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  • 5 Sterne

    3 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Lena, 02.09.2019

    Als Buch bewertet

    Liv ist sechs Jahre alt und lebt abgeschieden mit ihren Eltern Jens und Maria Haarder auf einem Anwesen auf einer dänischen Insel. Die Familie hat kaum Kontakt zur Außenwelt, nachdem Jens den Schreinereibetrieb seines Vaters aufgegeben hat. Die Mutter Maria liegt übergewichtig und bewegungsunfähig im Bett.
    Liv hat ein sehr enges Verhältnis zu ihrem Vater, mit dem sie auf die Jagd geht, und von dem sie gelernt hat, in fremde Häuser einzudringen und Dinge des täglichen Bedarfs zu entwenden Sie kennt kein Unrechtsbewusstsein, das Töten von Tieren gehört für das Mädchen zu seinem Alltag.

    Als sich die Briefe häufen, dass Liv zur Schule gehen soll, beschließt Jens kurzerhand, seine Tochter für tot zu erklären und versteckt sie in einem Container auf dem Anwesen. Liv lebt in der Einsamkeit, darf kaum noch hinaus in den Wald, um nicht entdeckt zu werden.

    "Harz" ist ein eindringlich geschildertes Drama über einen Mann, bei dem Liebe zu einer Obsession wird. Aus Angst, seine Tochter zu verlieren, sperrt er sie ein.
    Der Roman ist nüchtern und ruhig und überwiegend aus der Perspektive der kleinen Liv geschildert, für die dieses Leben normal ist, da sie kein anderes kennt. Nur bei den nächtlichen Diebeszügen erkennt sie, dass es Häuser gibt, die nicht voller Staub, Müll und Ungeziefer sind.
    Sie liebt ihren Vater und würde nie auf die Idee kommen, ihr Schicksal in Frage zu stellen.

    Die Situation der Familie ist entsetzlich und es ist kaum vorstellbar, wie es soweit kommen konnte, dass der schon als Kind etwas wunderliche Jens seine Familie in eine derartige Situation bringen konnte. Ohne Kontakt zu anderen Menschen fristen sie ein Leben in Armut, umgeben von Unrat und in Harz präparierte Tierleichen.

    Die Atmosphäre des Romans ist wirklich gruselig, es ist eine Mischung aus Horrormärchen und Psychothriller. Fassungslos macht, wie sich Jens entwickelt und sein Handeln immer abstrusere Formen annimmt.
    Die nüchterne Art der Schilderung hat mir dabei sehr gut gefallen, da sie unterstreicht, dass dieses Leben für Liv normal ist und sie ihren Vater bedingungslos liebt. Jens wirkt auf den Leser auch keinesfalls unsympathisch, sondern einfach krank, wohingegen Maria lethargisch und passiv erscheint und ihr Leben aufgegeben hat und es nicht schafft, für ihre Tochter stark zu sein.

    Wie sich Jens in seiner Obsession steigert, jeglichen Bezug zur Realität verliert und irrational handelt, lässt den Roman nicht aus der Hand legen und fesselte mich bereits von Anbeginn. Zusätzliche Spannung wir im letzten Drittel erzeugt, als Hilfe von Außen in Aussicht kommt. "Harz" ist ein Familiendrama, das schockiert und den Leser perplex zurücklässt.

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  • 5 Sterne

    8 von 14 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Stefan W., 09.07.2019

    Als Buch bewertet

    Selten dass ich lange überlegen muss, ein Buch einzuordnen,ber das ist wirklich ein sehr außergewöhnliches Buch, das Gefühle und Spannung aber auch schockierendes miteinander vermischt.
    Geschichte: Die Familie Haarder wohnt an der Spitze einer Insel und ist seit Generationen ein Schreinerbetrieb und verkauft Weihnachtsbäume. Jens, der jüngere Sohn, gründet inzwischen eine eigene Familie und bekommt ein Zwillingspaar. Liv, das Zwillingsmädchen ist 6 Jahre alt und wird sehr unorthodox aufgezogen. Sie lernt mit Pfeil und Bogen zu schießen, lautloses Bewegen im Wald und nächtliche Erkundungstouren auf den südlichen Teil der Insel, bei dem die Familie Haarder gerne Dinge mitnimmt....Livs Mutter wird immer dicker und ihr Vater zieht sich nach einem tragischen Unfall immer weiter in seine eigene Welt zurück und belädt das Haus mit immer mehr Unsinnigen Dingen, während der Hof ebenfalls immer weiter verkommt und vollgestellt wird. Jens Mutter will Liv auf das Festland mitnehmen und in die Schule schicken, aber Jens täuscht einen Unfall vor, bei dem Liv angeblich ertrunken ist, so dass sich Liv bei jedem geringsten Anlass verstecken muss....

    Liv wächst in einer völlig Surrealen Welt auf, die sich immer weiter verschlimmert. Die Sammelsucht Ihres Vaters und die Freßsucht Ihrer Mutter sind für sie teilweise schon normal, aber sie kennt Ihre Eltern ja auch noch anders. Zärtlich und Beschützend... Doch wie wird sich dieser Kreislauf durchbrechen lassen ?

    Am Anfang hatte ich das Problem, dass sich das ganze etwas gezogen hat, aber es war wichtig um ganz tief in die Denkweise und die völlig verrückte Welt der Haarders einzutauchen. Obwohl alle voller Liebe stecken, sind brutale und nicht nachvollziehbare Handlungsweisen ,ein Teil dieser Liebe.
    Der Respekt vor dem Wald und der Natur einerseits, die völlig verrückte Sammelleidenschaft andererseits und dazwischen ein Kind, dass alles für normal halten muss, ist schon verstörend. Das Buch baut sich langsam auf und nimmt am Ende richtig Fahrt auf, wie es sich für einen Thriller gehört. Die Akteure sind klar und mit viel Details gezeichnet und nachvollziehbar. Diese Geschichte beschäftigt und schreckt ab, vermutlich ist es das was einen immer weiterlesen lässt und nur schwer verdauen lässt.

    Fazit: Irgendwie nichts für schwache Nerven, obwohl es manchmal hinplätschert, hat es mich permanent beschäftigt und es passt sicherlich nicht in viele Kategorieren. Es ist ungewöhnlich aber es bleibt mir nichts anderes übrig als 5 Sterne zu geben, da ich völlig eingetaucht bin!
    Absolute Empfehlung !

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  • 5 Sterne

    3 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    niggeldi, 07.07.2019

    Als Buch bewertet

    Ein ungewöhnlicher Thriller

    Jens Haarder lässt alle Welt glauben, seine sechsjährige Tochter Liv sei bei einem Unfall gestorben. Dabei hat er nur unglaublich große Angst, sie zu verlieren, weshalb er zu dieser drastischen Methode greift. Von nun an muss sich Liv verstecken und in einem Container hausen, um ja nicht gefunden zu werden ...

    Das Cover finde ich einfach toll! Die bernsteinfarbenen Buchstaben ziehen sofort den Blick auf sich und ich wurde dazu verführt, mir das Buch sofort zu sichern. Auch die hervorstehenden Holzklötze sind eine gute Umsetzung des Buches.

    Der Schreibstil ist angenehm und flüssig, ich hatte das Buch innerhalb weniger Stunden durchgelesen.
    Livs Erzählungen zu Beginn sind fesselnd und beinhalten viele Andeutungen, die zum Weiterlesen animieren. Die Geschichte ist durch verschiedene Perspektiven sehr abwechslungsreich, mal erzählt Liv, mal wird die Vergangenheit ihres Vaters beleuchtet und auch die Mutter kommt in ihren Briefen zu Wort. Die Charaktere sind detailliert beschrieben und man fühlt wirklich mit jedem mit. Jens' äußerlicher und innerlicher Verfall ist authentisch dargestellt und es ist immer ein unterschwellig düsteres Gefühl vorhanden. Mehr möchte ich zum Inhalt gar nicht sagen, da es sonst zu viel verraten würde.

    Ich finde, das Buch hat seine Auszeichnung mit dem skandinavischen Krimipreis mehr als verdient und gebe 5 Sterne.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Liesgern, 16.07.2019

    Als Buch bewertet

    Was ist "HARZ" für ein Buch? Das erste was mir einfällt, ist das es eine Familientragödie ist. Aber es ist viel mehr als das. Das Buch ist die Geschichte über die Lebensweise von einer Gruppe Menschen, die abgeschirmt und eng verbunden mit der Natur, auf einer kleinen Insel Leben.Es ist aber auch eine Beschreibung darüber, wie krank jemand werden kann, ohne das er es selbst wahrnimmt.
    Das ganze ist so geschickt beschrieben und der Fortlauf der Geschichte so radikal, dass die Bezeichnung Thriller absolut zutreffend ist.

    Die 6-jährige Liv lebt zusammen mit ihren Eltern Jens und Maria auf dem Kopf. Der Kopf ist ein kleiner abgelegener Teil einer kleinen dänischen Insel. Dieser abgeschiedene Ort ist lediglich verbunden mit einer schmalen Landenge, genannt Hals zu den eigentlichen Bewohnern des kleinen Dörfchens Korsted.
    Doch eigentlich weiß niemand mehr das Liv lebt, denn ihre Eltern lassen alle glauben, sie sei bei einem Bootsunglück ums Leben gekommen.
    Jens, der Vater, der einmal ein angesehener Schreiner war, entwickelte sich zu einem krankhaften Sammler.Seine Verlustängste nehmen schlimmste Ausmaße an, die tragische Folgen für seine ganze Familie haben.

    Das Leben der kleinen Liv ist mir sehr nahe gegangen. Ihr Alltag in der eigentlich schönen Umgebung aus reiner Natur, aber gleichzeitig zwischen so viel Müll, der kaum Luft zum atmen lässt. Sie wächst beinahe ganz wild auf und lernt dadurch ihre Instinkte einzusetzen. Besonders auffällig ist der sanfte Schreibstil der Geschichte, da alles was geschieht, aus Liebe passiert und vollkommen ohne böse Absicht. Deswegen waren mir auch die Mutter, die so fettleibig ist, dass sie sich nicht mehr kümmern kann, sowie der Vater, den das Leben krank gemacht hat, nicht wirklich unsympathisch, sondern haben eher Entsetzen bei mir ausgelöst.
    Die falsche Sichtweise über viele Dinge, die Liv schildert, haben in mich in Angst und Schrecken versetzt, da die Handlungen eines so kleinen Kindes ja nicht voraussehbar sind. Alles was falsch ist, sah sie mit anderen Augen. Mir stellte sich durchweg die Frage, wie das für die Familie, vor allem aber für die kleine Liv, enden wird.

    Mich wundert es nicht, dass die Autorin Ane Riel für "HARZ" gleich alle vier wichtigen skandinavischen Krimipreise abgeräumt hat, denn dieses Buch geht absolut unter die Haut. Eine ganz klare Leseempfehlung von mir für diesen ganz besonderen Thriller.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    bblubber, 15.07.2019

    Als Buch bewertet

    „Harz“ ist ein Psychothriller durch und durch. Es geht nicht darum einen Täter zu finden und lange auch nicht darum ein Kind zu retten. Es wird von einer Familie erzählt, die von der Umwelt weitgehend abgeschnitten auf einer Insel lebt. Der psychopathische Vater dominiert Ehefrau, Großmutter und Tochter. Mit kriminellen Taten finanzieren sie ihren Lebensunterhalt, die Tochter wurde für tot erklärt und lebt nun ohne Schule, Freunde und unbemerkt von der Gesellschaft genauso, wie ihr Vater es möchte. Er hat die Gewalt über das Leben der Familie, über die Frauen, das Kind. Keiner widersetzt sich. Niemanden interessiert was in dieser Familie wirklich passiert. Da muss man schon ein paar Mal richtig schlucken.

    Die Autorin nimmt sich viel Zeit, beschreibt aus verschiedenen Perspektiven. Wenn das Kind erzählt, dann wird der Ton auch kindlich und naiv. Man befindet sich in einer rabenschwarzen, düsteren Welt. Lesenswert ist dann auch, wie die Spirale der Gewalt und Spannung sich zu drehen beginnt und in einem krachenden Finale endet.

    Nicht grundlos hat das Buch so viele Preise abgeräumt. Es hebt sich aus dem Thrillergenre sicherlich hervor und wagt es auch, neue ungewohnte und harte Töne anzuschlagen. Vielleicht ein Buch für hartgesottene. Nicht weil es so blutig wäre sondern weil es psychologisch an Schmerzgrenzen geht.

    Mir hat es gefallen. Wenn der erste Roman der Autorin nicht so einen seltsamen Titel hätte, würde ich auch danach sofort greifen. Mal schauen, ob ich mutig bin.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Fornika, 04.08.2019

    Als Buch bewertet

    „Ich weiß nicht, ob ich unser Leben als Märchen oder als Horrorgeschichte bezeichnen soll. Vielleicht ein bisschen von beidem?“
    Die 7Jährige Liv lebt mit ihrem Bruder und ihren Eltern auf einem verborgenen Hof im Norden einer Insel. Der Vater bringt ihr vieles bei, erklärt ihr viel zu der örtlichen Flora und Fauna, bringt ihr Fischen und Bogenschießen bei. Dafür nutzt er auch gerne Dinge, die andere einfach so entsorgt haben, schließlich kann man im Sinne der Nachhaltigkeit viel upcyclen.
    Klingt so erst mal ganz normal. Doch der Leser merkt sehr viel schneller als Liv, dass in ihrem Leben gehörig etwas falsch läuft. So circa auf Seite eins, da wird nämlich erst mal die Großmutter ermordet. Doch die Isolation von anderen Menschen verhindert eben auch, dass Liv lernen kann was richtig und falsch ist. Die Ansichten des Vaters sind dazu eben – naja – speziell. Man sieht als Leser hilflos zu wie der Hof und die Menschen darin im absoluten Chaos und Elend versinken. Die Hoffnung gibt man nie auf, schon alleine deswegen, weil einem Liv so schnell ans Herz gewachsen ist. Bei der Lektüre wird man von Ane Riel nicht geschont, Ekel, Abscheu, Angst, Verzweiflung, viele Emotionen prasseln auf einen ein. Aber auch die wenigen Lichtblicke sind von der Autorin so unglaublich intensiv geschildert wie sie eben auch die negativen Seiten zeigt. Mich hat ihr Stil völlig gefesselt. Harz ist sicherlich kein typischer Thriller, sondern eher ein Psychogramm eines sehr kranken Mannes, und die Auswirkungen auf seine Familie. Mir hat die Geschichte trotzdem sehr gefallen.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Julia W., 23.07.2019

    Als Buch bewertet

    Wie weit kann man gehen, um das zu schützen, was einem das liebsten im Leben ist? Das ist die zentrale Frage in diesem Buch. Wie lange kann man es schaffen ein Lügengerüst aufrecht zu erhalten.
    Jens Haarder ist mit Maria verheiratet und hat mit ihr die Zwillinge Carl und Liv bekommen. Nach dem frühen Tod von Carl und dem Druck von außen durch seine Mutter, beschließt Jens seine Tochter für tot zu erklären, damit ihnen diese nicht weggenommen werden kann.
    Unter dem Buch habe ich mir etwas anderes vorgestellt, allerdings war ich angenehm überrascht.
    Der Erzählstil ist gut zu verstehen und das Buch flüssig zu lesen. Die Erzählung wechselt immer wieder zwischen den Hauptpersonen des Buches hin und her. Anfangs fand ich es etwas verwirrend, aber man gewöhnt sich dran.
    Zu Beginn springt die Geschichte etwas oft zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart hin und her, was sich im Laufe aber ändert. Jedes Kapitel hat eine eigene Überschrift, wodurch man immer genau weiß wo in der Geschichte man sich gerade befindet.
    Schockierend ist aber wozu ein Mensch fähig ist, wenn er Angst um sein Kind und seine Familie hat.
    Alles in allem ein guter Thriller, bei dem allerdings noch mehr machbar gewesen wäre.

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  • 3 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Daniela K., 21.07.2019

    Als Buch bewertet

    „Im weißen Zimmer war es dunkel, als mein Vater meine Großmutter umgebracht hat“. Schon der erste Satz von Ane Riels Thriller „Harz“ ließ mich erschrocken blinzeln. Ebenso verstörend geht die Geschichte weiter. Die 6-jährige Liv lebt mit ihren Eltern abseits vom Dorf in einem Haus mitten im Wald. Damit sie nicht in die Schule muss, wurde sie von ihren Eltern tot gemeldet.
    Für Liv scheint dies nicht weiter sonderbar zu sein. Sie erzählt mit einer Selbstverständlichkeit von nächtlichen Raubzügen mit ihren Vater und ihrer Wohnsituation, dass man Gänsehaut davon bekommt.

    In Rückblicken wechselt die Erzählperspektive zu Livs Vater Jens. Dieser Teil las sich nicht ganz so spannend und hatte einige Längen. Trotzdem ist es für die Handlung wichtig zu sehen, dass auch Jens einst eine ganz normale Kindheit und Jugend hatte, bis alles aus dem Ruder lief.

    Die Leserstimme auf dem Einband beschreibt es eigentlich ganz gut. Man sympathisiert mit jedem Charakter. Niemand in diesem Buch agiert aus Bösartigkeit. „Harz“ ist vor allem eine Charakterstudie. Was passiert mit Menschen, die in völliger Isolation leben? Abgeschnitten von jeglichen Informationsquellen, Freunden, Input von anderen Personen...
    Im Falle der Familie Harder führt diese selbstgewählte Lebenssituation zu einem immer größeren Realitätsverlust und einer zunehmenden Ausprägung von Ängsten und irrationalem Verhalten.
    Ane Riel gelingt es, das Leben der Familie sehr real zu beschreiben, so dass einem bei der Vorstellung von all dem Gerümpel, Dreck und Gestank das Grausen kommt.

    Der Dreh- und Angelpunkt dieses Buches sind die Kapitel aus Livs Sicht. Sie ist größtenteils ahnungslos, wie bizarr ihre Lebenssituation ist, da es für sie Normalität geworden ist. Für ihr Alter ist sie überraschend erwachsen und pragmatisch. In gewisser Weise sogar mehr als ihre Eltern.

    Etwas befremdlich fand ich die Darstellung der Dorfbewohner, da die Kapitel aus Sicht des Gastwirts kindlicher geschrieben waren als die aus Livs Perspektive.

    Analog zum ersten Satz des Buches gelang es Ane Riel auch den letzten Satz als absoluten Schocker zu formulieren, der mich direkt einen Moment lang sprachlos zurück ließ.

    „Harz“ war für nicht wirklich ein Thriller, da sich die Spannung in Grenzen hielt, aber ich empfand eine bizarre Faszination, mehr über diese Familie herauszufinden.
    Die Geschichte war anders als ich es erwartet hatte, jedoch in jedem Fall originell und hebt sich somit von den Büchern ab, die ich in letzter Zeit gelesen habe.

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  • 3 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Adelheid S., 21.07.2019

    Als eBook bewertet

    Die 6-jährige Liv lebt zusammen mit ihren Eltern auf einem abgelegenen Teil einer Insel, der Kopf genannt wird. Sie wird von ihren Eltern gelehrt, allerdings lernt sie außer lesen und schreiben Dinge wie Diebstahl, Jagd und auch Mord. Als ihr Vater seine Mutter tötet, der Liv in einer Schule anmelden will, wird sie von ihrem Vater als tot gemeldet und muss sich fortan verstecken.

    Das Cover des Buches und auch der Klappentext haben mich neugierig auf das Buch gemacht. Das Cover ist zwar nicht außergewöhnlich, passt aber perfekt zum Buch und ist auch sehr gut gemacht.

    Das Buch wurde mit den 4 wichtigsten skandinavischen Krimi-/Thrillerpreisen ausgezeichnet. Dies kann ich in keinster Weise nachvollziehen. Die Spannung ist relativ niedrig gehalten, immer wieder gibt es sehr langweilige Passagen und einen Überraschungsfaktor gibt es sowieso nicht - es wird ja auch kein Täter gesucht.

    Es handelt sich weniger um einen Thriller (oder Krimi) wie es am Cover angepriesen wird, sondern um eine Mischung aus Psychogramm und Familientragödie. Die Charaktere wurden meiner Meinung nach sehr überspitzt bzw. übertrieben dargestellt, und trotzdem fehlte ihnen etwas die Tiefe.

    Da ist zu einem Jens - der Vater von Liv - der vom liebenswürdigen, hübschen Tischler immer mehr zum Messi wird und damit nicht nur das Haus, sondern den ganzen Grund zumüllt und dies alles durch Diebstahl, wie er es schon von seinem Vater "gelernt" hat.

    Zum anderen ist da Maria - die Mutter von Liv - die von einer hübschen, eher energischen Frau plötzlich zu einer fetten Person verkommt, die ihr Bett nicht mehr verlassen kann und auch nicht mehr sprechen kann.

    Und schließlich eben dann Liv, die nicht nur die Diebstähle durchführt, sondern auch ihren toten Zwillingsbruder sieht und mit ihm redet und alles hinnimmt wie es kommt, obwohl sie eigentlich ganz anders wirkt - energisch und reif für ihr Alter.

    Zusätzlich dann noch Jens Bruder und seine Eltern. Jens Mutter ist ebenso außergewöhnlich, denn zuerst ist sie falsch und gemein, sodass sie einen Sohn vom Hof vergrault und schließlich selbst den Hof verlassen muss und man ihr sogar die Tötung ihres Enkels glaubt. Allerdings war sie vorher eigentlich relativ nett und genauso kehrt sie auch später zurück. Sie will plötzlich allen - vor allem Liv - helfen, bis sie von Jens ermordet wird.

    Auch insgesamt war der Schreibstil nicht meins. Immer wieder gibt es endlose Aufzählungen der gesammelten Dinge von Jens, die ohne Komma und mit sehr vielen "und" nicht nur irrelevant, sondern auch langweilig waren.

    Insgesamt war das Buch für mich nicht wirklich ein Vergnügen zu lesen. Schade, denn aus dem Thema hätte man mehr herausholen können, indem man Spannung erzeugt hätte und so einen Thriller daraus hätte machen können.

    Fazit: Psychogramm und Familientragödie ohne Spannung und daher definitiv kein Thriller oder Krimi. 2,5 von 5 Sternen.

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  • 3 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Jonas1704, 16.07.2019

    Als Buch bewertet

    Die 6-jährige Liv lebt im absoluten Chaos auf einer kleinen Insel, die durch eine schmale Landzunge mit der Hauptinsel verbunden ist, mit ihren gestörten, Vater, der alles sammelt was ihm zwischen den Weg kommt und zu einem Messie geworden ist. Er verbietet Liv die Grundschule zu besuchen, damit er die komplette Kontrolle über sie hat und hält sie gewissermassen im Grundstück gefangen, da er in der Außenwelt bekannt gemacht hat, dass seine Tochter gestorben ist. Die Mutter ist in ihrer eigenen Welt und hat mit ihren Dämonen zu kämpfen somit nimmt sie all dies gar nicht wahr.
    An den Schreibstil musste ich mich anfangs gewöhnen und es fiel mit schwerdie Geschichte aus der Sicht von Liv zu folgen da diese Kapitel zu naiv geschrieben wurden, da man das Alter des Mädchens in Betracht ziehen wollte. Anhand dessen, fand ich auch die Spannung nicht so nervenzerreißend wie erwartet. All diese Ereignisse waren natürlich unbeschreiblich krankhaft und grotesk, trotzdem verstehe ich unter einem Thriller etwas anderes. Aus diesem Grund vergebe ich 3 Sterne.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Ulrike R., 24.07.2019

    Als Buch bewertet

    Eine kleine dänische Insel, eigentlich ein wunderbarer Ort zum Leben. Der „Kopf“ der Insel ist durch eine schmale Nehrung, dem „Hals“ mit dem Rest der Insel verbunden. Dort am Kopf, in dieser Abgeschiedenheit wächst Jens Haarder mit seinem älteren Bruder Mogens und den Eltern Silas und Else auf. Den frühen Tod des Vaters verwindet der sensible und eigenbrötlerische Junge kaum. Später gründet Jens mit Maria, der Pflegerin seiner Mutter seine eigene kleine Familie. Doch es ist wieder ein schwerer Verlust, der Jens vollkommen aus der Bahn wirft.
    Nicht jeder Thriller braucht reißerische Effekte. In Ane Riels Thriller „Harz“ reicht der kleine private Wahnsinn eines Mannes, der in seiner selbst gewählten Isolation immer mehr in seiner eigenen verkehrten Welt lebt und alle mitnimmt, die er liebt.
    „Nein, er konnte nichts entbehren. Was ihn verließ, kam nicht zurück. Und darum verließ ihn nichts.“

    Es ist eine obsessive, fehlgeleitete Liebe, die Jens Haarder die Grenzen zwischen Freund und Feind, zwischen Normalität und Wahn nicht mehr erkennen lässt. Hier wird eine Besessenheit beschrieben, die durchaus im Bereich des Möglichen liegt, was viel stärker auf mich wirkt als haarsträubende Killerstorys.
    Die Autorin erzählt die Geschichte teilweise aus unterschiedlichen Perspektiven. Die Kindheit und Jungend von Jens wird von einem durchaus neutralen und beobachtenden Erzähler geschildert. Aber auch die sechsjährige Tochter Liv berichtet aus ihrer kindlich naiven Sicht, eine Perspektive die das ständig ansteigende Grauen noch mehr vorantreibt. Was uns Liv nicht erzählen kann, wird oft durch Briefe der Mutter an das Kind ergänzt.
    „Harz“ ist ein Thriller, der eine ganze Palette an Gefühlen erzeugt, man wünscht und hofft ganz stark, dass Liv, dieses kleine Leben, gerettet werden kann. Es ist unglaublich in seiner Eindringlichkeit. Die Grausamkeiten Mensch und Tier gegenüber sind verstörend und trotzdem führt einen die Autorin auf seltsam behutsame Weise durch diese beklemmende Tragödie.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    duenefi, 15.07.2019

    Als Buch bewertet

    Was im Sarg gesagt wurde, blieb im Sarg...Beklemmend und verstörend aber absolut großartig!
    "Harz" ist harter Tobak, das geht direkt an die Psyche!
    Liv wächst auf dem Kopf auf, dort gibt es nur den Hof ihrer Familie, abgeschieden vom Rest der Insel. Ihr Leben verläuft anders als das anderer Kinder, ganz anders. Liv wird vor der Außenwelt versteckt, bevor sie zur Schule kommt und so Kontakt zur Außenwelt hätte...weil ihr Vater Jens obsessiv an seiner Familie hängt und sie ganz für sich allein haben will.
    Jens ist ein absoluter Messie, er kann sich von nichts trennen und häuft Lebensmittel, Schrott und alles andere in und ums Haus an. Er ist total gestört, der Zutritt auf seinem Grund und Boden ist verboten und es sind diverse Fallen eingebaut, die unerlaubtes Eindringen verhindern sollen.
    Die Handlung wird aus unterschiedlichen Perspektiven geschildert, anfangs z.B. erfährt der Leser aus Livs Sicht, wie ihr Vater die Oma mit einem Kissen erstickt. Und dass immer nachts auf Diebestour in Korsted gegangen wird.
    Das ist so subtil geschildert, still und trotzdem dramatisch, dass es sowohl skurril und morbide ist als auch zum Kopfschütteln verleitet.
    Desweiteren wird bereits am Anfang des Buches klar, warum der Vater so eine Klatsche hat und dass ja scheinbar auch die Mutter getötet (gemästet, überfüttert) wird...und was passierte mit Carl?!?
    Liv hat keine anderen sozialen kontakte als ihre Familie, für sie ist es vollkommen normal, wie sie aufwächst. Allerdings hat auch sie Gefühle wie Trauer oder Angst, die sie dann aber nicht selbst auslebt, sondern auf ihren Zwillingsbruder carl überträgt. Nur so ist es wahrscheinlich möglich, die Dinge auszuhalten, die ihrer kleinen Seele zugemutet werden... Dieses Buch von Ane Riehl ist absolut kein Standard, das Lesen fesselt und wühlt auf, nichts für schwache Nerven aber beeindruckend und großartig!

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  • 5 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Buecherseele79, 07.08.2019

    Als Buch bewertet

    Ich bedanke mich beim Randomhouse Verlag, dem btb Verlag und dem Bloggerportal für das Rezensionexemplar.

    Liv lebt mit ihrem Vater und ihrer Mutter auf dem „Kopf“, eine kleine Insel über dem Dorf, sie sind meist auf sich alleine gestellt und genießen die Abgeschiedenheit.
    Liv lernt von ihren Eltern das Wichtigste und kennt keine anderen Kinder oder gar Schule oder andere Verpflichtungen.
    Die Wende tritt ein als die Großmutter von Liv an Weihnachten auftaucht und möchte dass Liv mit ihr in die Stadt zieht damit sie endlich Kind sein kann... und der Vater von Liv anders entscheidet... um Liv zu schützen meldet der Vater Liv als tot...

    Ein Thriller der gerade diskutiert wird.
    So genau wusste ich nicht was mich hier erwartet, Harz ist schon mal ein sehr spannender Titel, aber nach dem lesen kann ich sagen – passender hätte er nicht sein können.

    Der Plot ist gleich mal Mord und Totschlag, im wahrsten Sinne des Wortes, schon da stand ich erstmal fassungslos da und musste das Gelesene verarbeiten.

    Die Autorin Ane Riel beschreibt das abgeschiedene Leben auf dem „Kopf“ sehr schön, sehr intensiv, mit viel, oft widersprüchlichen, Gefühlen, aber man kann sich bildlich, die Insel sowie das ganze Drumherum sehr gut vorstellen.

    Wir lernen Joe kennen, der mit seinem Bruder Mogens und den Eltern auf dem Kopf lebt.
    Der Vater liebt und lebt sein Schreinerhandwerk und ist dafür auf der Insel berühmt.
    Doch alles ändert sich als der Vater plötzlich verstirbt... Joe wird immer verschlossener, Mogens fühlt sich eingeengt und zieht von heute auf morgen weg.

    Maria kommt als Haushaltshilfe auf den Kopf und Joe verliebt sich in sie.
    Als Maria schwanger ist stößt dies auf Unverständnis bei der Mutter die kurze Zeit später in die Stadt zieht.
    Für Maria und Joe ist Liv ihr Dreh – und Angelpunkt in ihrem Leben.
    Joe möchte mit den Bewohnern aus dem Dorf nichts mehr zu tun haben, verschließt sich immer mehr, will seine Familie und seinen Besitz krampfhaft beschützen/verteidigen.
    Maria sieht vieles anders was sie Liv in Briefen an sie mitteilt.

    Liv konnte mich begeistern, sie ist so unschuldig an der ganzen Situation und hat doch nie was anderes kennengelernt.
    Sie ist sehr selbstständig, lernt viel von ihrem Vater sowie ihrer Mutter, hat aber keinen Kontakt zu anderen Kindern, besucht keine Schule und lernt eben nur dieses Fenster kennen was ihre Eltern, gerade ihr Vater, ihr vorleben.

    Ist es ein Thriller?
    Dieses Buch kommt ohne Blut und grausame, detaillierte Beschreibungen von Gemetzel aus, es ist ein Thriller der anderen Art, ich denke so kann man ihn beschreiben.
    Wer hier auf Action und die üblichen Thrillerklischees hofft sollte die Finger von diesem Buch lassen.

    Die menschlichen Abgründe können oft tiefer, dunkler und abscheulicher sein als die Taten, die wir offensichtlich wahrnehmen bzw. gezeigt bekommen.
    Dieses Buch übte, auf mich, eine oft erschreckende Faszination aus, da ich auf der einen Seite die Eltern verstehen konnte, dass sie Liv eher das Leben beibringen können als es die Schule je könnte.
    Auf der anderen Seite sieht man aber auch was Abgeschiedenheit, kein rechtes Sozialleben mit einer Kinderseele anstellen können, wie sich die ganze Weltanschauung auf den Kopf stellt und es für ein Kind nicht offensichtlich erscheint was nun Gut oder Böse ist.

    Das Ende konnte mich dann auch richtig schocken und ja, man kann sich dann aussuchen wie es wohl weitergehen könnte.

    Ein Thriller der mit leisen, anderen Tönen und Abgründen spielt die aber nicht weniger spannend und erschreckend sind.
    Mich konnte die Autorin für ihren Thriller auf jeden Fall gewinnen!

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Milena H., 23.07.2019

    Als Buch bewertet

    Das Cover des Buches ist auf der einen Seite ziemlich schlicht und auf der anderen Seite doch sofort auffällig. Mir gefällt, dass es nicht so Thriller- Typisch aufgebaut ist wie die meisten anderen. Die alles einnehmende Schrift, welche uns den Titel verrät sind bernsteinfarben ausgefüllt, was zusätzlich das Symbol des Harzes unterstreicht. Insgesamt finde ich das Cover toll gestaltet.

    Inhalt:
    Vorwieglich ist das Buch aus der Sicht von der sechs jährigen Liv verfasst. Jedoch erzählt das Buch nicht nur ihre Geschichte, sondern Hauptsächlich die ihres Vaters, auch die ihrer Mutter und am Rande die ihrer Großeltern. Liv hatte einen Zwillingsbruder, welcher jedoch als Säugling bei einem Unfall ums Leben kam. Seitdem ist der liebende Vater Jens immer und immer mehr mutiert zu einem kontrollsüchtigen und überängstlichen Helikoptervater. Er bindet seine Tochter emotional so sehr an ihn, dass es auf Außenstehende wohl als einengend empfunden werden würde, tatsächlich ist jedoch seine Verlustangst so hoch, dass er sich nicht anders zu helfen weiß. Zuerst mag man meinen, dass dies ein sympathischer Charakterzug ist und ihm die Menschen, die ihm am Herzen liegen, sehr viel bedeuten. Tatsächlich jedoch gerät seine Fürsorge außer Kontrolle, als er seine Tochter nach einem gemeinsamen Bootsausflug für tot erklären lässt. So will er sie komplett von der Außenwelt abschotten, um sie, versteckt in einem Container den sie nur im Dunkeln verlassen darf, vor jeder möglichen Gefahr und einer Entdeckung durch andere zu bewahren. Je weiter die Geschichte voranschreitet, desto mehr realisiert man, woher Jens Ängste und sein Wahnsinn kommen. Zwar bemerkt ab einem gewissen Punkt Jens Frau, dass sein Verhalten krankhaft wird, jedoch stopft sie ihren Kummer mit so viel Essen, dass sie aufgrund ihrer Fettleibigkeit bettlägerig wurde. In ihren Briefen an ihr Kind öffnet sie sich ihrer Tochter Stück für Stück. Da Liv jedoch mit ihrem Vater und seinen Methoden groß geworden ist, ist ihr Leben für sie normale Realität.

    Meine Meinung:
    Es gibt so ziemlich hunderte Sachen, die mir an dem Buch gefallen haben und ungefähr die Hälfte davon macht das Buch in meinen Augen zu etwas Besonderem: Zum einen bin ich ein großer Fan der Erzählweise. Der größte Teil der Geschichte wird aus der Sicht von der kleinen Liv erzählt. Diese schildert Geschehnisse in einer kindlichen Weise. Das Tolle daran ist, dass alles sehr wertfrei ist- mit ihren sechs Jahren betrachtet sie die Art und Weise ihres Vaters als vollkommen normal. Gelungen fand ich auch die Briefe, die Liv von ihrer Mutter bekommt. Diese sind sehr emotional und bringen eine vollkommen andere Grundstimmung mit in das Buch ein. Letztendlich ist in meinen Augen jedoch Jens die eigentliche Hauptfigur des Thrillers. Durch die vielen Erzählungen seine Vergangenheit betreffend, lernt man ihn nochmal als Kind kennen und mit ihm seine Familie. Alle drei Komponenten tragen zum Einen zu einem spannenden Lesefluss ein, sorgen jedoch auf der anderen Seite dafür, dass alle aufkommenden Fragen mit und mit beantwortet werden. Die Grundstimmung des Buches, trotz unschuldig kindlicher Passagen, ist bedrückend. Man ist wütend auf Jens, man empfindet tiefes Mitleid für Liv, Unverständnis für deren Mutter und Fassungslosigkeit die Geschichte betreffend. Das Krankheitsbild des psychisch kranken Jens erschreckt einen in seinem Ausmaße sehr tief und hinterlässt auch nach Beenden des Buches noch ein bedrückendes Gefühl im Bauch. Natürlich werde ich hier nicht spoilern, aber besonders die letzten Kapitel waren doch nur sehr schwer zu lesen und zu verarbeiten- obwohl ich mit großer Leidenschaft Thriller und Horrorbücher lese. Einzig negativ finde ich, dass der Klappentext in meinen Augen nicht sinnvoll verfasst wurde. So wie man es da liest klingt es, als ginge es in dem Buch vorweg um Liv. Sie ist zwar als Erzählerin eine der wichtigsten Rollen, jedoch sind all ihre Taten und viele ihrer Gedanken auf die Manipulation ihres Vaters zurückzuführen, was ihn für mich zum eigentlichen Drehpunkt in der Story macht. Das Ende war absolut in sich schlüssig, wenn der Showdown auch etwas plötzlicher begann, als ich es gedacht hätte.

    Fazit und Empfehlung:
    "Harz" von Ane Riel wurde mit dem skandinavischen Krimipreis ausgezeichnet, was in meinen Augen absolut gerechtfertigt ist. Kein Thriller der herkömmlichen Art und doch so einnehmend und fesselnd, dass ich noch lange bewegt sein werde. Der schonungslose und grausame Schreibstil stößt an der ein oder anderen Stelle ab- und ist erst dadurch perfekt geworden.

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  • 5 Sterne

    Büchermaulwurf, 26.07.2019

    Als Buch bewertet

    Erschreckend und beklemmend
    Mit „Harz“ hat Ane Riel zu Recht alle vier wichtigen skandinavischen Krimipreise abgeräumt. Ich würde es jedoch nicht als Krimi oder Thriller bezeichnen. Es ist eher ein Familiendrama, das sich nach und nach zum Thriller steigert und mit einem dramatischen Finale abschließt.

    Sehr gut gefiel mir auch das Cover, dass ich immer wieder gerne in die Hand nehme. Der Titel „Harz“ aus Bernstein ist ungemein passend und die plastisch hervortretenden Holzklötze runden es ab.

    Zum Inhalt: Die Familie Harder lebt auf einer kleinen Insel, abgeschottet von der Außenwelt. Doch hier ist nichts normal, auch wenn das die sechsjährige Liv denkt. Ihr Vater Jens ist ein krankhafter Sammler mit starken Verlustängsten, was seine Familie betrifft. Ihre Mutter ist stark übergewichtig und kann das Bett zuletzt nicht mehr verlassen und die kleine Liv muss sich in einem Container zwischen Gerümpel verstecken, da ihr Vater ihren Tod vorgetäuscht hat. Die obsessive Liebe des Vaters mündet schließlich in eine Katastrophe.

    Ruhig und eindringlich, aber auch überaus fesselnd entwickelt die Autorin die Familientragödie aus verschiedenen Perspektiven. Das meiste wird aus der naiv kindlichen Sicht von Liv erzählt. Das alltägliche Grauen, das hier Einzug in den Familienalltag gehalten hat, lässt dem Leser zeitweise den Atem stocken. Und die Sichtweise von Liv macht es um so beklemmender.

    „Im weißen Zimmer war es dunkel, als mein Vater meine Großmutter umgebracht hat. Ich war da.“

    Man erhält auch durch Rückblenden einen Einblick in die Kindheit und Jugend von Jens. Die Wandlung seines Charakters von einem gutaussehenden, naturverbundenen jungen Mann, hin zu dem verwahrlosten Messie wurde sehr gut und nachvollziehbar beschrieben. Auch die übergewichtige Mutter Maria kommt durch Briefe zu Wort, die sie für Liv geschrieben hat und die ebenfalls sehr betroffen machen. Sie liebt ihren Mann noch immer, trotz ihrer schrecklichen Lage.
    Obwohl Jens wirklich erschreckende Dinge tut, spürt man doch, dass er nicht „böse“ ist, sondern aus Liebe zu seiner Frau und Tochter handelt, die er unter keinen Umständen verlieren will. Diese Wandlung von obsessiver Liebe in Wahnsinn wurde sehr gut beschrieben. Ganz am Ende gibt es noch eine schockierende Enthüllung, die mich genau wie die Familientragödie noch einige Zeit beschäftigt hat.

    Fazit:
    „Harz“ ist ein ungewöhnliches Buch, dass mich gleichzeitig gefesselt, erschüttert, schockiert und mir Gänsehaut verursacht hat. Von mir gibt es die volle Punktzahl und eine absolute Leseempfehlung.

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  • 5 Sterne

    Klaraelisa, 21.09.2019

    Als Buch bewertet

    Eine Dunkelheit voller Schmerz
    In “Harz“, dem neuen Roman der preisgekrönten dänischen Autorin Ane Riel, geht es um eine Familie, die auf einem einsamen Hof im Norden einer dünn besiedelten dänischen Insel lebt, dem sogenannten Kopf. Die Familie besteht aus dem Schreiner Jens Haader, seiner Frau Maria und der Tochter Liv. Ursprünglich hatte Liv einen Zwillingsbruder namens Carl, der zu ihrem unsichtbaren Freund wird. Er hilft ihr, ein Leben zu ertragen, das alles andere als normal ist. Jens Haader hat anfangs Möbel und Särge auf Bestellung gezimmert, seinen Beruf aber später aufgegeben. Irgendwann sammelt er nur noch die Dinge ein, die andere wegwerfen und geht nachts auf Beutetour. Anfangs nimmt er seine Tochter mit, später zieht sie allein los, um Gegenstände und Lebensmittel zu stehlen, denn Jens ist nicht mehr in der Lage, seine Familie und die Tiere auf dem Hof zu versorgen. Liv wurde den Behörden als ertrunken gemeldet, damit sie nicht zur Schule muss und lebt seitdem in einem alten Container inmitten von allerlei Gerümpel. Livs Mutter wird immer dicker und liegt schließlich nur noch im Bett. Niemand hat Zugang zu Haus und Hof, denn Jens hat seinen Besitz mit allerlei tödlichen Fallen gesichert. Alles scheint unausweichlich auf eine Katastrophe zuzusteuern.
    Erzählt wird diese düstere, beim Leser Beklemmung verursachende Geschichte überwiegend aus Livs Perspektive, aber es gibt auch von einem auktorialen Erzähler berichtete Teile, und immer wieder kommt Maria, Livs Mutter und Ehefrau von Jens Haader, zu Wort. Sie wendet sich in kursiv gedruckten Briefen direkt an ihre Tochter, will ihr alles erklären, vor allem, dass sie Jens liebt, obwohl sie vermutet, dass sie irgendwann von seiner Hand sterben wird. Wie soll Liv diese prekäre Situation, ein Leben umgeben von Müll, Gestank und Ratten überleben? Wie könnte sie nach vielen skurrilen Erlebnissen noch ein normales Leben führen? Als kleines Mädchen ist sie dabei, als ihr Vater die Großmutter ermordet. Bizarr ist auch das Probeliegen in gezimmerten Särgen, bevor sie den Kunden überlassen werden oder das Konservieren von toten Körpern mit Hilfe von Harz, das schon die alten Ägypter für diesen Zweck nutzten.
    Der Roman ist kein typischer Thriller, sondern das Soziogramm einer Familie in der Hand eines psychisch Kranken. Ein außergewöhnliches Buch, aber keine leichte Kost.

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  • 5 Sterne

    Smberge, 30.07.2019

    Als Buch bewertet

    Inhalt:

    Die kleine Liv lebt mit ihrem Zwillingsbruder Carl und ihren Eltern auf einer einsamen Halbinsel in Schweden. Als ihr Bruder bei einem Unfall im Säuglingsalter ums Leben kommt, wir Livs Vater immer sonderlicher, ihn plage große Verlustängste um seine verbleibende Tochter. Er geht so weit, als vermißt nach einem Bootsausflug zu melden, damit sie nicht die örtliche Schule besuchen muß. Auch seine Mutter bringt er um, da sie versucht hat „Ordnung“ in das Leben der Familie zu bringen. Liv führt ab diesem Zeitpunkt ein Leben im Verborgenen, ihr leben spielt sich hauptsächlich nachts ab …… bis es irgendwann zum großen Showdown kommt.

    Meine Meinung:

    Auf mich hat das Buch in weiten Teilen verstörend gewirkt, erleben wir die Handlung doch zu weiten Teilen direkt aus der Sicht von Liv und für sie ist das Leben das sie führt vollkommen normal, für den Leser aber hoffentlich nicht. Schon der erste Satz gibt einen passenden Geschmack auf das ganze Buch „Im weissen Zimmer war es dunkel, als mein Vater meine Großmutter umbrache“, ein erschreckend emotionsloser Satz für so ein Ereignis.
    Liv lebt in einem Container, abgeschlossen von der Welt, auch ihre Mutter kann das Schlafzimmer aufgrund ihrer Fettleibigkeit nicht verlassen. Zusammen mit ihrem Vater sammelt sie Harz, um die neugeborene Schwester einzubalsamieren. Alls diese Dinge scheinen für Liv normal zu sein. Ich fand diese Beschreibungen schwer zu ertragen und habe mehrmals überlegt, dieses Buch nicht weiterzulesen. Aber es hat mich immer wieder gepackt. Irgendwann wurde mir klar, dass man in diesem Buch erleben konnte, wie ein Vater an dem Verlust seines Kindes zerbrach, sich mit einem Schutzwall von Dingen umgibt und immer weiter in seine Welt verschwindet.
    Der Charakter des Vater wird sehr gut entwickelt, von dem jungen, attraktiven Mann hin zu dem Verrückten, zu dem er sich entwickelt. Liv erstaunt mit ihrer Bereitschaft, das Handeln des Vaters für normal zu halten. Aber woher soll sie auch wissen, dass sein Verhalten nicht normal ist?
    Dieses Buch ist schwer zu ertragen, aber auch sehr fesselnd und zeigt, wohin ein Verlust einen Menschen bringen kann. Ein etwas anderer Thriller, die Handlung wird gut entwickelt und ist auf seine Art einfach anders. Man muß sich als Leser auf dieses Buch einlassen, um es ertragen zu können

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    yams, 11.07.2019

    Als Buch bewertet

    Zwischenmenschliche Abgründe mit sensationell erzählerischer Wucht

    Das Buch hat mich gepackt, weil es schon beim Anlesen so anders war. Die Erinnerungserzählung aus Kindersicht, wie der Vater die Oma umbringt … Der Mord so beiläufig gleich im ersten Satz … Also es war klar, dass muss ein Buch für mich sein.

    Und doch war es dann ganz anders als erwartet. Aber auf eine gute Art. Der Stil ist nicht so eigenwillig, dass es wirklich stört. Aber man merkt eben schon, dass es zur Familiengeschichte dort auf der einsamen Kopfinsel passt: Verschroben, schräg, tiefgründig, ein bisschen irre und vielleicht auch böse – und ein bisschen verstörend ebenso unschuldig und liebenswert. Gerade zu Anfang haben mich die teils skurrilen Umdeutungen fast schon hin zum Humor sehr begeistert. Dazu immer wieder auch mitunter schöne Einblicke und Betrachtungen auf das Leben, die Natur und was als normal gilt. Es ist eine Geschichte über Menschen. Und ich will gar nicht mal sagen, dass diese wirklich verrückt sind. Auch deshalb hat mir das Buch so gefallen, weil die Charaktere und die Familiengeschichte treffend, schön, düster, schmerzhaft, wahrhaftig und wirklich auch liebevoll dargestellt sind. Es sind all die Kleinigkeiten, die einen während des Lesens fast vergessen lassen, dass es eigentlich um Mord geht.

    Ich fand das Buch in seiner literarischen Ruhe dennoch von Anfang an sehr spannend zu lesen. Der Thriller spielt hier nicht die Hauptrolle. Aber die düsteren Geheimnisse lauern immer kurz zwischen den Zeilen um die Ecke. Besonders hat mir der Aufbau gefallen, wie sich die kleinen Geschichten nach und nach zu einem schrecklichen Ganzen zusammenfügen.

    Fazit: Ich wusste, dass „Harz“ ein außergewöhnliches Buch ist. Und dennoch hat es mich überrascht, stellenweise überwältigt. Wenn man auch die zarten Töne zu schätzen weiß und gern in die Welt zwischenmenschlicher Abgründe bis hin zu den schockierenden Einblicken eintaucht, sollte man hier unbedingt zugreifen.

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  • 5 Sterne

    Elke F., 01.10.2019

    Als Buch bewertet

    Dieses Buch hat mich wirklich beeindruckt (und sieht auch noch richtig gut aus). Die Geschichte wird vor allem aus der Perspektive von Liv, einem kleinen Mädchen, erzählt, das mit seiner Familie ganz abgeschieden auf einem Hof lebt. Nach und nach erfährt der Leser, dass Liv kein normales Leben führt - ihr Vater ist ein krankhafter Sammler, der immer mehr Schrott und andere Dinge anhäuft, die er vor allem nachts im Ort "findet". Liv weiß dass das so völlig in Ordnung ist, denn er hat ihr erklärt dass es sich um ein Spiel mit den Dorfbewohnern handelt. Ihre Mutter verlässt das Haus schon lange nicht mehr und reden tut sie auch nicht mehr. So ist Liv die meiste Zeit auf sich alleine gestellt, aber zum Glück hat sie noch ihren Bruder...

    Mit jeder Seite tun sich neue Abgründe auf, und die sachlich anmutende Erzählweise von Liv lässt einen das Grauen noch intensiver spüren, vor allem auch weil dieses absonderliche Leben für Liv völlig normal ist. Sie kennt es nicht anders, und ihr Vater hat ja auch für alles eine plausible Erklärung. Mit kindlicher Neugier und grenzenloser Naivität folgt sie seinen Anweisungen, ohne diese zu hinterfragen, während sich dieser Leserin immer mehr die Nackenhaare sträubten. Auch als ihr Vater sie lieber tot meldet und auf dem Hof versteckt, als zuzulassen dass Liv in die Schule kommt, nimmt sie seine Erklärungen einfach hin.

    Nur wenn Liv Kontakt zur Außenwelt hat, blitzen kurze Zweifel in ihr auf, ob ihr Leben normal verläuft oder nicht doch ganz anders ist als das der anderen Menschen. Mit jeder Seite taucht man tiefer in eine unmöglich scheinende Welt ein, die aber aus Livs Augen betrachtet Sinn macht.

    Hochspannend hält einen die unglaubliche Geschichte in ihrem Bann, und erst am Ende kann man endlich wieder befreit aufatmen. Als wahres Meisterwerk ist 'Harz' für mich ein Thriller-Highlight des Jahres, das man unbedingt gelesen haben muss.

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  • 5 Sterne

    Nijura, 10.08.2019

    Als Buch bewertet

    Faszinierendes hochdramatisches Familiendrama

    Eine Familie – Vater, Mutter, Kind – sie lieben einander und doch ist diese Liebe unheilvoll. Jens, der Vater mutiert mit der Zeit zum krankhaften Sammler, die Mutter wird immer dicker und kraftloser und verlässt kaum mehr das Bett.
    In Jens wächst immer mehr die Angst, alles zu verlieren, so wie seinen Sohn, den Zwillingsbruder von Liv, der tödlich verunglückt ist. Als Liv sechs Jahre alt wird und zur Schule gehen müsste, meldet Jens der Polizei, seine Tochter sei ertrunken. So muss sein Kind nicht den Hof verlassen und wächst versteckt und einsam in einem Container heran. Und Jens tut alles, um dieses Geheimnis zu bewahren…

    Meine Meinung:
    Ich habe das Hörbuch gehört, es wird von drei verschiedenen Sprechern gelesen. Einmal aus erzählerischer Sicht, des weiteren aus der Sicht der Mutter und der Tochter.
    Das Buch ist kein wirklicher Thriller, sondern ein Familiendrama, aber es ist zu jeder Zeit eine subtile Spannung zu spüren.
    Am Anfang ist Jens noch ein recht normaler Mensch, aber mit der Zeit wird er immer seltsamer, diese allmähliche Wandlung wird sehr gut beschrieben.
    Liv die Tochter, wird in das Handeln des Vaters mit einbezogen, auch wenn sie manches seltsam findet, so liebt sie ihren Vater und hilft ihm bei vielen Sachen, die ich als Außenstehender abstoßend empfinde. Aber für Liv ist das die Normalität.
    So richtig spannend wird es, als ein Fremder diesen Frieden stört und das Ausmaß der Zustände auf dem Hof richtig sichtbar werden.

    Fazit: Ich bin immer noch fasziniert von diesem spannenden Familiendrama, das so ganz anders ist, als alles was ich bisher gelesen habe. Absolute Lese- bzw. Hörempfehlung!

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