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  • 4 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Lea O., 09.05.2021

    Wer etwas über die berühmte Hannah Arendt wissen will, ist mit diesem Buch sehr gut dran. Ich fand es sehr spannend, ihre Gedanken und Gefühle an verschiedenen Stationen in ihrem Leben kennenzulernen. Dafür gebe ich vier Sterne.
    Das Buch erzählt von Hannah Arendts Reise 1975 in die Schweiz, wo sie viele Urlaube verbracht hat. Aber von dort erinnert sie sich in ihren Gedanken an bewegte Stellen in ihrem Leben, zum Beispiel zum Eichmann-Prozess nach Jerusalem, nach Berlin und Paris, nach Marseille und in die USA.
    Das Buch ist in drei Teile eingeteilt und wechselt zwischen den verschiedenen Orten und Jahren hin und her. Die Wechsel sind gut gelungen, ich habe mich damit nicht überfordert gefühlt. Die Abwechslung erhält die Spannung der Geschichte und es wird nicht langweilig. Ein bisschen Probleme hatte ich mich den ganzen Nebenfiguren, ich weiß nicht, ob ich mich da nicht genug konzentriert habe, oder ob es einfach zu viele sind, aber ich war mir gerade bei den männlichen Namen nie so ganz sicher, wer es wirklich war. Aber groß gestört hat mich das nicht.
    Der Schreibstil ist dem Buch angemessen, finde ich, also schon nicht ganz so einfach aber trotzdem gut zu lesen. Das Buch hat auch 500 Seiten, also allzu schnell ist man nicht durch. Am interessantesten war es einfach, diese tolle Frau näher kennenzulernen und verschiedene Facetten von ihr zu sehen. Ich wusste vorher noch nicht allzu viel von Hannah Arendt und finde dieses Buch sehr gut, um einiges von ihr zu lesen, auch wenn natürlich ihre Biografie noch deutlich vielfältiger ist. Deswegen gebe ich gerne eine Leseempfehlung.

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  • 5 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    anonym, 23.02.2021

    sehr Akribische Ausarbeitung
    Hannah Arendt, die Kritische Denkerin und Philosophin, wird hier auf ihrer letzten Reise ins schweizerische Tessin begleitet. Das Buch spielt im Jahr 1975, dem Todesjahr Hannah Arendts. Im Buch von Hildegard Keller schlüpft die Autorin in die Person der bekannten Journalistin und blickt in ihrer Rolle wichtigen Stationen ihres Lebens zurück.
    Ganz schön viel Rauch und Zigaretten, so war das damals noch und auch das Denken Hannah Arendts geprägt von Begegnungen mit wichtigen Personen der Zeitgeschichte und den Brüchen, die sie als Jüdin in der Zeit des Nationalsozialismus und in der journalistischen Begleitung des Eichmannprozesses in Jerusalem widerfahren hat. Eine sehr anschauliche und lehrreiche Betrachtung angereichert mit zahlreichen wunderbaren Zitaten Arendts und Zeitgenossen.
    Was wir scheinen … oder scheinen wir was? Diese doppelte philosophische Fragestellung blickt uns als Spiegelbild vom Cover entgegen und wird so über den fiktiven biographischen Lebensrückblick Hannah Arendts gestellt über ihr Sein und auch was schein gewesen ist, dem geht die Autorin mit sehr viel Einfühlungsvermögen auf den Grund.
    Das Buch stellt ein reflektierendes Selbstgespräch dar, in dem Hannah Arendt ihr Leben betrachtet, spannend diese Perspektive einzunehmen.
    Man spürt dem Buch ab, wie akribisch sich die Autorin in das Leben, Denken und Werk, der heute schon ein wenig in Vergessenheit geratenen jüdischen Denkerin eingearbeitet hat und mit viel Detailkenntnis ihre Reise von New York ins Tessin ihr Leben nachzeichnet. Es lohnt sich sie auf diese Reise als Leser zu begleiten.

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  • 4 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    KleineHexe, 06.09.2021

    Ein intelligentes Porträt

    Über Hannah Arendt bin ich während des Studiums immer wieder gestolpert, allerdings habe ich mich nie dazu überwinden können, ein Werk von ihr zu lesen. Durch Zufall bin ich auf diesen biographischen Roman gestoßen und habe mich gefreut, hier eine Lücke schließen zu können.

    Der fast 600 Seiten starke Roman (ohne Fotos, vermutlich um die Abgrenzung zu einer Biographie zu schaffen) ist komplex und sehr detailliert. Kellers Text ist sehr dicht und gerade für LeserInnen, die weniger Hintergrundwissen über Hannah Arendts Leben und Werk bzw. Philosophie im Allgemeinen haben, stellt die Einordnung der Fülle an Namen und Informationen, an Spitznamen und Textbrüchen eine Herausforderung dar. Es ist hilfreich, sich zusätzliche Informationen zur Einordnung zu besorgen und es braucht eine gewisse Zeit, bis man sich an diesen anspruchsvollen und ungewöhnlichen Schreibstil gewöhnt hat. Man sollte sich vor dem Kauf auch klar darüber sein, dass man keine Biographie zu erwarten hat.

    Im Roman begleitet man die Philosophin auf ihre letzte Reise 1975 von New York in die Schweiz – im Gepäck: viele Bücher und noch mehr Erinnerungen. Durch diese letzten erholsamen Wochen kurz vor ihrem Tod wird Arendts Alltag beschrieben, aber auch Erinnerungen an vergangene Lebensstationen, besonders an die Zeit ihrer Immigration, an ihre Beziehungen, aber auch an weiter zurückliegende Erlebnisse.

    Insgesamt wird ein komplexes Bild einer sehr interessanten, intelligenten und unabhängigen Frau gezeichnet – man erhält (auch durch die eingefügten Originalzitate) einen guten Einblick in ihre Ansichten. ihre Theorie, ihr Denken. Genauso wie durch eingearbeiteten Dialoge, die ihre Kommunikation mit vielen Persönlichkeiten ihrer Zeit aufzeigen. Und auch die Kritik an Arendts Positionen lässt Keller nicht aus.
    Zusammenfassend ist Keller durch ausführliche Recherche ein einfühlsames und umfassendes Porträt gelungen, das einem eine komplexe Persönlichkeit viel näher bringt, aber aufgrund des Schreibstils sicher nicht für jeden gut geeignet ist. Wenn man sich aber auf den Text einlässt, bekommt man viele Denkanstöße und Lust darauf, Originaltexte von Arendt zu lesen. Ich vergebe daher 4 Sterne.

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  • 3 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Martina E., 24.02.2021

    „Was wir scheinen“ ist der erste Roman von Literaturprofessorin und -kritikerin Hildegard E. Keller und befasst sich mit der politischen Theoretikerin und Publizistin Hannah Arendt. Von 2009 bis 2019 war Hildegard E. Keller Jurorin beim Ingeborg-Bachmannpreis in Klagenfurt.

    „Was wir scheinen“ ist ein Roman. Die in ihm erfundenen Welt ist von historischen Fakten inspiriert, durch Recherchen in historischen Quellen gestützt und insgesamt doch eine Schöpfung der Autorin.“

    Es fällt anfangs schwer, der Hauptfigur nahe zu kommen. Die Geschichte wird in zwei Handlungssträngen erzählt und führt in unterschiedliche Jahrzehnte und Lebensabschnitte. Der Roman startet mit der Reise nach Tegna am 25. Juli 1975 und einem letzten Sommer. „Immer wieder adoptierte der Traum Satzfetzen. Welcher Instinkt leitete ihn? Wie schon so oft hatte sie die Stimme mit dem rollenden R gehört, die Stimme aus dem Glaskasten oder auch vom Tonband.“ Der zweite Handlungsstrang beginnt in Manhattan 1941 und befasst sich mit der Flucht und dem Ankommen. Als roter Faden erweist sich bald der Eichmann-Prozess. Die Eindrücke von Journalistin und Gerichtsbeobachterin Hannah Arendt finden sich in Leben und Werken wieder. Erinnerungen an den Strafprozess und Verbrecher im Glaskasten verfolgen sie bis ins hohe Alter. Der Erzählstil hat etwas Unnahbares. Geschichtliches wird in Dialoge verpackt, Themen wechseln, Gespräche ufern aus. Der Fokus liegt so sehr auf den Dialogen. Herausstechen besondere Begegnungen, wie im Museum. Hannahs direkte Art auch beim Schreiben macht sie sympathisch. Heinrich und sie sind ein interessantes Paar. Schnupper und Stups, die Spitznamen untermalen das Warmherzige. Highlights sind auch die Gedichtfragmente, die immer wieder in die Geschichte eingestreut werden. Wegbegleiter, Loyalität und Freundschaft spielen eine wichtige Rolle. Hannahs Einsatz für die Wahrheit beeindruckt. „Wenn Sie sich dem Selberdenken verschreiben, werden Sie die Leute verwirren. Nicht per se durch das, was Sie denken, sondern durch die Tatsache, dass Sie selber denken.“ Der Schlagabtausch mit den Studenten ist unterhaltsam. Hannahs Ansichten geben Denkanstöße und animieren dazu, die Perspektive zu wechseln. Manchmal ist das Band zwischen Leser und Roman bzw. Hauptfigur etwas fadenscheinig. Die streitbare, eigenwillige Hannah gefällt.

    Das Cover setzt den Fokus auf den Titel. Die Gestaltung ist zu blass und unauffällig. Ein Untertitel mit einem Hinweis auf Hannah Arendt hätte zusätzliches Interesse wecken können. „Was wir scheinen“ hat nicht die erwartete Intensität und droht öfters den Leser zu verlieren. So manches Zitat hinterlässt Eindruck. „Vielleicht ist das, was einem Menschen geschieht, nur dazu da, seine Eigentümlichkeit zu vollenden.“

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  • 5 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    AnnaMagareta, 14.02.2021

    Eine Lebensreise

    „Was wir scheinen“ ist das Debüt der Schweizer Autorin, Literaturwissenschaftlerin und Literaturkritikerin Hildegard E. Keller.

    Ich lese sehr gerne Biografien über starke Persönlichkeiten und das ist Hannah Arendt definitiv. Eine Frau, die als Querdenkerin wahrgenommen wurde, bekannt wurde mit ihrer Berichterstattung über den Eichmann-Prozeß und heute eine der bedeutendsten Frauen des 20. Jahrhunderts ist.
    In diesem Roman gibt die Autorin intensive und intime Einblicke in das Leben von Hannah Arendt. Sie berichtet nicht chronologisch, sondern springt zwischen den Zeiten und Orten hin und her. Die Handlung beginnt 1975 auf der Reise nach Tegna in einem Zug. Man durchlebt mit ihr die verschiedensten Stationen ihres Lebens, reist von Königsberg über Berlin und Paris nach New York und Jerusalem, Zürich, Basel und Rom wieder nach Tessin. Hannah Arendt wird in diesem Roman lebendig und ihr Drang unabhängig und frei zu sein ist spürbar. Dabei findet der Eichmann-Prozess natürlich auch Platz und man begegnet weiteren bekannten Persönlichkeiten des letzten Jahrhunderts.

    Der Erzählstil ist lebendig, Dialoge, Zitate und kurze Gedichte sorgen für Abwechslung.

    Genau wie das Buch begann, endet es auch: in einem Zug. Damit hat die Autorin einen wunderbaren Bogen gespannt und das Leben von Hannah Arendt geschickt eingerahmt.

    Ich habe mit diesem Roman eine ganz neue Seite von der unbequemen Querdenkerin und Philosophin kennengelernt. Sie hatte auch eine verletzliche und sanfte Seite, die die Öffentlichkeit nicht zu sehen bekam.

    Man merkt, dass Hildegard E. Keller für ihr Buch ausgiebig recherchiert hat und wer sich für interessante Persönlichkeiten des 20 Jahrhunderts interessiert, sollte dieses Buch lesen.

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  • 4 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Claudia R., 20.02.2021

    Auf Hannah Arendts Spuren

    Dieser Roman braucht Zeit: Zeit zum Lesen, Zeit zum Wirken-Lassen, Zeit zum Nebenbei-Recherchieren, Zeit zum Kennenlernen einer der bedeutsamsten Frauen des letzten Jahrhunderts. Die Autorin nimmt ihre Leser mit auf eine Reise durch viele Jahrzehnte des Lebens von Hannah Arendt. Wir starten am Ende und finden uns schnell in den Erinnerungen an verschiedene Lebensstationen wieder- Berlin, Paris, New York, Jerusalem u. a. , mitten in Begegnungen mit berühmten Personen und zeitgeschichtlichen Ereignissen. Hier wird das Lesen nicht immer einfach. Detailliert, unheimlich intensiv recherchiert, strömen diese Informationen auf den Leser ein, der gut beraten sei, sich viel Zeit zu nehmen, um alles zu erfassen. Eine Biografie in Romanform ist geeignet, hier und da einen Schritt neben das wirkliche Leben zu tun und Hannah in ihren Gedanken und Gefühlen zu zeigen, sie als Person selbst zu entwickeln. Das ist der Autorin außerordentlich gut gelungen. Ein am Ende angehängtes Glossar hätte dem Buch gutgetan und mir als Leserin so manche Internetrecherche erspart.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    yellowdog, 21.02.2021 bei bewertet

    aktualisiert am 23.02.2021

    Das Leben der Hannah Arendt

    Hildegard E. Keller ist eine bekannte Literaturkritikerin und hat auch ein beträchtliches Werk an literaturwissenschaftlichen Veröffentlichungen, aber Was wir scheinen ist ihr erster Roman. Er erzählt von Hannah Arendt, die eine bedeutende Denkerin und Stimme in der Philosophie des zwanzigsten Jahrhunderts war.

    Ich glaube, dass der Roman über Hannah Arendts Lebens mit Schwerpunkt nach dem Krieg bis 1975, auch für Leser geeignet ist, die Hannah Arendt nicht kennen. Obwohl es natürlich von Vorteil ist, Arendts Leben und Werk zumindest in groben Zügen zu kennen. Komplex und relevant genug ist es.

    Entscheidend ist, das hier schwerpunktmäßig Hannah Arendt in erste Linie als Mensch gezeigt wird.

    Als Jüdin flüchtete Hannah Arendt erst nach Paris, später in die USA. Erst war sie noch staatenlos, später bekam sie die US-Staatenschaft und fühlt sich auch als Amerikanerin.

    Der nicht linear erzählte Roman wechselt in Zeiten und Orten. Das funktioniert sehr gut.
    Hildegard E.Keller hat einen angenehmen Stil.Meisterhaft kann sie die Gedanken der Hauptfigur darstellen und auch die Dialoge sind großartig.

    Eine wichtige Passage im Buch ist Arendts Besuch in Jerusalem, wo sie den Prozess gegen Adolf Eichmann verfolgt und darüber ein bedeutendes, aber umstrittenes Buch schreiben wird.

    Sehr gefallen haben mir die Passagen mit Arendt als Dozentin in Berkeley.
    Hannah Arendt hatte Freundschaften mit bekannten Leuten wie Martin Heidegger, Karl Jaspers; Walter Benjamin, Ingeborg Bachmann und Mary McCarthy.

    Überraschend sind die Gedichte von Hannah Arendt, die im Buch verstreut auftauchen. Das gibt ihrer Persönlichkeit eine weitere, sanftere Note hinzu.
    Obwohl Hannah Arendts kämpferische und widerspenstige Art im Buch insgesamt vielleicht etwas zu wenig betont wird.

    Insgesamt entsteht ein gutes Gesamtbild der Persönlichkeit Arendts und ein Buch, das ich mit Vergnügen gelesen habe.

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  • 3 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    raschke64, 15.03.2021 bei bewertet

    1975: Hannah Arendt fährt wiederholt für einen Urlaub in die Schweiz. Auf der Reise dorthin und auch in dem kleinen Dorf kommen immer wieder Erinnerungen an ihr Leben, ihre Flucht, die verschiedenen Orte und Menschen zurück.

    Für mich war das Buch relativ schwer zu lesen. Ich hatte Hanna Arend eher zufällig über ein Kinderbuch kennengelernt und freute mich sehr, in dieser Romanbiografie mehr über die interessante Frau zu erfahren. Doch leider wurde daraus kein Lesevergnügen, sondern eher harte Arbeit. Dabei hatte das Buch einen sehr guten Stil. Die Autorin schreibt teilweise sehr poetisch und in Bildern, so dass ich mir die Orte und die Landschaft sehr gut vorstellen konnte. Leider funktioniert das bei den Menschen nicht. Man wurde schon im ersten Kapitel regelrecht mit Namen überhäuft. Das setzte sich weiter fort. Dabei waren es sowohl Vornamen, Nachname wie auch Spitznamen oder Kosenamen. Nur einige wenige berühmte Menschen erkannte ich auf Anhieb. Bei allen anderen musste ich langwierig recherchieren, was mich sehr vom Lesen ablenkte und irgendwann verlor ich deshalb die Lust und las dann eben teilweise über unbekannte Personen. Gleiches ereilte mich bei den Texten/Textteilen in verschiedenen Sprachen. Anfangs versuchte ich, alles zu übersetzen. Das habe ich ebenfalls irgendwann gelassen. Erschwert wurde das Ganze, dass innerhalb der Kapitel mit den Rückblenden weitere Rückblenden vorkommen. So wusste ich zeitweise nicht einmal, über welche Zeiträume geschrieben wurde. Alles in allem hat mich das enttäuscht und ich kann eine Leseempfehlung nur für jemanden aussprechen, der sich mit Hannah Arendt schon intensiv auseinandergesetzt hat und eine ganze Menge an Vorkenntnissen mitbringt. Ein Personenregister im Buch wäre sehr hilfreich gewesen, ebenfalls eine Art Zeitleiste über das Leben von Hannah Arendt.

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  • 5 Sterne

    Ruth L., 08.03.2021

    Einfühlsames und lebendiges Portrait
    Hildegard Keller schätze ich als kompetente und sympathische Gesprächspartnerin aus dem Schweizerischen Literaturclub. Sie ist Professorin für Literatur an der Universität Zürich, lehrte zehn Jahre lang in den USA und war von 2009-2019 Jurorin beim Ingeborg- Bachmann- Wettbewerb. Mit „ Was wir scheinen“ hat sie ihr Debut vorgelegt, eine Romanbiographie über Hannah Arendt, eine der bedeutendsten Frauen des 20. Jahrhunderts.
    Es beginnt mit einer Zugfahrt. Die 69jährige Hannah Arendt ist auf dem Weg nach Tegna, einem kleinen Dorf im Tessin und freut sich auf vier Wochen Erholung. Es sollte ihr letzter Sommer sein; Hannah Arendt starb im Dezember 1975 in New York.
    Diese Reise ist der Ausgangspunkt zu einer Reise in die Vergangenheit.
    Hildegard Keller hat ihr umfangreiches Buch in zwei Erzählsträngen angelegt.
    Der eine, die Wochen im Tessin, ist gewissermaßen die Rahmenhandlung.
    Der zweite Erzählstrang beginnt im Jahr 1941, mit Hannah Arendts Ankunft in Manhattan. Hinter ihr, der Jüdin aus Königsberg, liegen Jahre der Flucht. Der Anfang im Exil ist für sie, ihren Mann Heinrich Blücher und ihrer Mutter nicht leicht. Hannah Arendt verdient den Lebensunterhalt mit Artikeln und Essays für diverse Zeitungen, v.a. für das deutsch -jüdische Magazin „ Aufbau“. Nach dem Krieg hatte sie an verschiedenen Universitäten Professuren inne.
    Und im Jahr 1961 reist Hannah Arendt als Journalistin für die Zeitschrift „ The New Yorker“ zum Jahrhundertprozess gegen Adolf Eichmann nach Jerusalem. Hannah Arendt will auch hier verstehen: „ Wie kommt ein Mensch dazu, sich in einen Massenmord verwickeln zu lassen und pflichtgetreu nur seine grauenhafte Arbeit zu verrichten, ohne sich auch nur eine Sekunde lang auszumalen, was er da tut?“
    Mit ihren Artikeln und dem daraus resultierenden Buch „ Eichmann in Jerusalem“ sorgte sie für heftige Debatten und es gab Anfeindungen, v.a. von jüdischer Seite. Denn Hannah Arendt ging völlig neutral an das Thema heran und sprach danach von der „ Banalität des Bösen“. Sie wollte das Böse nicht dämonisieren, sondern die vermeintliche Größe des Bösen zerstören. Eichmann, „ der Mann im Glaskasten“, erschien ihr als ein völlig gewöhnlicher und durchschnittlicher Mensch, lächerlich in seinem Gehabe und seinem Auftreten. „ Ich war frappiert von der Seichtheit des Täters. Die Taten waren ungeheuerlich, doch der Täter - zumindest jene einst höchst aktive Person, die jetzt vor Gericht stand - war ganz gewöhnlich und durchschnittlich, weder dämonisch noch ungeheuerlich.“
    Hildegard Keller zeigt Hannah Arendt als freien, selbständigen Geist, der sich „ zwischen den Stühlen richtig fühlt“. Trotzdem haben sie die Vorwürfe, insbesondere von den Freunden, schwer getroffen.
    Freundschaften waren ihr zeitlebens sehr wichtig . Sie pflegte sie mit zahlreichen Intellektuellen ihrer Zeit ( Karl Jaspers, Kurt Blumenfeld, Mary McCarthy u.a.) Gespräche mit ihnen waren essentiell für ihr Denken. Zahlreiche Briefe zeugen von ihrer Verbundenheit.
    Dabei scheute sie nicht die Kontroverse. Der Disput war wichtig, aber die Freundschaft sollte nicht darunter leiden. Denn : „ Menschen sind mehr wert als ihre Meinungen.“
    Hildegard Keller zeigt uns in diesem Buch die private Hannah Arendt, wir erleben sie als Tochter, Geliebte, Ehefrau, Freundin, Professorin und Philosophin. Sie war eine Intellektuelle mit Witz und Humor.
    Um uns ihr Denken nahezubringen, gibt es zahlreiche Dialoge; Gespräche mit ihrem Mann, mit Kollegen und Freunden. Und in einem Hörsaal stellt sich Hannah Arendt den Fragen der Studierenden und erzählt ihren Werdegang. Sie gibt den jungen Menschen Ratschläge auf den Weg wie : „ Stop and think. Denken ist nicht ungefährlich, aber ich halte das Nichtdenken für gefährlicher. Suchen Sie sich‘s aus.“ Oder : „ Carpe die. Nutzen Sie Ihre Zeit in der Welt. Wer zu sehr mit sich selbst beschäftigt ist, merkt nicht, worum es in Wirklichkeit geht.“
    Hildegard Keller bedient sich dabei einer Vielzahl von Originaltexten, die sie sinngemäß oder wortwörtlich zitiert.
    Sie bringt uns dabei auch die lyrische Seite Hannah Arendts näher, indem sie Gedichte und ein Märchen von ihr locker in den Text einbindet. So stammt auch der Titel „ Was wir scheinen“ aus einem Gedicht der Philosophin.
    „ Was wir sind und scheinen,
    ach wen geht es an.
    Was wir tun und meinen,
    niemand stoß sich dran.“
    Doch angeeckt mit ihrem Denken ist Hannah Arendt immer wieder.
    Hildegard Keller hat intensiv recherchiert und unendlich viel Material zu einem geschmeidigen Text verarbeitet. Die Sprache ist leicht verständlich, die einzelnen Ebenen sind elegant miteinander verwoben. Trotzdem ist es keine ganz leichte Lektüre.
    Mit „ Was wir scheinen“ ist der Autorin ein einfühlsames und lebendiges Portrait dieser bedeutenden Philosophin gelungen.
    Allerdings sollte man als Leser gewisse Vorkenntnisse mitbringen. Ansonsten versteht man nicht gleich, wer sich hinter Kurt, Karl, Günther, Mary und Benji verbirgt. Der Verlag hat es leider versäumt, ein sorgfältiges Register der wichtigsten Personen aus Hannah Arendts Umfeld hinzuzufügen.
    So blieb mir anfangs nur die Recherche im Internet.
    Im Anschluss an das Buch empfehle ich den 2012 erschienenen Film „ Hanna Arendt“ von Margarethe von Trotta und auf YouTube das legendäre Interview von Günter Gaus aus dem Jahr 1964 und natürlich die Werke von Hannah Arendt.

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  • 5 Sterne

    Ruth L., 08.03.2021 bei bewertet

    Einfühlsames und lebendiges Portrait
    Hildegard Keller schätze ich als kompetente und sympathische Gesprächspartnerin aus dem Schweizerischen Literaturclub. Sie ist Professorin für Literatur an der Universität Zürich, lehrte zehn Jahre lang in den USA und war von 2009-2019 Jurorin beim Ingeborg- Bachmann- Wettbewerb. Mit „ Was wir scheinen“ hat sie ihr Debut vorgelegt, eine Romanbiographie über Hannah Arendt, eine der bedeutendsten Frauen des 20. Jahrhunderts.
    Es beginnt mit einer Zugfahrt. Die 69jährige Hannah Arendt ist auf dem Weg nach Tegna, einem kleinen Dorf im Tessin und freut sich auf vier Wochen Erholung. Es sollte ihr letzter Sommer sein; Hannah Arendt starb im Dezember 1975 in New York.
    Diese Reise ist der Ausgangspunkt zu einer Reise in die Vergangenheit.
    Hildegard Keller hat ihr umfangreiches Buch in zwei Erzählsträngen angelegt.
    Der eine, die Wochen im Tessin, ist gewissermaßen die Rahmenhandlung.
    Der zweite Erzählstrang beginnt im Jahr 1941, mit Hannah Arendts Ankunft in Manhattan. Hinter ihr, der Jüdin aus Königsberg, liegen Jahre der Flucht. Der Anfang im Exil ist für sie, ihren Mann Heinrich Blücher und ihrer Mutter nicht leicht. Hannah Arendt verdient den Lebensunterhalt mit Artikeln und Essays für diverse Zeitungen, v.a. für das deutsch -jüdische Magazin „ Aufbau“. Nach dem Krieg hatte sie an verschiedenen Universitäten Professuren inne.
    Und im Jahr 1961 reist Hannah Arendt als Journalistin für die Zeitschrift „ The New Yorker“ zum Jahrhundertprozess gegen Adolf Eichmann nach Jerusalem. Hannah Arendt will auch hier verstehen: „ Wie kommt ein Mensch dazu, sich in einen Massenmord verwickeln zu lassen und pflichtgetreu nur seine grauenhafte Arbeit zu verrichten, ohne sich auch nur eine Sekunde lang auszumalen, was er da tut?“
    Mit ihren Artikeln und dem daraus resultierenden Buch „ Eichmann in Jerusalem“ sorgte sie für heftige Debatten und es gab Anfeindungen, v.a. von jüdischer Seite. Denn Hannah Arendt ging völlig neutral an das Thema heran und sprach danach von der „ Banalität des Bösen“. Sie wollte das Böse nicht dämonisieren, sondern die vermeintliche Größe des Bösen zerstören. Eichmann, „ der Mann im Glaskasten“, erschien ihr als ein völlig gewöhnlicher und durchschnittlicher Mensch, lächerlich in seinem Gehabe und seinem Auftreten. „ Ich war frappiert von der Seichtheit des Täters. Die Taten waren ungeheuerlich, doch der Täter - zumindest jene einst höchst aktive Person, die jetzt vor Gericht stand - war ganz gewöhnlich und durchschnittlich, weder dämonisch noch ungeheuerlich.“
    Hildegard Keller zeigt Hannah Arendt als freien, selbständigen Geist, der sich „ zwischen den Stühlen richtig fühlt“. Trotzdem haben sie die Vorwürfe, insbesondere von den Freunden, schwer getroffen.
    Freundschaften waren ihr zeitlebens sehr wichtig . Sie pflegte sie mit zahlreichen Intellektuellen ihrer Zeit ( Karl Jaspers, Kurt Blumenfeld, Mary McCarthy u.a.) Gespräche mit ihnen waren essentiell für ihr Denken. Zahlreiche Briefe zeugen von ihrer Verbundenheit.
    Dabei scheute sie nicht die Kontroverse. Der Disput war wichtig, aber die Freundschaft sollte nicht darunter leiden. Denn : „ Menschen sind mehr wert als ihre Meinungen.“
    Hildegard Keller zeigt uns in diesem Buch die private Hannah Arendt, wir erleben sie als Tochter, Geliebte, Ehefrau, Freundin, Professorin und Philosophin. Sie war eine Intellektuelle mit Witz und Humor.
    Um uns ihr Denken nahezubringen, gibt es zahlreiche Dialoge; Gespräche mit ihrem Mann, mit Kollegen und Freunden. Und in einem Hörsaal stellt sich Hannah Arendt den Fragen der Studierenden und erzählt ihren Werdegang. Sie gibt den jungen Menschen Ratschläge auf den Weg wie : „ Stop and think. Denken ist nicht ungefährlich, aber ich halte das Nichtdenken für gefährlicher. Suchen Sie sich‘s aus.“ Oder : „ Carpe die. Nutzen Sie Ihre Zeit in der Welt. Wer zu sehr mit sich selbst beschäftigt ist, merkt nicht, worum es in Wirklichkeit geht.“
    Hildegard Keller bedient sich dabei einer Vielzahl von Originaltexten, die sie sinngemäß oder wortwörtlich zitiert.
    Sie bringt uns dabei auch die lyrische Seite Hannah Arendts näher, indem sie Gedichte und ein Märchen von ihr locker in den Text einbindet. So stammt auch der Titel „ Was wir scheinen“ aus einem Gedicht der Philosophin.
    „ Was wir sind und scheinen,
    ach wen geht es an.
    Was wir tun und meinen,
    niemand stoß sich dran.“
    Doch angeeckt mit ihrem Denken ist Hannah Arendt immer wieder.
    Hildegard Keller hat intensiv recherchiert und unendlich viel Material zu einem geschmeidigen Text verarbeitet. Die Sprache ist leicht verständlich, die einzelnen Ebenen sind elegant miteinander verwoben. Trotzdem ist es keine ganz leichte Lektüre.
    Mit „ Was wir scheinen“ ist der Autorin ein einfühlsames und lebendiges Portrait dieser bedeutenden Philosophin gelungen.
    Allerdings sollte man als Leser gewisse Vorkenntnisse mitbringen. Ansonsten versteht man nicht gleich, wer sich hinter Kurt, Karl, Günther, Mary und Benji verbirgt. Der Verlag hat es leider versäumt, ein sorgfältiges Register der wichtigsten Personen aus Hannah Arendts Umfeld hinzuzufügen.
    So blieb mir anfangs nur die Recherche im Internet.
    Im Anschluss an das Buch empfehle ich den 2012 erschienenen Film „ Hanna Arendt“ von Margarethe von Trotta und auf YouTube das legendäre Interview von Günter Gaus aus dem Jahr 1964 und natürlich die Werke von Hannah Arendt.

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  • 5 Sterne

    Johann B., 09.03.2021

    Hannah Arendt wurde von vielen Menschen gemieden, nachdem ihr Buch zum Prozess gegen Eichmann veröffentlicht wurde. Wie es ihr dabei ging, das ist eins der Themen, welche die Autorin Hildegard Keller in dem Buch „Was wir scheinen“ aufgreift. Sie nimmt den Leser an die Hand und wir begleiten Hannah Arendt zu den wichtigen Stationen ihres Lebens. Von ihrer Flucht nach Frankreich, über die Immigration in die USA bis zum Umzug in die Schweiz, die lebendige Schilderung wird durch viele Dialoge überzeugend dargestellt.

    Als ich vor etlichen Jahren den Film „Hannah Arendt“ sah, war ich von dieser mutigen Frau sehr beeindruckt. Umso mehr freute ich mich, dass nun auch ein Roman über ihr Wirken erschien. Viele Weggefährten hatte sie und dazu gehörten unter anderem auch die Gräfin Dönhoff, Ingrid Bermann und Gottfried Keller. Kellers Verse, die er weit vor der Machtergreifung Hitlers schrieb, zeigten in erschreckender Weise, wie er die Zukunft sah. Ja, Hannah Arendt war eine Jüdin und erlebte hautnah was es heißt, die Heimat gezwungenermaßen zu verlassen. Als dann der Krieg vorbei war und sie nach Jerusalem zum Prozess gegen Eichmann gerufen wurde, konnte sie kaum fassen, was sie sah. Ein unscheinbares „Männlein“, das in keiner Weise dem Bild eines Massenmörders entsprach. Ihre Aussage von „der Banalität des Bösen“ wurde scharf kritisiert und viele „Freunde“ wandten sich von ihr ab.

    Hannah Arendt ließ sich nicht den Mund verbieten oder gar verbiegen. Sie stand zu ihrer Meinung und musste schmerzlich hinnehmen, dass sie damit zuweilen aneckte. Als Menachem Begin sich in Israel etablierte und seine Partei immer mächtiger wurde, verfassten Intellektuelle Amerikas ein Schreiben an die New York Times. Unterschrieben wurde es unter anderem auch von Einstein und Arendt. Alle verwiesen auf die Gräueltaten Begins gegen Palästinenser. Es bleibt also festzuhalten, dass Frau Arendt keineswegs parteiisch war. Sie sah auch die Fehler ihrer Glaubensbrüder und -schwestern und benannte diese öffentlich. Das Buch endet mit den Worten der Autorin wobei sie erwähnt, dass Fakten mit Fiktion verwoben wurden und das Werk als Roman anzusehen ist.

    Quellenangaben und Zitate aus weiteren Büchern folgen. Viele Menschen halfen mit, dieses Buch zu veröffentlichen und alle finden ihren Platz auf den letzten Seiten. Auffallend ist zudem die wertige Ausstattung mit Einband und Lesebändchen, während das Cover schlicht und doch eindrücklich gehalten ist.

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  • 5 Sterne

    Sara H., 21.03.2021 bei bewertet

    "Was wir scheinen" von Hildegard E. Keller ist ein ausführliches, dickes und sehr informatives Buch über die berühmte Persönlichkeit Hannah Arendt. Das Cover steht im Gegensatz zur Tiefe des Buchtextes und ist in schlichten, miteinander harmonierenden Farben gehalten. Das Buch -liegt trotz Dicke sehr gut in der Hand und das Papier fühlt sich qualitativ hochwertig an. Das Layout ist schön groß, sodass das Lesen sehr flüssig verläuft und keine Hindernisse dabei auftreten.

    Hintergrundwissen zu dieser Frau ist nicht unbedingt erforderlich, fördert aber definitiv den Einstieg in das Werk. Es tauchen eine Vielzahl an fremden Namen und Personen auf. Was positiv aufdämmre sind kurze Verse von Gedichten Ahrendts, die dem Buch einen persönlichen Touch geben. Die Biographie liest sich wie von selbst geschrieben von Hannah Ahrendt. Die leichte als auch zugleich intellektuell fordernde Sprache ist beeindruckend. Ein wenig muss somit auch zwischen den Zeilen gelesen werden.

    In verschiedenen Kontexten kann man als Leser Lebensweisheiten für sich selbst mitnehmen und anwenden. Ich bin beeindruckt von dieser bewundernswerten Frau und freue mich durch dieses Buch ihr Wirken kennengelernt zu haben. Klare Empfehlung an alle, die gerne mehr über herausragende Persönlichkeiten erfahren möchten!

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  • 5 Sterne

    Sara H., 21.03.2021

    "Was wir scheinen" von Hildegard E. Keller ist ein ausführliches, dickes und sehr informatives Buch über die berühmte Persönlichkeit Hannah Arendt. Das Cover steht im Gegensatz zur Tiefe des Buchtextes und ist in schlichten, miteinander harmonierenden Farben gehalten. Das Buch -liegt trotz Dicke sehr gut in der Hand und das Papier fühlt sich qualitativ hochwertig an. Das Layout ist schön groß, sodass das Lesen sehr flüssig verläuft und keine Hindernisse dabei auftreten.

    Hintergrundwissen zu dieser Frau ist nicht unbedingt erforderlich, fördert aber definitiv den Einstieg in das Werk. Es tauchen eine Vielzahl an fremden Namen und Personen auf. Was positiv aufdämmre sind kurze Verse von Gedichten Ahrendts, die dem Buch einen persönlichen Touch geben. Die Biographie liest sich wie von selbst geschrieben von Hannah Ahrendt. Die leichte als auch zugleich intellektuell fordernde Sprache ist beeindruckend. Ein wenig muss somit auch zwischen den Zeilen gelesen werden.

    In verschiedenen Kontexten kann man als Leser Lebensweisheiten für sich selbst mitnehmen und anwenden. Ich bin beeindruckt von dieser bewundernswerten Frau und freue mich durch dieses Buch ihr Wirken kennengelernt zu haben. Klare Empfehlung an alle, die gerne mehr über herausragende Persönlichkeiten erfahren möchten!

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  • 5 Sterne

    begine, 26.02.2021 bei bewertet

    Großartiger Stil

    Die Literaturprofessorin Hildegard E. Keller
    hat mit „Was wir scheinen“ ihren ersten Roman geschrieben.
    Sie hat aus dem Leben der Hannah Arendt diesen wunderbaren Roman geschaffen.
    Mit künstlerischer Freiheit und der Biographie hat sie diese Geschichte gewebt.
    Der Roman beginnt und Endet 1975 mit einer Zugfahrt. Hannah Arendt fährt nach Tegna im Tessin um diesen Sommer dort zu verleben.
    In dieser Zeit beginnt sie auf ihr gelebtes Leben zurück zu blicken.
    Die große Denkerin hat viele bekannte Personen kennen gelernt, an die sie jetzt denkt. Man erfährt von den Männern der Ahrendt und ihrer Flucht über Paris, Spanien nach New York.
    Sie schreibt ein Buch über den EichmannpIhrozess in Israel, wegen dem sie viel angegangen wird. Ihre Gedanken darüber behält sie meist für sich.


    Besonders gut gefielen mir die Gedichtsfragmente von Hanah Arendt, die die Autorin gekonnt einstreut.

    Hildegard Keller gelingt ein gutes Porträt einer eigensinnigen Frau, mit bewundernswertem Stil.
    Der Roman ist ein starkes Werk.

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  • 4 Sterne

    Stefany P., 19.03.2021

    Dieser Roman aus der Sicht Arendts lässt tief in die Geschichte und das Leben der Philosophin und Publizistin blicken. Von ihrer Emigration aus Deutschland din die Vereinigten Staaten und ihren Anfängen im Journalismus sowie bis zum Eichmann-Prozess werden in diesem Buch wichtige Lebensabschnitte Arendts aufgezeigt. Arendt wirkte durch die persönlichen Einblicke die ihr zugeschrieben wurden und den Gedankengängen sehr nahbar. In dieser Hinsicht hat die Autorin großartige Arbeit geleistet, denn man hatte das Gefühl, ein Gespür für diese bekannte Person zu bekommen.
    Sprachlich ist es wirklich großartig, gleichzeitig aber auch sehr anspruchsvoll. Hin und wieder beeindrucken die poetischen und lyrischen Zeilen und ich finde, die Autorin hat Hanna Arendt eine wirklich lebendige Stimme verliehen. Die eingefügten Zitate und Zeilen aus Briefwechseln finde ich hervorragend in den fiktiven Kontext eingearbeitet.
    Die vielen Zeitsprünge waren jedoch sehr verwirrend, weshalb ich nie wirklich mehrere Kapitel am Stück lesen konnte, da ich immer Abstand gebraucht habe, um mir über das Geschehen etwas klarer zu werden. Die vielen Persönlichkeiten, die mir zum Teil nicht bekannt waren, musste ich zunächst mit viel Nachschlagen einordnen.
    Diese Art von Porträt ist der Autorin dennoch sehr gut gelungen, weshalb die Form des Romans hier doch funktioniert. Für alle, die mehr über Arendt als Person kennenlernen wollen, ist dies eine treffende Lektüre. Man muss sich dafür auf jeden Fall viel Zeit nehmen, aber die Art auf die man über Arendt erfährt ist wirklich beeindruckend. Ihre Weise zu denken und was ihr in Ihrer Arbeit wichtig ist, wird hier durch verschiedene Momente und Ereignisse dargestellt.
    z.B. haben mir die Diskussionen mit Studenten während ihrer Vorträge wirklich gut gefallen. Generell gab es wirklich viele, aufschlussreiche Dialoge, die sich beim Lesen wie eine gute Filmszene anfühlten.
    Der Eichmann-Prozess war immer präsent und hat eine spannende Sicht auf Eichmann gezeigt, die Arendt hatte. Leider waren die Beschreibungen um die Gerichtsprozesse sehr langatmig und gerne hätte ich lieber intensivere Einblicke erfahren.
    Im Ganzen ist es ein unglaublich gut geschriebenes Buch und ein aufregendes Porträt Arendts. Persönlich, nahbar, reichhaltig an Informationen.

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  • 4 Sterne

    Miriam G., 24.03.2021

    Anspruchsvolle Lektüre
    Im Sommer 1975 blickt die Publizistin Hannah Arendt auf ihr knapp 70 Jahre langes Leben zurück. Erst kürzlich verwitwet und selbst auch gesundheitlich angeschlagen, verbringt sie einige Wochen im Schweizer Tessin, eine Region, mit der sie bereits seit vielen Jahren eng verbunden ist. Geschildert wird nicht nur Hannahs Flucht vor den Nazis nach Amerika, sondern auch die Ereignisse der ersten Jahre und die ersten Erfolge als Publizistin und Essayistin. Im Mittelpunkt der Handlung steht dabei die Arbeit an dem Buch über den Eichmannprozess in Jerusalem, dem Hannah Arendt als Journalistin über mehrere Monate beiwohnte. Dabei folgen die Geschehnisse zwar einer chronologischen Handlung, sind jedoch oftmals sehr bruchstückhaft, sodass ein Art Mosaik des aufregenden und spannenden Lebens von Hannah Arendt entsteht. Gespickt werden diese Bruchstücke mit Gedichten und Ausschnitten unterschiedlicher Autoren. Auch wenn der Roman, wie die Autorin betont, an sich fiktional ist und sich nur am Leben Hannah Arendts orientiert, entsteht so ein starker Eindruck von Authentizität.
    Der Roman ist intellektuell sehr anspruchsvoll. Man sollte zumindest schon einigermaßen mit den Zeitgenossen von Hannah Arendt vertraut sein, um den sprachlichen Diskursen und den Austausch der Personen untereinander gut folgen zu können. So kommen der Philosoph Walter Benjamin ebenso vor wie Martin Heidegger oder Karl Jaspers. Um die Lektüre halbwegs genießen zu können, empfehlen sich zumindest Grundkenntnisse der philosophischen und intellektuellen Strömungen der 40er, 50er und 60er Jahre.
    Unterhaltsam und spannend ist „Was wir scheinen“ eher weniger. Böse Zungen würden behaupten, dass dem Roman eine wirkliche Handlung fehlt – was stimmt, da nicht wirklich etwas passiert. Vielmehr geht es darum, den Zeitgeist und die gesellschaftliche Atmosphäre rund um Hannah Arendt und ihre geistigen intellektuellen Freunde zu vermitteln. Ich empfehle diesen Roman nicht nur allen, die sich für Hannah Arendt als Person interessieren, sondern auch allen, die generell großes Interesse an den geistigen Strömungen des letzten Jahrhunderts haben.

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  • 4 Sterne

    Michael B., 07.04.2021

    Gelungen!!!
    Ein Roman über das Leben von Hannah Arendt - erschienen pünktlich zum 60. Jahrestag des Kriegsverbrecherprozesses gegen den Nazi Eichmann - darf nicht allzu einfach gestrickt sein, das wäre der großen Denkerin nicht würdig. Als Leser darf man selbstverständlich nicht die gesamte Lebensgeschichte erwarten. Die Autorin Hildegard E. Keller hat eine Auswahl an Stationen aus dem Leben der Arendt getroffen und es gelingt ihr sehr gut uns die Figur, auch mit ihren weniger populären Seiten, nahe zu bringen: die nicht so nüchtern-analytische Seite und die Liebe für die Lyrik. Ein Zentrum bildet der Beginn der 60-er Jahre, als Hannah Arendt als Reporterin die Eichmann-Prozesse beobachten durfte und mit ihrem ein Jahr später erschienenen Buch - auch durch die Behauptung der 'Banalität des Bösen' - eine große Kontroverse ausgelöst hat. Eine zweite wichtige Erzählebene ist das Jahr 1975: Hannah Arendt - inzwischen verwitwet - zieht sich in ein Dorf ins Schweizer Tessin zurück, um in Ruhe zu arbeiten und auch über ihr Leben zu reflektieren. Immer wieder stößt der Leser auf geniale Gedanken und Aussaagen voller Poesie und Tiefgang: "Auf die wenigen kommt's an, wenn man den meisten besser aus dem Weg geht.", "Das ist ja das Einzige, was wir fürchten, wenn wir uns vor dem Ende bangen. Nicht den Tod, sondern diese Welt zu verlieren.", "Wir alle erschaffen die Welt, wie sie ist, ob wir's nun wahrhaben wollen oder nicht."
    Nimmt man das Erzählte, so ist es durchweg 'rund' und die Frage, was denn Fiktion und was geschehene Wirklichkeit sei, die erübrigt sich. Ein lohnenswertes Buch, welches dem Leser aber einiges an Konzentration abfverlangt; keine 'Nebenbei-Lektüre'; am Ende hätte es noch gewonnen, wenn es um eine Namensliste mit Kurzbiographien ergänzt wäre - finden doch viele Persönlichkeiten im Umfeld von Hannah Arendt oft zunächst einmal nur mit Vornamen Erwähnung - eine Kenntnis ihrer Zeit, ihrer Weggefährt*innen ist jedenfalls hilfreich.

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  • 4 Sterne

    Bookflower173, 05.03.2021

    Hannah Arendt hautnah

    Von Hannah Arendt hatte ich nur sehr wenig gehört. Ich wusste, dass sie eine bedeutende Denkerin des 20. Jahrhunderts war, weshalb ich mehr über sie erfahren wollte.

    Es handelt sich hier um einen biographischen Roman, in dem wir an den Erinnerungen von Hannah Arendt teilhaben dürfen. Sie fährt im Sommer 1975 ein letztes Mal nach Tegna in die Schweiz und lässt ihr Leben Revue passieren. Dabei geht es um ihre Erlebnisse in Berlin, Paris, Rom, Jerusalem, Frankreich und USA. Auch der Eichmann-Prozess 1961 spielt hier eine große Rolle.

    Die Autorin Hildegard Keller hat es geschafft, Hannah Arendt für uns Leser*innen greifbarer zu machen. Durch ihre Gedanken und Gefühle lernt man sehr viel über sie, auch wenn ihre Dialoge mit anderen Figuren im Buch fiktiv sind. Trotzdem ist die Geschichte mir Zitaten von Arendt beschmückt. Der Roman erreicht, dass man eine bemerkenswerte Frau kennenlernt und der Wunschentfacht wird, über dieses Buch hinaus mehr über sie zu erfahren.

    Da die Gedankengänge sehr sprunghaft sind, fiel es mir nicht so leicht, ihnen zu folgen. Zudem ist mir aufgefallen, dass es schwierig ist, alles im Roman zu verstehen, wenn man noch nicht viel über Hannah Arendt weiß. Dies hat den Lesefluss ein wenig abgebremst.

    Der Schreibstil jedoch ist sehr angenehm und ermöglicht ein flüssiges Lesen. An Witz darf es natürlich auch nicht fehlen. Die Mischung aus den inneren Gedankengängen und den Erlebnissen sorgt für Abwechslung.

    Fazit:

    Ich habe einiges über Hannah Arendt erfahren können. Durch die Romanform habe ich viele Informationen mit Spaß und ohne Langeweile aufnehmen können. Wenn man noch nicht so viel über Hannah Arendt weiß, kann es sein, dass man einige Male beim Lesen verwirrt ist. Aber man möchte danach weiter über diese bemerkenswerte Frau recherchieren.

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  • 4 Sterne

    Michaela W., 20.05.2021

    Inhalt: #
    Im Sommer 1975 reist Hannah Arendt ein letztes Mal von New York in die Schweiz, in das Tessiner Dorf Tegna. Von dort fliegen ihre Gedanken zurück nach Berlin und Paris, New York, Israel und Rom. Und sie erinnert sich an den Eichmann-Prozess im Jahr 1961. Die Kontroverse um ihr Buch Eichmann in Jerusalem forderte einen Preis, über den sie öffentlich nie gesprochen hat.

    Meine Meinung:
    Dieses Buch ist ein toller biografischer Roman über das Leben von Hannah Arendt. Die Geschichte, die in zwei Handlungssträngen erzählt fesselt einen regelrecht. Im einen Handlungsstrang geht es um die Reise in die Schweiz, der von den Träumen des Eichmann Prozesses begleitet wird. Im zweiten Handlungsstrang geht es um die Flucht in die USA, die dramatischer nicht sein könnte. In beiden Handlungssträngen baut man dank des tollen Schreibstils der Autorin, der sehr detailliert, informativ und interessant ist, eine intensive Beziehung zu der Protagonistin auf. Dadurch kann man auch ihre Gedanken und Handlungen sehr gut nachvollziehen.
    Einen kleinen Punkt ziehe ich leider aber ab, da mir zeitweise zu viele Personen aufgetaucht sind, die ich leider nicht kannte. Den ein oder anderen habe ich dann gegoogelt und war überrascht, wer alles zum Bekanntenkreis von Hannah Arendt gehört hat.
    Insgesamt aber ein tolles Werk, das mir sehr viel Freude bereitet hat.

    Mein Fazit: Klare Leseempfehlung. Gute 4 Sterne.

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  • 4 Sterne

    leseratte1310, 14.04.2021 bei bewertet

    Im Sommer 1975 reist Hannah Arendt ein letztes Mal von New York in die Schweiz. In dem kleinen Tessiner Dort Tegna erinnert sie sich an die Vergangenheit und reist gedanklich an unterschiedliche Stationen: Berlin, Paris, New York, Israel und Rom. Natürlich kommen auch die Erinnerungen an den Eichmann-Prozess im Jahr 1961 hoch und damit an ihr Buch „Eichmann in Jerusalem“, das bis heute umstritten ist.
    Dier Autorin Hildegard Keller erzählt mit Sachverstand über Hannah Arendt. Ich denke, dass dieses Buch nicht jedermanns Sache ist. Mann muss sich schon für Hannah Arendt und die deutsche Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts interessieren. Der Erzählstil ist anspruchsvoll und nicht ganz einfach zu lesen, so dass ich für das Buch eine Weile gebraucht habe. Ich hatte auch erwartet, mehr über ihre Internierung und den Eichmann-Prozess zu erfahren, doch das wird relativ kurz abgehandelt. Dafür lernt man die lyrische und philosophische Seite von Hannah Arendt besser kennen. Sie hat viele berühmte bekannte Persönlichkeiten kennengelernt und sie erinnert sich an diese Kontakte zurück.
    Sie war eine eigensinnige und kämpferische Frau, die häufig angeeckt ist.
    Dieses Portrait über Hannah Arendt ist ein Roman der ruhigen Töne. Mit hat es gefallen.

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