota, 19.02.2023

    Als Buch bewertet

    "Ginsterhöhe" stammt aus der Feder von Anna-Maria Caspari, deren Autorinnenname ich mir ab sofort merken werde, da sie es im vorliegenden Roman sehr verstanden hat, das Schicksal der Bewohner (und des Dorfes Wollseifen selbst) im teils unseligen 20. Jahrhundert auf spannende, gut recherchierte und mit historischen Fakten versehene Weise nachzuzeichnen.

    Erschienen ist der Roman im Ullstein-Verlag (400 Seiten, brosch., 2022) und sehr empfehlenswert ist es m.E. für alle, die gerne Romane lesen, in denen sich reale historische Fakten mit Fiktion auf spannende und gut lesbare Art mischen.


    Wollseifen, Nordeifel, 1919:


    Albert Lintermann kehrt aus den Schützengräben des 1. Weltkrieges zurück; am Leben, jedoch versehrt und im Gesicht schwer gezeichnet. Sein Freund Hennes konnte die Rückkehr nicht mehr erleben: Er fiel im Krieg und hinterlässt Leni, seine Verlobte und eine Tochter, deren Bekanntschaft er niemals wird machen können...

    Vom Vater abgeholt, ist Albert kaum zu Hause, als er bereits die Erstarrung von Bertha, seiner jungen Frau, erleben muss, die sich fortan für längere Zeit von ihm abwendet. Er überbringt Leni, der Verlobten von Hennes, die ihn ganz normal behandelt und froh ist, dass der Freund wenigstens überlebte, die bittere Nachricht vom Tode Hennes.


    Der Roman ist in Teil I bis III zeitlich gegliedert und die dunklen Wolken (Inflation, hohe Arbeitslosigkeit, Erstarken des Nationalsozialismus) fühlt man zum einen bereits heraufkommen, zum anderen werden sie von der Autorin sehr gut beschrieben: Wollseifen ist ein traditionelles Eifeldorf, in dem die Einwohner gerne leben, es viel Gemeinschaftssinn gibt und die Bewohner mit ihrem Auskommen und Leben zufrieden sind, auch wenn der Boden karg und das Klima rau ist. Ein Mann, der ein großes Gut übernommen hat und fortan "dazu gehören" will; wohlhabend ist, ist Meller - allerdings macht er sich von Beginn an gemein mit den Nationalsozialisten, ist antisemitisch eingestellt und trotz all seiner Bemühungen wird er mit Vorsicht genossen, da er auch als unberechenbar und skrupellos gilt.

    Im Verlauf des Romans wirft er ein Auge auf Leni - und will ihr Ja zu einer Heirat erzwingen, indem er um sie wirbt: Nach der Hochzeit wird sie einen wenig sie umschmeichelnden, sondern eher einen widerwärtigen Nazi zum Manne haben.


    Man erfährt im Roman, wie sich das Dorfleben gestaltet, wie schwer die Arbeit ist mit Land und Vieh; aber auch von Festen und Brauchtum, das sicher noch heute in den Dörfern der landschaftlich schönen Eifel gepflegt wird. Ich hatte beim Lesen besonderes Interesse an der Beschreibung der Arbeit in der Landwirtschaft (damals noch mit einfacheren Mitteln als heute), da mein Großvater ebenfalls Landwirt in derselben Zeitspanne gewesen ist. So habe ich "von Haus aus" (ohne ihn leider kennengelernt zu haben) großen Respekt vor dieser Arbeit, die auch den Kindern vieles abverlangte (z.B. die Kühe auf die Weide zu bringen, bevor sie in die Schule gehen durften, so hat es mir meine Mutter erzählt).


    Mit Silvio, Kneipenwirt und bester Freund von Albert, gehen wir auf Schmuggeltour nach Belgien, um z.B. dem Lehrer des Dorfes, Faßbender, seinen Café und seinen Tabak mitbringen zu können. Es werden Feste gefeiert und Hochzeiten, und nachdem Albert sich in Bonn von einem hervorragenden Chirurgen operieren lässt und wieder "ansehnlicher" aussieht, nähert sich ihm auch Bertha wieder an; die Familie wächst: Zu Anne-Marie, der ältesten Tochter, gesellen sich zwei Söhne...


    Die historischen Fakten (wie die Bücherverbrennung, Reichskristallnacht, Einmarsch in Polen am 1. September 1939 wie auch der Anschluss Österreichs etc.) entnehmen wir den Tagebucheinträgen des Dorflehrers Faßbender, der sich zunehmend sorgt und sich fragt, "wo dies enden solle" - ein Freigeist, der mir sehr sympathisch war (zum Glück für ihn blieb es ihm durch seine Pensionierung erspart, die fragwürdigen Unterrichtspläne der Nazis umzusetzen).


    Wir lernen einige starke Persönlichkeiten und deren Schicksale kennen; allen voran Leni, aber auch "die Gräfin", die alleine mit einigen Bediensteten und einer behinderten Tochter ein großes Gut bewirtschaftet und sich mit Pferdezucht erfolgreich über Wasser hält - bis zum Zeitpunkt zumindest, als die Nazis aufmarschieren - und den Untergang eines Landes herbeiführten. Lenis Tochter Hildegard, die Tochter von Hennes, hat mich sehr fasziniert, da sie Trost und Kraft durch "Handauflegen" Mensch und Tier spenden konnte: Solche Menschen mit 'heilenden Händen' gibt es in der Tat.

    Brutalität und Grausamkeit sowie Verblendung der Nazi-Propaganda wird im Roman von Meller personifiziert; ein hintertriebener, schwacher und unheilvoller Charakter, der selbst seinen Sohn Siegfried ins Verderben stürzt...


    So verfolgt man die jeweiligen Schicksale der Dorfbewohner und erlebt die Evakuierung mit, die mit dem Bau der Schulungsanlage "Vogelsang" - eine Burg, die die Nazis einen Steinwurf von Wollseifen entfernt errichteten, nach dem Kriege mit (auch im Krieg fielen etliche Bewohner des Dorfes den Bombardements zum Opfer). Die Dorfbewohner müssen ihren Ort zurücklassen - und hoffen, wiederkommen zu können. Was niemals mehr der Fall sein wird, da das Gelände zum Truppenübungsplatz der Briten und dann der Belgier als Sperrgebiet ausgewiesen wird: Erst seit 2006 ist es möglich, die kläglichen Überreste von Wollseifen, einem einst blühenden Dorf in der Nordeifel, erwandern zu können. Lediglich eine kleine Kapelle und ein Trafohäuschen sind davon geblieben.


    Fazit:


    Mich hat dieser Roman aus den genannten Gründen heraus (und da ich mich ohnehin für Zeitgeschichte sehr interessiere) sehr berührt; ich kannte die Geschichte bisher nicht und spreche der Autorin meinen Dank für diesen sehr gelungenen Roman aus, der historische Fakten mit fiktiven BewohnerInnen verwebt und Wollseifen für einige Lesestunden, die sich lohnen, sozusagen wiederauferstehen lässt. Ein Dorf, dem die Geschichte des 20. Jahrhunderts mit zwei Weltkriegen übel mitspielte - und am übelsten seinen tapferen BewohnerInnen! Eine absolute Leseempfehlung und 5 * gibt es von mir für diese historisch interessante und auf Fakten basierende berührende Geschichte!

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  • 5 Sterne

    Marion M., 21.12.2022

    Als eBook bewertet

    Portrait des Untergangs eines Dorfes
    Schwer versehrt an Leib und Seele kehrt Albert Lintermann nach dem Ersten Weltkrieg auf seinen Hof in Wollseifen in der Hocheifel zurück, den er zusammen mit seinen Eltern bewirtschaftet. Sein bester Freund ist gefallen, seine Frau reagiert mit Ekel und Ablehnung auf sein entstelltes Äußeres.
    Trotzdem findet Albert nach und nach durch Arbeit und durch seine Freunde in die Dorfgemeinschaft zurück und bringt den Hof zu neuer Blüte. Doch dunkle Ereignisse werfen ihre Schatten voraus, die Nationalsozialisten werden immer mächtiger und wählen schließlich ausgerechnet einen Ort ganz in der Nähe aus, wo sie ein Schulungszentrum errichten. Als der Zweite Weltkrieg ausbricht, nehmen die Alliierten die Region besonders ins Visier.

    Die Geschichte des Dorfes Wollseifen, dem seine Nähe zum Reichsschulungszentrum Vogelsang zum Verhängnis wurde, wird hier grandios und schnörkellos erzählt. Die Autorin verbindet Familiengeschichte und Gesellschaftsroman und bettet sie ein in die historischen Ereignisse um das Dorf Wollseifen. Sehr strukturiert und manchmal regelrecht nüchtern beschreibt sie die Geschichte des Dorfes, versteht es aber außerordentlich gut, die Spannung unterschwellig und subtil aufzubauen. Die gelingt meines Erachtens vor allem mit den Einschüben des Tagebuchs des Lehrers Faßbender, der die Ereignisse emotional beschreibt und klug kommentiert. Der Leser erhält so einen intimeren, einfühlsameren Blick auf das Geschehen und die unterschwelligen Gefühle der Menschen als durch die mitunter eher sachliche Perspektive der eigentlichen Geschichte.

    Formal ist die Erzählung in drei Teile gegliedert. Der erste beschreibt die Zeit nach Alberts Rückkehr, die trotz Rezession eine Zeit des Aufbaus und der Blüte ist. Im zweiten Teil kommen die Nationalsozialisten an die Macht und gewinnen auch immer mehr Einfluss im Dorf. Der dritte Teil schließlich beginnt mit dem Krieg und endet mit der Besieglung des Schicksals des Dorfes. Dabei stehen immer die Menschen im Dorf im Mittelpunkt, die eigentlich nur eines wollen: in Ruhe leben, arbeiten und ihre Kinder großziehen. Auffällig und beeindruckend ist der große Zusammenhalt, der sich durch alle Zeiten zieht. Mich begeisterten vor allem diese kleinen, alltäglichen Dinge, wie die für mich sehr authentischen Beschreibungen des dörflichen Alltags, der harten Arbeit, aber auch der Hilfsbereitschaft und der großen Bauernschläue, die die Bewohner immer eine Lösung finden lassen. Die Dorfbewohner beweisen auch, dass sich Tradition und Moderne keineswegs ausschließen. Auf der einen Seite sind sie traditionell, naturverbunden, gläubig, auf der anderen Seite treiben sie den Fortschritt voran, glauben an die modernen Errungenschaften wie Elektrizität und fließendes Wasser und haben sogar ein Kaufhaus. Für sie geht es immer weiter und es ist selbstverständlich, dass man einander hilft.

    Das Buch lebt von den Beschreibungen der Dorfgemeinschaft und des Miteinanders, aber auch in großem Umfang von den einzelnen Charakteren, die vielschichtig und tiefgründig aufgebaut sind. Sicherlich gibt es auch Nebenfiguren, von denen manche nicht wieder auftauchen, andere hingegen treten in unterschiedlicher Gewichtung noch einmal ins Rampenlicht. Hauptfigur und Fokus der Geschichte ist Albert Lintermann, an dessen Figur man nicht nur die Traumata eines Menschen aufgezeigt bekommt, der im ersten Weltkrieg gekämpft und einen zweiten erleben muss, sondern an dem man auch sieht, wie jemand immer wieder Rückschläge erleidet und doch nie den Fleiß, die Hoffnung und die Fähigkeit zu lieben verliert. Viel zu lachen hat Albert wahrlich nicht, er ist auch insgesamt kein fröhlicher Mensch und unterdrückt Gefühle eher, doch wie er neuen Lebensmut schöpft und immer wieder neu beginnt, ließ mich intensiv mit ihm mitfühlen. Im Laufe der Zeit treten seine Gefühle auch immer mehr an die Oberfläche, und je mehr er sie zulässt, desto emotionaler wird der Erzählstil. Dies äußert sich besonders in den Passagen, wenn es um seine Kinder oder um Leni geht, aber auch um die sterbenden Gefühle für seine Frau Bertha, die mir nebenbei bemerkt mit ihrer Oberflächlichkeit und Wehleidigkeit ziemlich gegen den Strich ging. Andere starke Charaktere sind zum Beispiel Lenis Tochter Hildegard oder Marie Felten, deren Schicksal mich ebenfalls sehr berührt hat. Deren Geschichte wird unabhängig von Alberts in nebeneinander laufenden Handlungssträngen erzählt, ist aber gut eingebunden in die Hauptgeschichte und spannend im Kontext des Dorfes.

    Fazit: Fesselnde Darstellung des Schicksals des Dorfes Wollseifens und seiner Bewohner, die durch tiefgründige Charaktere und Authentizität besticht. Besonders durch die einfühlsame Beschreibung der Schicksale des Einzelnen wird die Tragik greifbar und die Geschichte lebendig. Liest sich nicht einfach so herunter, sondern hallt nach und macht nachdenklich.

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  • 5 Sterne

    Magnolia, 29.12.2022

    Als eBook bewertet

    Albert Lintermann wird von seinem Vater heimgeholt, der erste Weltkrieg ist vorbei, der junge Soldat, der immer viel lieber Bauer war, ist schwer versehrt. Und das sieht man ihm auf den ersten Blick auch an. Seine Berta wendet sich mit Entsetzen ab, sie kann sein zerschossenes Gesicht nicht ertragen. Ganz anders Leni. Sie heißt Albert willkommen, er bringt ihr einen Bleistiftstummel und eine Uhr, die letzten Dinge von seinem Freund, von Lenis Verlobtem und Vater ihrer Tochter Hildegard.

    Albert kämpft sich zurück ins Leben, es kehrt sowas wie Alltag ein, auch wenn sein Weg ein beschwerlicher ist. In seiner zupackenden und fortschrittlichen Art bringt er so einiges zustande. Die Leute im Dorf akzeptieren und schätzen ihn, durch sein Zutun lebt es sich in Wollseifen dank Elektrizität und Wasserversorgung sehr viel angenehmer. Doch immer mehr drängt sich der mit Vorsicht zu genießende Meller ins Dorfgeschehen.

    Der Roman basiert auf wahren Begebenheiten, die Personen sind fiktiv. Die Gegend im Wollseifen wurde nach der Machtergreifung Hitlers zu einem von drei Standorten als Schulungslager für die Nazi-Elite auserkoren. Die Bauern mussten ihr Land abgeben, die neuen Machthaber brauchten Platz.

    Vor diesem Hintergrund ist Anna-Maria Caspari eine bewegende Geschichte über Liebe und Hass, über Ausgrenzung und grenzenloser Bösartigkeit, über Menschenverachtung und Hinterlist, aber auch um Zusammenhalt und bedingungsloser Liebe in unruhigen Zeiten gelungen. Albert erlebt nicht nur einen Krieg, den er gerade mal so überstanden hat. Seine körperlichen und seelischen Wunden hat er mit eisernem Willen bekämpft und nun muss er zusehen, wie seine Kinder erneut in einen Krieg hineingezogen werden.

    Zwischendurch lese ich aus den Aufzeichnungen des Lehrers Faßbender, der über das Dorfleben berichtet. Es sind beileibe keine Banalitäten, er schreibt und beschreibt in Briefform von den politischen Ereignissen. Von denen, die es ehrlich meinen und von den anderen, den Emporkömmlingen, die um ihres eigenen Vorteils willen keinerlei Rücksichten auf die Befindlichkeiten anderer nehmen.

    Das Cover zeigt auf den ersten Blick eine Idylle, das Dorf hat eher wenig Platz. Nach dem Lesen weiß man, dass es dem Untergang geweiht ist, es ist verschwunden.

    „Ginsterhöhe“ ist eine tief bewegende Geschichte, leise und eindringlich erzählt. Ein aufwühlendes, ein herausragendes Zeugnis einer Zeit, die lange vorbei ist und doch nie vergessen werden darf. Mit Albert und seiner Familie, mit seinen Freunden und deren Anhang habe ich dunkle und hoffnungsvolle Momente erlebt. Anna-Maria Caspari ist es gelungen, all dies in Worte zu verpacken – ungeschönt und doch nicht zu grausam. Ein Roman vor realem Hintergrund, der lange nachhallt. Sehr lesenswert, sehr empfehlenswert.

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  • 5 Sterne

    lisbethsalander, 04.01.2023

    Als Buch bewertet

    Ein großartiges Stück Zeitgeschichte
    Anna-Maria Caspari nimmt uns in ihrem Roman, der allerdings auf wahren Begebenheiten beruht, mit in ein kleines Dorf in der Eifel. Im Mittelpunkt steht der Jungbauer Albert, der mit einer grauenhaften Verletzung aus dem Ersten Weltkrieg heimkehrt, die sein Gesicht zu einer schrecklichen Fratze entstellt hat. Sogar seine eigene Frau Bertha wendet sich von ihm ab. Albert leidet verständlicherweise sehr darunter. Einer der wenigen Strohhalme, die ihn am Leben erhalten, sind neben seinem kleinen Sohn Karl, die nicht zu leugnende Nähe zu der Witwe seines besten Freundes, der im Krieg gefallen ist. Leni hat offenbar mit Alberts Verletzung überhaupt keine Probleme, was für mich von Anfang an einen eindeutigen Liebesbeweis darstellt. Doch den Konventionen entsprechend bleibt Albert bei seiner Frau Bertha, und so wendet sich Leni einem anderen Mann zu, einzig und allein um materiell versorgt zu sein. Ihr neuer Ehegatte, Johann Meller, ist allerdings ein überzeugter Nationalsozialist, und da wir uns mittlerweile im Roman in den Dreißigerjahren befinden, leiden im Dorf alle, die vermeintlich anders sind, ob es nun Juden, Behinderte oder andere Angehörige einer Minderheit sind. Leider traut sich auch offiziell keiner der Dorfbewohner gegen die neuen Machthaber Stellung zu beziehen, und so passiert das eine oder andere menschliche Drama, auf das ich hier nicht weiter eingehen möchte, um die Spannung nicht kaputt zu machen. Anna-Maria Casparis Schreibstil ist extrem flüssig und angenehm, und ich war sofort in der Geschichte drin. Ihre Charaktere sind sehr authentisch gezeichnet, ich fühlte mich den Protagonisten durchweg nahe und konnte alles gut nachvollziehen. Zwar hatte ich, was den Spannungsfaktor betrifft, ein paar Startschwierigkeiten, doch spätestens nach dem ersten Drittel nimmt die Geschichte so an Fahrt auf, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte und in einem Rutsch durchgelesen habe. Der Autorin ist hier aufgrund großartiger Recherche ein hochinteressantes Stück Zeitgeschichte eingebettet in einen extrem abwechslungsreichen Roman gelungen. Danke für perfekte Leseunterhaltung, dafür gibt es von mir selbstverständlich die volle Punktzahl und eine absolute Leseempfehlung!

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  • 5 Sterne

    Sommer, 16.01.2023

    Als Buch bewertet

    Eindrucksvoller Roman

    Albert Lintermann kehrt aus dem ersten Weltkrieg zurück in sein Heimatsorf Wollseifen. Doch in die Freude der Heimkehr mischt sich ein bitterer Beigeschmack, denn sein Gesicht wurde im Gefecht stark verletzt, er hat eine entstellte Gesichtshälfte, außerdem musste er zusehen, wie sein bester Freund Hennes starb. Hannes hinterlässt seine Freundin Leni und die kleine Hildegard, die er nie kennengelernt hat.
    Alberts Frau Bertha ist entsetzt, als sie ihren ehemals so hübschen Mann sieht, sie zieht sich im komplett zurück. Der kleine Karl, Alberts Sohn, nimmt es schnell hin. Da viel auf dem Hof liegen geblieben ist in seiner Abwesenheit hat Albert erstmal viel zu tun, das Leben muss weitergehen.
    Als Johann. Eller in das kleine Dörfchen kommt, findet schnell ein Wechsel statt, der die Weichen stellt. Die Weichen in ein Nationalsozialisten geprägtes Deutschland. Albert und Bertha bekommen noch 2 weitere Kinder, Leni heiratet Meller, der um sie wirbt, um versorgt zu sein, und das Dorf hat sich vorerst von den Entbehrungen des Krieges erholt. Silvio, Alberts Freund und Vertrauter, vergrößert sich.
    Doch der bevorstehende Krieg rückt näher, und Meller hat dafür gesorgt, dass das kleine Dörfchen in den Fokus rückt. Es soll ein Ausbildungslager entstehen…..

    Ginsterhöhe schildert sehr eindrucksvoll wie das Leben für die einfachen Menschen damals gewesen sein muss. Albert war nicht der einzige, der versehrt aus dem Krieg kam, und mitansehen muss, wie die eigenen Söhne ein paar Jahre später ein ähnliches Schicksal erleiden müssen. Viele historische Fakten, nicht nur bezüglich des Krieges, auch aus der Eifelregion, rund um Vogelsang, fließen in die Handlung mit ein.

    Mir persönlich hat der Roman sehr gut gefallen, ich habe mit den meisten Personen mitgelitten und gerne weiterverfolgt wie ihr Leben verlief. Die Autorin Anna-Maria Caspari bedient sich dabei eines unaufgeregten Erzählstils, den ich sehr angenehm empfand, denn die Handlung ist schon emotional genug.
    Ein Roman, der mir einige schöne Lesestunden bescherte und mir nachhaltig in Erinnerung bleiben wird. Da es sich um den Beginn einer Trilogie handelt, darf ich mich auf 2 weitere Teile freuen.

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  • 4 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Ruth L., 27.01.2023

    Als Buch bewertet

    Fiktion und historische Fakten
    1919 kehrt der junge Bauer Alfred Lintermann zurück in sein Heimatdorf Wollseifen in der Eifel. Er hatte Glück, viele Söhne aus dem Ort sind auf dem Schlachtfeld geblieben. Doch Albert ist an Leib und Seele verwundet. Eine Granate hat ihm das halbe Gesicht weggeschossen und sein langjähriger Freund ist neben ihm verblutet. Seine Frau Berta reagiert auf seinen Anblick mit Entsetzen. Dieser so schrecklich entstellte Mann ähnelt so garnicht mehr dem attraktiven Jungbauern, den sie geheiratet hat.
    Doch Albert lässt sich nicht unterkriegen. Voller Tatendrang macht er sich daran, den heruntergekommenen Hof wieder aufzubauen. Auch im Dorf verschafft er sich mit seiner zupackenden und freundlichen Art einen Platz. Unterstützung findet er bei seinem Freund, dem italienischstämmigen Dorfwirt und bei Leni, der Verlobten seines gefallenen Freundes.
    Das Leben normalisiert sich, auch wenn die Zeiten hart sind. Gemeinsam versucht die Dorfgemeinschaft, den Anschluss an die allgemeine Entwicklung voranzutreiben. Wollseifen wird an das Stromnetz angeschlossen und bekommt eine zentrale Wasserversorgung.
    Aber der aufkommende Nationalsozialismus macht auch vor dem kleinen Ort nicht Halt. Ein Mann der ersten Stunde ist Johann Meller, ein dubioser Städter, der hier einen Gutshof gekauft hat und große Sprüche klopft. Bald hat er einige Anhänger um sich geschart.
    Mitte der 1930er Jahre beschließen die Nazis aus der nahegelegenen Burg Vogelsang eine riesige Schulungsstätte für ihren Führungskader zu machen und einen Flugplatz zu bauen. Was am Anfang noch für Aufschwung in der Region sorgt, erweist sich während des Krieges als Verhängnis. Denn dadurch wird das Dorf mit seinem Wehrmachtsstützpunkt ein beliebtes Bombardierungsziel.
    Anna-Maria Caspari lässt anhand ihrer Figuren eine Dorfgemeinschaft über mehrere Jahrzehnte lebendig werden. Im Mittelpunkt steht der Kriegsheimkehrer Albert. Seine Erfahrungen im Schützengraben machen ihn gefeit gegen jegliche neue Kriegstreiberei. Er möchte nur noch in Frieden leben, sich um seine Familie und seinen Hof kümmern. Die große Politik ist ihm suspekt. Aber sein jüngster Sohn, indoktriniert durch Schule und Hitlerjugend, meldet sich freiwillig zum Kriegsdienst.
    Auch an anderen Dorfbewohnern zeigt die Autorin die politischen und gesellschaftlichen Veränderungen. Da gibt es ein behindertes Mädchen, das in ein Heim abgeschoben wird, eine Halbjüdin, die sich verstecken muss.
    Immer wieder gibt es Menschen, die sich um andere kümmern und solche, die nur ihren Vorteil sehen und ihre Macht ausnützen. Geschichte wird erfahrbar an persönlichen Schicksalen.
    Auch der Alltag, die Sorgen und Nöten eines Bauern, ebenso seine Liebe zu Hof und Vieh nehmen einen breiten Platz ein im Roman.
    Das alles beschreibt Anna-Maria Caspari in einem ruhigen und unaufgeregten, fast nüchternen Schreibstil, ohne Kitsch und Pathos. Trotzdem berührt das Schicksal der Menschen den Leser. Mit Spannung verfolgt man den Weitergang der einzelnen Figuren, die glaubwürdig und authentisch rüberkommen.
    Die dazwischengeschobenen Tagebuchaufzeichnungen des Dorfschullehrers, datierend vom Februar 1919 bis Dezember 1944, geben einen direkten Einblick in den Alltag und dessen Wandel. Diese Passagen wirken emotionaler als der eher sachlich gehaltene Erzähltext.
    „ Ginsterhöhe“ ist ein unterhaltsamer und bewegender Heimatroman, der Fiktives mit historischen Fakten verwebt und so Zeitgeschichte lebendig werden lässt. Da der Roman Teil einer Trilogie sein soll, darf sich der Leser auf weitere spannende und emotionale Lesestunden freuen.
    Die in der Eifel lebende Autorin ließ sich von der Geschichte des Dorfes Wollseifen zu ihrem Roman inspirieren. In einem Nachwort erzählt sie davon. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der ganze Komplex der NS- Ordensburg Vogelsang von den britischen Streitkräften übernommen, die im umliegenden Gelände einen Truppenübungsplatz errichteten. Die Einwohner von Wollseifen, die gerade begonnen hatten, ihr in Schutt und Asche liegendes Dorf wieder aufzubauen, mussten ihre Heimat verlassen. Seit der Gründung des Nationalparks Eifel im Jahr 2006 befindet sich dort eine Dauerausstellung, die zeigt, wie vielfältig das Dorfleben damals war.
    Lobenswert sind die schön gestalteten Umschlagklappen, die mit einer Karte der Region und alten Photos von Wollseifen die Geschichte noch stärker veranschaulichen.

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  • 5 Sterne

    Barbara H., 02.01.2023

    Als Buch bewertet

    Das Buch Ginsterhöhe von Anna-Maria Caspari spielt in der Eifel.
    Albert kehrt nach dem 1. Weltkrieg schwer entstellt zu seiner Familie nach Wollseifen zurück. Seine Eltern sind froh, dass er wieder da ist und auf dem Hof helfen kann. Seine Frau Bertha ekelt sich allerdings vor ihm und sein kleiner Sohn Karl tut sich anfangs auch schwer.
    Obwohl Albert am Anfang die Öffentlichkeit am liebsten meiden würde, packt er auf dem Hof schnell wieder richtig mit an. Nach und nach traut er sich auch wieder ins Dorf und gewinnt an Selbstvertrauen. Als die Familie wächst, lässt er sich von einem Spezialisten sein Gesicht operieren.
    Mit der Unterstützung der Familie wird der Hof größer und moderner und auch im Dorf gibt’s Fortschritte. So fern ab von der Großstadt glauben sie sich in Sicherheit, als Adolf Hitler an die Macht kommt. Doch ausgerechnet hier wird ein Schulungszentrum der Nazis gebaut und auch ein Flughafen soll entstehen. Und plötzlich ist das kleine Dorf Wollseifen voll mit Arbeitern und Nazis.
    Mich hat dieses Buch sehr beeindruckt. Hat es mir doch schon wieder ein Stück Geschichte präsentiert, die ich so nicht kannte. Denn dieser Roman basiert auf wahren Begebenheiten.
    Anna-Maria Caspari beschreibt so spannend die Jahre zwischen dem ersten und zweiten Weltkrieg, dass man das Buch eigentlich nicht mehr aus der Hand legen möchte. Mir haben auch die Protagonisten sehr gut gefallen und ich hoffe sehr, dass es in dem zweiten Eifelband ein Wiedersehen mit ihnen gibt.

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