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  • 5 Sterne

    booklover2011, 12.05.2021

    Eindrücklicher Einblick in das Leben einer Frau

    Triggerwarnung:
    Abtreibung, Depression, Diskriminierung, Mobbing, Sexismus, sexuelle Belästigung, Victim blaming (Opferbeschuldigung)

    Inhalt (dem Klappentext entnommen):
    Cho Nam-Joo hat mit ihrem Roman einen internationalen Bestseller geschrieben. Ihre minimalistische und doch messerscharfe Prosa hat nicht nur viele Leserinnen weltweit begeistert, sondern auch Massenproteste in Korea ausgelöst. In einer kleinen Wohnung am Rande der Metropole Seoul lebt Kim Jiyoung. Die Mittdreißigerin hat erst kürzlich ihren Job aufgegeben, um sich um ihr Baby zu kümmern – wie es von koreanischen Frauen erwartet wird. Doch schon bald zeigt sie seltsame Symptome: Jiyoungs Persönlichkeit scheint sich aufzuspalten, denn die schlüpft in die Rollen ihr bekannter Frauen. Als die Psychose sich verschlimmert, schickt sie ihr unglücklicher Ehemann zu einem Psychiater. Nüchtern erzählt eben dieser Psychiater Jiyoungs Leben nach, ein Leben bestimmt von Frustration und Unterwerfung. Ihr Verhalten wird stets von den männlichen Figuren um sie herum überwacht – von Grundschullehrern, die strenge Uniformen für Mädchen durchsetzen; von Arbeitskollegen, die eine versteckte Kamera in der Damentoilette installieren und die Fotos ins Internet stellen. In den Augen ihres Vaters ist es Jiyoung’s Schuld, dass Männer sie spät in der Nacht belästigen; in den Augen ihres Mannes ist es Jiyoung’s Pflicht, ihre Karriere aufzugeben, um sich um ihn und ihr Kind zu kümmern. »Kim Jiyoung, geboren 1982« zeigt das schmerzhaft gewöhnliche Leben einer Frau in Korea und gleichzeitig deckt es eine Alltagsmisogynie auf, die jeder Frau – egal, wo auf der Welt – nur allzu bekannt vorkommt.


    Meinung:
    Der bildhafte und fesselnde Schreibstil liest sich leicht und flüssig, die Seiten fliegen nur so dahin. Das Buch ist aus der Sicht des allwissenden Erzählers erzählt, erst am Ende erfährt man, dass ihr Psychiater über Jiyoungs Leben erzählt. Durch diesen Sichtwechsel besteht zwar Distanz zu den Charakteren, aber trotzdem kann man vor allem sehr gut mit Jiyoung mitfühlen, da sie im Mittelpunkt der Geschichte steht.

    Die Autorin zeigt durch Jiyoung und andere Frauen in der Geschichte auf, wie diese tagtäglich mit Vorurteilen, Geschlechterklischees, Sexismus, etc. konfrontiert werden. Bereits während der Schwangerschaft spielt das Geschlecht eine wichtige Rolle und Jungen bzw. Männer werden bevorzugt behandelt, was sich bis ins Arbeits- und Familienleben auswirkt. Vieles wird uns in Europa bekannt vorkommen, aber es gibt auch Einblicke in die südkoreanische Gesellschaft und Kultur. Das Ende zeigt nochmal eindrücklich die Doppelmoral in der Gesellschaft auf und dass es nicht ausreicht nur etwas zu wissen, sondern auch entsprechend zu handeln.

    Gerne hätte ich noch mehr über Jiyoungs Leben erfahren und auch wie es mit ihr weitergeht, aber das ist Meckern auf hohem Niveau und es geht vor allem um den wichtigen Inhalt des Buches, so dass es großartige 5 von 5 Sternen gibt und eine Leseempfehlung, wenn man sich für die oben genannten Themen interessiert.

    Fazit:
    Wichtiges und eindrückliches Buch über Frauenfeindlichkeit, Geschlechterungerechtigkeit, Sexismus und viele weitere wichtige Themen.

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  • 5 Sterne

    Nathalie B., 15.04.2021

    Die Geschichte, die Cho Nam-joo in ihrem Roman „Kim Jiyoung, geboren 1982“ erzählt, ist weit mehr als eine bloße Nacherzählung aus dem Leben einer fiktiven Gestalt. Kim Jiyoung steht stellvertretend für eine ganze Generation an Frauen, die in Südkorea tagtäglich gegen tradierte Rollenbilder, sozialen Druck und patriarchale Strukturen ankämpfen.
    Der gesichtslose Kopf auf dem Cover ist dabei die erste von vielen Botschaften, die noch vor dem Lesen direkt ins Gesicht schlägt und die mich noch lange nach dem Lesen beschäftigt hat. Die Frau ist nicht etwa gesichtslos, weil sie ein farbloser und eindimensionaler Charakter ist, weit gefehlt! Stattdessen kann jede südkoreanische Frau beliebig ihr Gesicht in dieses Cover einfügen, denn was ich als Leserin über Kim Jiyoung erfahre, ist eine von Millionen ähnlicher Geschichten aus Südkorea.
    Erzählt wird die Geschichte der fiktiven Kim Jiyoung im Rückblick, in der einzelne Lebensabschnitte von Kim Jiyoung (Grundschule, Mittel- und Oberschule, Universität, Einstieg in die Berufswelt, Rolle als Mutter) phasenweise nacherzählt und durchleuchtet werden. Eingeklammert wird dies zu Beginn aus der Erzählperspektive von Kim Jiyoungs Ehemann und zum Schluss von einem Psychologen, der Kim Jiyoungs Geisteszustand aus medizinischer Perspektive analysiert. Diese Klammer habe ich auch metaphorisch für den Roman verstanden, da Kim Jiyoungs Leben von vielen verschiedenen Männern eingezwängt und fremdbestimmt wird, begonnen von ihrem Grundschullehrer, Dozenten an der Uni, Arbeitgebern, Kollegen, aber auch fremden Männern im Bus, im Park, einfach überall. Während es auch durchaus positive Entwicklungen bzgl. der Rolle der Frau gibt, bspw. Die verfassungsrechtlich verankerte Gleichheit der Geschlechter, erlebte ich als Leserin zusammen mit Jiyoung immer und immer wieder Rückschläge. Schöpfte ich noch eine Zeit lang Hoffnung, dass Kim Jiyoung sich aus verschiedenen Situationen und Rollen befreien könne, so zeigte mir der letzte Satz dieses Romans – ironischerweise die Diagnose eines Mannes – ein sehr viel pessimistischeres Bild, welches mich recht verzweifelt zurückgelassen hat.
    Ich kann diesen Roman wirklich allen ans Herz legen, die sich für die feministische Bewegung, Ostasien und intelligent erzählte Geschichten interessieren. Da ich selbst Ostasienwissenschaften studiert habe, waren viele Informationen nicht wirklich neu für mich. Stattdessen war ich beeindruckt, wie die Autorin die Geschichte mit aktuellen Zahlen und sozio-politischen Entwicklungen verknüpft hat, denn: Es macht einfach wütend! Es macht wütend zu lesen, was unsinnige Arbeitsgewohnheiten („der Letzte, der das Büro verlässt, ist am fleißigsten etc“), der Spagat zwischen einem traditionellen und modernen Frauenbild (frau wagt es nicht Elternzeit, welche ihr rechtlich zusteht, zu beantragen, aus Angst die Kolleg*innen zu belasten) und der enorme Konkurrenzkampf vom Schulalter bis in die Berufswelt psychisch mit vielen Frauen in Südkorea anstellt. Abschließend würde mich noch interessieren, wie die öffentliche Rezeption dieses Romans in Südkorea ausgefallen ist, das wäre noch spannend zu recherchieren. Klare Leseempfehlung!

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  • 5 Sterne

    Michael B., 10.02.2021 bei bewertet

    Ein Lese-Muss!!!
    Welch bedeutsames Büchlein! Eine Pflichtlektüre für die Männer dieser Welt und eine Bestärkung für die Frauen dieser Welt, ihren Weg weiterhin konsequent fortzuführen; bis sich dann eines Tages endlich Frau und Mann auf Augenhöhe begegnen können. Die Geschichte ist eigentlich recht einfach erzählt: Wir dürfen teilhaben an der Lebensgeschichte der Südkoreanerin Kim Jiyoung, geboren 1982. In der Erzählebene der Gegenwart ist sie eine verheiratete Mutter, die - obwohl sie studiert hat - lediglich 'dazuverdient', um der Familie ein Auskommen zu ermöglichen. Ihr Mann beobachtet in letzter Zeit seltsame Veränderungen bei Kim - sie spricht aus der Perspektive anderer Frauen...
    Sie kommen überein, dass Kim einen Psychiater aufsucht, um sich einer Behandlung zu unterziehen. Der Bericht des Psychiaters bildet den Kern des Buches - es wird die Geschichte von Kim erzählt; über die Familie, die Schulzeit, das Verhältnis von Jungen und Mädchen, über die Zeit des Studiums und die Versuche in einer männerdominierten Welt einen ausbildungsentsprechenden Beruf zu erlangen, über männliches Machgebaren und sexuelle Übergriffigkeit; bis hin zur aktuellen Phase in Kims Leben, in der sie ihren Mann kennengelernt und eine Tochter zur Welt gebracht hat.
    Gerade die Form des fast schon kühl-distanzierten Berichts macht auf subtile Weise deutlich, wie groß das Ausmaß der Geschlechterungerechtigkeit (immer noch!) ist; wie stark der Druck sozialer Erwartungen auf Kims Psyche einwirkt und sie an sich selbst zweifeln lässt; wie sie mit übergroßer Anstrengung versucht, sich einen Platz im Leben zu erarbeiten, der eben nicht nur die Rolle einer ewig dienenden, sich für Mann und Familie aufopfernden, sich selbst beständig zurückstellenden Frau ist. Und die weltweite Resonanz des Buches verdeutlicht in unübersehbarer Weise, dass es zu einfach wäre, lediglich zu behaupten, dass die dargestellte Problematik ja schließlich nur den koreanischen Kulturraum beschreibe...
    Als männlichem Leser, der von sich glaubt, mit seinen Überzeugungen an der Seite der Frauen zu stehen, überfiel mich zuweilen ein Gefühl von Scham für mein Geschlecht. Also bitte dieses Buch lesen!
    Ein kleiner Punktabzug in der B-Note: In einigen Abschnitten wird die reine Erzählebene aufgelöst und es sind fachbuchartige Aussagen und Statistiken zu Geschlechterungerechtigkeit eingefügt - das hätte man besser im Anhang platziert. Aber vielleicht ist diese kleine Kritik nur Ausdruck meines Männerhirns, welches um seine Überlegenheit fürchtet, wenn es eigentlich rückhaltslos sagen müsste: Ausgezeichnetes Buch!!!

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  • 5 Sterne

    Bookflower173, 05.02.2021

    Ein beeindruckender feministischer Roman!

    Wir begleiten Kim Jiyoung in ihrer Kindheit, Jugend und im Erwachsenenalter. Dabei werden viele interessante und schockierende Aspekte thematisiert. Die Großeltern wünschen sich nur Enkel und keine Enkelinnen, der Vater gibt Kim die Schuld, dass sie sexuell belästigt wird, im Job werden nur ihre männlichen Kollegen befördert und, als sie Mutter wird, muss sie alles aufgeben, wofür sie all die Jahre gekämpft hat, um sich um ihre Tochter zu kümmern, während ihr Ehemann sein gewöhnliches Leben weiterlebt. Dies alles führt dazu, dass Kim psychisch krank wird und sich mit Frauen aus ihrem unmittelbaren Umfeld identifiziert.

    Inhalt:
    Dieses Buch stellt das wahre und unverblümte Leben der Frauen in Korea dar. Es ist erschreckend zu lesen, was die Frauen dort ertragen müssen, aber vor allem deswegen, weil ihr Schicksal auch bei Frauen aus aller Welt vorkommt. Kim Jiyoung und andere Frauen in ihrem Umfeld werden erniedrigt und objektiviert. Alles, was sie tun, wird von den Männern kommentiert und schlechtgemacht.

    Das Buch öffnet einem die Augen und zeigt, dass die Frauen und Männer noch lange nicht gleichberechtigt sind und mit ihren Sorgen oft alleine dastehen.

    Es wurde in den Jahren scheinbar einiges für die Gleichberechtigung gemacht, aber es wird deutlich, dass dies nur zu sehr kleinen Veränderungen geführt hat, da sich gerade die Einstellung der Männer zu den Aufgabenbereichen der Frauen nicht geändert hat.

    Das Schicksal von Kim hat mich sehr berührt und wird mir noch sehr lange im Gedächtnis bleiben.

    Der Schreibstil ist leicht und sehr angenehm. Die Sprache ist nüchtern und ungeschmückt, was zu den gefassten, sachlichen und sorgfältigen Überlegungen von Kim passt. Zudem wird zu den Fakten weitere Literatur in Fußnoten an den entsprechenden Stellen vorgeschlagen, sodass man sich weiterhin mit dem Thema beschäftigen kann und sich sicher sein kann, dass die Autorin sehr gut recherchiert hat.

    Das Buch hat mich gefesselt und bis zur letzten Seite nicht mehr losgelassen. Die Thematik ist sehr wichtig und es ist unbedingt notwendig, dass man sich intensiver mit Feminismus und Sexismus beschäftigen muss, da Diskriminierung und Erniedrigungen der Frau noch allgegenwärtig sind.

    Dieser Roman hat nicht nur in Korea sondern auf der ganzen Welt seine Gültigkeit. Dieses kleine Buch behandelt große Themen auf eine großartige und bemerkenswerte Weise! Jeder sollte es lesen!

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  • 5 Sterne

    Annegret H., 06.03.2021 bei bewertet

    Auf den ersten Blick lebt Kim Jiyoung das Leben einer modernen Frau: Sie studiert, datet unmd findet schließlich einen Job, der ihr gefällt und der ihr liegt. Von außen betrachtet ein völlig durchschnittliches Leben einer durchschnittlichen Frau, das Cho Nam-Joo beinahe nüchtern erzählt. Am Beispiel ihrer Protagonistin zeigt die Autorin jedoch minutiös, wie Frauen in Südkorea systematisch benachteiligt werden. Schon als Babys werden Jungs Mädchen vorgezogen und auch später haben Männer überall Vorteile, die den meisten Frauen verwehrt bleiben: So empfiehlt z.B. die Uni der Protagonistin interessierten Unternehmen nur männliche Studenten für Jobs, auch wenn die Studentinnen bessere Leistungen bringen. Um überhaupt eine Stelle zu finden, muss sich Jiyoung deutlich mehr anstrengen. Als sie endlich einen Job hat, werden auch dort die Männer besser gefördert. So ist es in jeder Phase ihres Lebens. Wird die junge Frau von Männern belästigt, hat sie das natürlich selbst provoziert, kennt man ja.

    Zwar bewegt sich etwas in der südkoreanischen Gesellschaft, wie am Vergleich zwischen Jiyoung und ihrer unglücklichen Mutter gezeigt wird. Im Gegensatz zur Mutter konnte die Tochter beispielsweise studieren. In anderen Bereichen wie der Kindererziehung hat sich hingegen wenig getan. Auch von Jiyoung wird erwartet, dass sie nach der Geburt ihres ersten Kindes ihren Job kündigt. Das tut sie schließlich auch. Es bricht einem das Herz, wie sie unter dem Druck der Gesellschaft und ihrer eigenen Familie ihre geliebte Karriere aufgibt.

    Der beschreibende Stil der Autorin verweilt nicht bei einzelnen Episoden, sondern erzählt Jiyoungs Geschichte auf etwas über 200 Seiten rasant und ohne moralischen Zeigefinger. Dadurch kommen die ständigen großen und kleinen Diskriminierungen, die die Alltag bestimmen, geballt zur Geltung. Die Protagonistin versucht sich gegen gesellschaftliche Normen aufzulehnen und ihren eigenen Weg zu gehen, stößt am Ende aber immer wieder an gläserne Decken und Wände.

    Das letzte Kapitel schafft den passenden wie erschreckenden Abschluss. Es handelt 2016, der Gegenwart der Erzählung, und zeigt, wer auf den vorangegangenen Seiten über Kim Jiyoungs Leben berichtet hat. Es ist eine Person, die eigentlich Verständnis für Jiyoung und Frauen generell haben sollte. Und die am Ende trotzdem die sexistischen Strukturen reproduziert, die Frauen wie Kim Jiyoung diskriminieren.

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  • 5 Sterne

    Natalie, 06.03.2021

    Das Buch erzählt die Lebensgeschichte von Kim Jiyoung, die in Korea lebt. Ihr Leben und Alltag spiegeln den vieler Frauen in Korea wider. Nach der Geburt ihrer Tochter gibt sie ihren Job, den sie eigentlich sehr gerne mag, auf, und kümmert sich um die Erziehung. Langsam verändert sich Kims Verhalten und sie nimmt Wesenszüge von anderen Personen in ihrem Umfeld an. Besorgt konsultier ihr Mann einen Psychiater.

    Die Geschichte ist anders aufgebaut, als ich anfangs erwartet habe, aber das ist nicht negativ anzusehen. Die merkwürdigen Stimmungsschwankungen von Kim spielen nur am Anfang eine Rolle, dann wird ihr Leben von der Kindheit bis ins Erwachsenenalter erzählt.

    Das Buch ist dabei eine Mischung aus Roman und fast schon Sachbuch. Kim ist zwar eine fiktive Person, aber viele Frauen in Korea leben und sind genauso aufgewachsen wir es hier beschrieben wird. Immer wieder werden reale Fakten in die Handlung eingebaut. So wird auf eine unterhaltsame, aber auch ernste Art, ein ernstes Thema angesprochen.

    Kim hat kein schlechtes Leben, aber dennoch ist es geprägt durch Unterdrückung und Ungerechtigkeit. Der jüngere Bruder wird bevorzugt behandelt. Ihr wird die Schuld geben, wenn Männer sie ungebührlich angehen. Für sie ist viel schwerer einen guten Job zu bekommen und darin Anerkennung zu erfahren. Sie gibt diesen Beruf wieder auf, um sich um die Tochter zu kümmern. Ihr Leben ist weniger als das eines Mannes.

    Es ist erschreckend wie Frauen in Korea immer noch unterdrückt werden und wie lange es als normal angesehen wurde und nichts dagegen unternommen wurde. Noch erschreckender ist der Gedanke, dass es in vielen Teilen der Welt so ist. Selbst im „fortschrittlichen“ Westen haben es Frauen immer noch in vielen Dingen schwer und es wird noch viele Jahre bis zu einer wirklichen Gleichstellung brauchen.

    Ein sehr wichtiges Buch, das den Nerv der Zeit trifft. Nicht nur für Frauen eine lesenswerte Lektüre.

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  • 5 Sterne

    meggie3, 10.05.2021 bei bewertet

    Lesenswerter Roman

    In dem Roman „Kim Jiyoung, geboren 1982“ wird die Biografie der jungen Frau Kim Jiyoung erzählt. Beschrieben wird ihr Leben als Bericht von ihrem Psychiater, der sie behandelt, da sie mit Anfang 30 eine Psychose entwickelt.
    Der Bericht beginnt in Kim Jiyoungs früher Kindheit, in der ihr jüngerer Bruder den beiden Schwestern permanent vorgezogen und die beiden Schwestern dem Bruder strukturell untergeordnet werden. Es wird aber auch thematisiert, wie das Leben ihrer Mutter verlaufen ist, durch gesellschaftliche Normen geprägt wurde und wie sich aber auch der gesellschaftliche Umgang mit der Rolle der Frau verändert hat.
    Auch während Kim Jiyoungs Schulzeit erlebt sie durchaus Veränderungen, von einer Gleichstellung von Jungen und Mädchen kann aber nicht die Rede sein. So geht es weiter im Studium und bei der Jobsuche, im Job und bei der Frage nach Nachwuchs, überall spürt sie, dass sie nicht die gleichen Chancen wie Männer hat und anders behandelt wird.

    Ich habe den Roman sehr gerne gelesen. Obwohl es sich eigentlich um einen eher sachlichen Bericht handelt, der teilweise mit Fußnoten auf Zeitungsartikel oder Statistiken verweist, habe ich das Buch spannender als so manchen Krimi empfunden und konnte es kaum aus der Hand legen. Die Protagonistin habe ich als sehr authentisch wahrgenommen und ich konnte mich gut in sie hineinversetzen. Generell habe ich in vielen Momenten intensive Bilder vor Augen gehabt und konnte mir die Handlung gut vorstellen. Ich habe sehr viel gelernt und bin immer wieder über die alltägliche Ungleichbehandlung von Männern und Frauen erschrocken. Der Roman hat definitiv dazu geführt, dass ich einiges hinterfrage und anders wahrnehme als zuvor.
    Das Ende ist nochmals sehr eindrücklich, auch wenn nicht erzählt wird, wie es für Kim Jiyoung weitergeht.

    Mich hat der Roman komplett überzeugt, sowohl thematisch und sprachlich als auch bezogen auf den Plot.

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  • 5 Sterne

    Christina P., 23.02.2021 bei bewertet

    Traditionelle Unterdrückung in einem modernen Land
    Auf sehr bewegende Weise schildert die Autorin das Leben der Mittdreissigerin Jiyoung, die in einer Zeit aufgewachsen ist, in welcher die Gleichberechtigung der Frau noch in den Kinderschuhen steckte. Ihr Bestreben, es allen recht zu machen - der Familie wie der Gesellschaft- endet zuletzt in psychischen Auffälligkeiten, einem Nachgeben des immensen Drucks, der auf ihr lastet. Und an genau dieser Stelle beginnt das Buch, bevor Jiyoungs Leben als Rückblende erzählt wird.
    Beeindruckend ist der Vergleich der Generationen: Die Schwiegereltern, welche mit der Überzeugung leben, ein Sohn sei das einzig Wahre und müsse vor allen anderen Familienmitgliedern gefördert werden, während die Frau gegenüber dem Mann dankbar sein solle, ihm dienen zu dürfen und sich bitteschön ehrenvoll zu verausgaben habe. Die Mutter, die so gern Lehrerin geworden wäre, aber zum Wohle des kleinen Bruders in Kinderarbeit seine Ausbildung mitfinanzieren musste. Der eigene Bruder, der noch wie selbstverständlich bevorzugt behandelt wird. Mitschülerinnen und Mitstudentinnen, welche nach langem Kampf erste Teilsiege erringen. Die Bevorzugung der Männer in Schule, Studium und Job. Sexuelle Belästigung und die automatische Schuldzuweisung an die Frau, während sich die Täter keiner Schuld bewusst sind. Die überzogene Erwartungshaltung an die Frau, die eigenen Interessen zurückzuschrauben, wenn es um die Familie geht. Die Vorurteile der Männer. Und zuletzt der höhnische Blick der jüngsten Generation, wie dumm sie doch ist, sich für veraltete Wertvorstellungen aufzugeben.
    Ein bewegendes, stellenweise schockierendes Buch, welches wunderbar zur „MeToo“-Thematik passt und Einblick in die Unterdrückung koreanischer Frauen gewährt. Bewohnerinnen eines Landes, in dem die Gleichstellung der Frau zwar auf dem Papier geregelt, in den Köpfen vieler Bewohner jedoch noch nicht angekommen ist.

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  • 5 Sterne

    Christina P., 23.02.2021

    Traditionelle Unterdrückung in einem modernen Land
    Auf sehr bewegende Weise schildert die Autorin das Leben der Mittdreissigerin Jiyoung, die in einer Zeit aufgewachsen ist, in welcher die Gleichberechtigung der Frau noch in den Kinderschuhen steckte. Ihr Bestreben, es allen recht zu machen - der Familie wie der Gesellschaft- endet zuletzt in psychischen Auffälligkeiten, einem Nachgeben des immensen Drucks, der auf ihr lastet. Und an genau dieser Stelle beginnt das Buch, bevor Jiyoungs Leben als Rückblende erzählt wird.
    Beeindruckend ist der Vergleich der Generationen: Die Schwiegereltern, welche mit der Überzeugung leben, ein Sohn sei das einzig Wahre und müsse vor allen anderen Familienmitgliedern gefördert werden, während die Frau gegenüber dem Mann dankbar sein solle, ihm dienen zu dürfen und sich bitteschön ehrenvoll zu verausgaben habe. Die Mutter, die so gern Lehrerin geworden wäre, aber zum Wohle des kleinen Bruders in Kinderarbeit seine Ausbildung mitfinanzieren musste. Der eigene Bruder, der noch wie selbstverständlich bevorzugt behandelt wird. Mitschülerinnen und Mitstudentinnen, welche nach langem Kampf erste Teilsiege erringen. Die Bevorzugung der Männer in Schule, Studium und Job. Sexuelle Belästigung und die automatische Schuldzuweisung an die Frau, während sich die Täter keiner Schuld bewusst sind. Die überzogene Erwartungshaltung an die Frau, die eigenen Interessen zurückzuschrauben, wenn es um die Familie geht. Die Vorurteile der Männer. Und zuletzt der höhnische Blick der jüngsten Generation, wie dumm sie doch ist, sich für veraltete Wertvorstellungen aufzugeben.
    Ein bewegendes, stellenweise schockierendes Buch, welches wunderbar zur „MeToo“-Thematik passt und Einblick in die Unterdrückung koreanischer Frauen gewährt. Bewohnerinnen eines Landes, in dem die Gleichstellung der Frau zwar auf dem Papier geregelt, in den Köpfen vieler Bewohner jedoch noch nicht angekommen ist.

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  • 4 Sterne

    Jenny V., 11.02.2021 bei bewertet

    „Es gibt viele Menschen, die die Augen vor der Tatsache verschließen, dass Dinge wie Wirtschaftsflaute, hohe Preise, ein schlechter Arbeitsmarkt oder persönliche Lebensnöte Mann und Frau gleichermaßen treffen.“

    Inhalt

    Für Chong Daehyon ist es erschreckend, dass seine Frau nach der Geburt des ersten gemeinsamen Kindes ernstlich an einer Depression erkrankt und in bestimmten Momenten ihre Stimme und den Charakter ändert, um stellvertretend für andere zu sprechen. Er geht mit ihr zu einem Therapeuten, der die Ursachen dieser Veränderung herausfinden soll, doch der ist sich ziemlich sicher, dass es für Kim Jiyoung keine Medikamente gibt, denn was die junge Frau durchlebt, hat er selbst an seiner eigenen Frau wahrgenommen und die Gründe sind kein festgeschriebenes Krankheitsbild, sondern die akute Verzweiflung der Frauen immerzu zwischen allen Stühlen zu sitzen und egal welche Entscheidung sie treffen, es ist niemals die richtige. Sie sind gebildet, sie sind höflich und zuvorkommend, sie sind engagiert in ihrem Beruf und ganz bewusst Mutter geworden, doch die Rolle, die sie für die Gesellschaft spielen gesteht ihnen keinen Platz zu und orientiert sich an übernommenen Denkmustern und fehlender Bereitschaft, Frauen als einen wesentlichen Bestandteil der Welt wahrzunehmen …

    Meinung

    Die junge koreanische Autorin Cho Nam-Joo hat mit diesem Roman ein Statement abgegeben, dem man mit zunehmender Begeisterung folgen kann, weil ihre Gesellschaftskritik weder anmaßend, noch schockierend, noch unbedeutsam erscheint, sondern sich an schlichten, unabwendbaren Fakten orientiert, die sie mittels Quellentexten direkt in die Geschichte einbaut. Sie selbst hat es so erlebt, ebenso wie tausende andere. Im Nachwort gibt sie in einem schlichten Satz wieder, was es eigentlich mit diesem Stück zeitgenössischer Literatur auf sich hat: „Die ganze Zeit über, in der ich diesen Roman schrieb, hatte ich Mitleid mit ihr und war bedrückt. Doch ich weiß, dass sie genauso aufgewachsen ist und keinen anderen Weg gewusst hat.“ Und der Erfolg des Buches, welches sich weltweit schon über zwei Millionen mal verkaufte und mittlerweile erfolgreich verfilmt wurde gibt ihr jene Stimme, die ihre Protagonistin so gerne hätte, ein Wort welches nicht nur eine leere Phrase ist, sondern wirklich Veränderungen herbeizuführen vermag.

    Der Schreibstil des Buches ist eher distanziert, man spürt die Emotionen weniger direkt als vielmehr unterschwellig im Verhalten der Akteure. Dieser Abstand zwischen den tatsächlichen Gefühlen wie Wut, Scham, Verletzlichkeit, Unverständnis und Anpassung wird aber gerade durch diese sachliche Intonation sehr generalistisch und präsent. Denn die Autorin führt sehr langsam und Schritt für Schritt an diese geballten Vorwürfe heran, die sie eigentlich nicht als solche entlarvt und die dennoch genau das sind: Vorwürfe, warum es auch in der Gegenwart nicht möglich ist, als Frau freie Entscheidungen zu treffen. Dabei klagt sie nicht nur eine Person an, sondern de facto das Zusammenspiel aller Faktoren, welches sich möglicherweise durch Erziehung und Konsequenz ergibt.

    Sie geht auch zurück in die Generation der Mütter und Großmütter, die sich bei der Geburt eines Mädchens schon schlecht fühlten und später sogar zu Abtreibungen angehalten wurden, damit dem Land um Himmels Willen keine männlichen Nachkommen vorenthalten werden. Sie thematisiert das stigmatisierte Heranwachsen der Mädchen, die schon als kleine Kinder all jene Fähigkeiten beigebracht bekommen, die sie später als gute Frau und Mutter beherrschen müssen. Sie macht ebenso deutlich, dass sich die Bildungschancen zwar für beide Geschlechter gebessert haben, aber Geld und Einfluss eine große Rolle spielen, wer, wann, welchen Posten oder welche Ausbildung bekommt. Spätestens wenn die Frauen sich für eine eigene Familie entscheiden, ist ihr berufliches Fortkommen ad acta gelegt, denn die Männer in der Gesellschaft wollen keine arbeitenden Mütter und staatliche Unterstützung bleibt aus, ganz im Gegenteil, sie ist entweder nicht bezahlbar oder nicht lohnenswert, und wenn die Frau dennoch arbeiten möchte, lassen sich weder die Zeiten noch das geringe Einkommen damit vereinbaren. Warum sollte denn eine Mutter arbeiten gehen, wenn doch der Mann der Versorger ist?

    Fazit

    Ich vergebe sehr gute 4,5 Lesesterne für diesen fiktiven Roman, der so viele Wahrheiten auf wenigen Zeilen hervorzuheben vermag. Der Wert einer Frau, ihr Wirken in der Welt, ihr tatsächlicher Einfluss außerhalb der Familie – all das wird auf bedrückende Art und Weise vermittelt.

    Die Geschichte selbst umspielt eine gewisse Zeitlosigkeit, eine Einfachheit, die jeder irgendwo kennt und in mehr oder weniger hohem Maße bestätigen kann. Dadurch wird der Text universell und eignet sich für fast jeden Leser, egal ob für die Verfechter der Frauenrechte oder für Männer, die die Sorgen und Nöte der eigenen Frau nicht verstehen, wenn diese plötzlich Mutter geworden ist. Möglicherweise wird so ein Roman in entsprechenden Kulturen, die eher rückschrittlich orientiert sind, noch mehr Aufruhr verursachen, denn in vielen kleinen Nebensätzen ergießt sich das ganze Ausmaß der Kritik, die hier schön sachlich und wohldosiert verpackt wird.

    Schade nur, dass ich den direkten Bezug zu den Personen vermisst habe– dadurch das es eine so universelle Geschichte ist, fehlt ihr eine für mich nennenswerte Individualität. Deshalb ziehe ich ein halbes Sternchen ab, verbunden mit der Bitte, dass sich möglichst viele Leser an die Lektüre wagen und ihre eigenen Schlüsse daraus ziehen.

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  • 5 Sterne

    kuddel, 11.02.2021 bei bewertet

    Ein beeindruckender feministischer Roman
    In “Kim Jiyoung, geboren 1982” erzählt Cho Nam-joo die Lebensgeschichte von Kim Jiyoung. Der Roman beginnt mit Jiyoungs Kindheit und erzählt ihre Geschichte bis hin zum Erwachsenenalter.

    Zunächst werden die Lebensumstände der Mutter geschildert, die sich auf Drängen der Familie lieber Söhne als Töchter wünscht. Während die Mutter hart arbeiten muss, um Geld zu verdienen, und gleichzeitig Haus und Kinder versorgen muss, wird Jiyoung in der Schule zum ersten Mal sexuell belästigt. Auch im Studium und später im Arbeitsleben wird Jiyoung immer wieder mit der ungleichen Behandlung von Männern und Frauen konfrontiert. Jiyoung muss schließlich mit psychischen Problemen kämpfen, als sie ein Kind bekommt und ihren Job aufgeben muss.

    Cho Nam-joo beschreibt unverblümt von Frauen- und Mütterfeindlichkeit, die nach wie vor überall auf der Welt vorkommt. Sie zeigt auf, dass Frauen und Männer noch lange nicht gleichberechtigt sind, und wie rückständig die Frauenrechte in Südkorea sind. Die Frauen im Roman sind sich der ungleichen und ungerechten Behandlung zwar oft bewusst und versuchen teilweise, sich dagegen zu erheben; aber meist sind sie machtlos und können ihre Situation nicht ändern.

    Der Schreibstil lässt sich flüssig lesen und ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen. Die Gefühle und Gedanken der Protagonistin werden detailliert geschildert, sodass man sich in sie hineinversetzten und mitfühlen kann. Gut fand ich auch, dass man als (westliche/r) Leser/in viel über koreanische Kultur lernt und die Autorin in Fußnoten auf oft wissenschaftliche Artikel verweist, um die Fakten (der Ungleichheit) zu belegen.

    Insgesamt ein sehr gelungener, und beeindruckender Roman, der sich mit aktuellen und wichtigen Themen beschäftigt

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  • 4 Sterne

    Helena H., 07.02.2021 bei bewertet

    aktualisiert am 07.02.2021

    „Hat ein Gesetz oder ein System Einfluss auf die Wertvorstellungen eines Menschen? Oder richten sich die Gesetze und Institutionen nach den Werten der Menschen?“

    Die 33-jährige Kim Jiyoung, die mit ihrem Mann und ihrer kleinen Tochter in Seoul lebt, fängt eines Tages an sich seltsam zu verhalten. Sie leidet an einer Art Persönlichkeitsstörung, bei der andere Frauen sie als Medium benutzen, um ihre Botschaft durch sie zu vermitteln. In diesen Momenten tritt ihre eigene Person zurück und Kim Jiyoung erinnert sich selbst nicht an diese Vorfälle. Da sich ihr Mann Sorgen macht, sucht er einen Psychiater auf.

    Hier endet vorerst die Handlung, die in der Gegenwart spielt und wir bekommen Kim Jiyoungs Leben in Passagen nacherzählt, die sich jeweils mit den prägenden Phasen in ihrem Leben befassen: Mit ihrer Kindheit zu Hause und in der Schule, ihrer Jugend, ihrer Studentenzeit, der Phase, in der sie bei einem Marketingunternehmen arbeitet und endet mit der Zeit, in der sie heiratet, schwanger wird, ihre Arbeit kündigt und sich von nun an ihrem Kind und dem Haushalt widmet.

    Die Erzählweise ist dabei sehr interessant gewählt. Ein allwissender Erzähler berichtet von Kim Jiyoungs Leben und taucht in ihre Innensicht ein, schlüpft aber zwischendurch auch in das Innenleben ihrer Mutter ein und gibt in direkter Rede Gespräche wieder, die unter anderem auch vor Kim Jiyoungs Geburt oder während ihrer Zeit als Säugling geführt wurden, Kim folglich diese Geschehnisse und das Gesagte nicht kennen konnte. Die persönliche Erzählung wird von wissenschaftlichen, berichtartigen Passagen ergänzt, in denen Fachliteratur zugezogen wird, die die Exemplarität des Schicksals von Kim Jiyoung und ihrer Familie in Bezug zu der Lebensrealität in Südkorea setzt. Die sehr persönlichen, emotionalen Textstellen, in denen Gedanken, Gespräche und Handlungen der Romanfiguren geschildert werden, wechseln mit sehr nüchternen, rationalen Passagen ab, die von Fußnoten und Quellenangaben geprägt sind.

    Wir erleben mit, wie Kim Jiyoung zeit ihres Lebens benachteiligt wird und erfahren direkt, dass sie nur eine von Millionen Frauen in Südkorea ist, denen es ebenso ergeht. Zu Hause muss sie zusammen mit ihrer älteren Schwester dem jüngeren Bruder in allem den Vorzug lassen (so müssen die Mädchen beispielsweise der Mutter bei ihrer Heim- und Hausarbeit helfen, während der Junge nichts zu tun braucht); in der Schule werden die Mädchen strenger als die Jungen (z.B. in Bezug auf die Schuluniform) behandelt; während des sehr anspruchsvollen Studiums müssen die meisten Frauen nebenher arbeiten, um sich das Studium zu finanzieren, während die Männer auf das Geld, das ihre Mütter und Schwestern auf mühevolle Weise erarbeiten, zurückgreifen können; Männer finden nach dem Studium direkt eine Anstellung, wohingegen Frauen einen harten Kampf auf sich nehmen müssen, um eventuell einen Arbeitsplatz zu finden, bei dem sie unvergleichlich schlechter bezahlt werden; last but not least müssen sie mit dem Verlust ihrer Arbeitsstelle rechnen, wenn sie nicht nahtlos nach der Niederkunft wieder anfangen zu arbeiten. Frauen, die sich dafür entscheiden, zu Hause zu bleiben, um sich ganz der Kindererziehung und der Haushaltsführung zu widmen, werden hinter vorgehaltener Hand als „Schmama-rotzer“ bezeichnet. Und obwohl ihnen von anderen Frauen und auch einigen wenigen Männern Verständnis entgegengebracht wird, ändern sich ihre Lebensbedingungen über die Jahrzehnte nur geringfügig.

    Im Anschluss auf Kim Jiyoungs Lebensbericht meldet sich der zu Anfang des Romans genannte Psychiater zu Wort. Er erklärt, dass Kim Jiyoungs Lebensbericht von ihm verfasst wurde und gewährt dem Leser gleichfalls einen kurzen Einblick in sein eigenes Leben. Dabei wird ersichtlich, dass er darin mit denselben Problemen konfrontiert ist, wie die Patienten, die zu ihm kommen. Zum Abschluss stellt er Überlegungen über seine Assisstentin an, die aufgrund ihrer Familiensituation bei ihm kündigt, sodass er zu dem Schluss kommt, in Zukunft nur unverheiratete Frauen anzustellen, wodurch er die gängige Meinung in Südkorea repliziert, ohne sie kritisch zu hinterfragen. Hier ist auch die meiner Meinung nach einzige Schwachstelle des Romans anzusiedeln, denn die Erzählerinstanz, die so einnehmend über Kim Jiyoungs Leben berichtet und mit Quellenangaben belegt, dass ihr Schicksal nur eines von vielen ist, kann folglicherweise nicht mit dem Psychiater gleichgesetzt werden, da ihm der nötige Scharf- und Weitblick fehlt.

    Zurecht ist auf dem Cover des Romans eine gesichtslose Frau zu sehen, denn Kim Jiyoungs Schicksal ist exemplarisch für Millionen anderer südkoreanischer Frauen. „Immer wieder geht mir durch den Kopf, dass irgendwo da draußen eine Kim Jiyoung lebt. Wahrscheinlich, weil sie meinen Freundinnen, Bekannten und mir selbst ähnelt. Die ganze Zeit über, in der ich diesen Roman schrieb, hatte ich Mitleid mit ihr und war bedrückt. Doch ich weiß, dass sie genau so aufgewachsen ist und keinen anderen Weg gewusst hat. Auch ich habe es so erlebt.“

    „Kim Jiyoung, geboren 1982“ ist ein leidenschaftliches Plädoyer für die Gleichberechtigung der Frau in Südkorea. Zu Recht hat es für weltweiten Aufruhr gesorgt!

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  • 5 Sterne

    Lesemaus 34, 09.03.2021 bei bewertet

    Inhalt:
    Kim Jiyoung ist eine ganz normale Frau, die mit ihrem Kind und ihrem Mann zusammenlebt, doch eines Tages verändert sich ihre psychische Verfassung dramatisch. Sie spricht im Stile anderer Personen und scheint sich ihrer eigenen Identität nicht immer bewusst zu sein.
    Was mir ihr passiert ist... sie ist eine Frau und das reicht in einer der Ungleichheiten und wie das reicht.

    Meinung:
    Die koreanische Autorin schafft es auf bemerkenswerte Art und Weise uns Lesern und Leser*innen auf das Ungleichgewicht und die Diskriminierung der Unterschiede zwischen den Geschlechtern aufmerksam zu machen. Dabei wählt sie nie die ganz großen Szenen und Bilder, sondern schildert es so realistisch, wie es sich in der normalen Welt abspielt und leider immer noch genauso zuträgt. Die kleinen Alltagssituationen und Unterschiede sind es, die einem vor Augen führen, dass Frauen immer noch nicht gleichberechtigt sind und nach wie vor mit absolut unglaublichen Problemen deshalb zu kämpfen haben.

    Dabei ist es egal, dass dieses Buch in Korea spielt, denn die Grundthematik ist leider jeder Frau auf der ganzen Welt bekannt.

    Der Schreibstil der Autorin ist der Thematik angemessen, sie bringt keine große Emotionalität mit hinein, sondern legt einen sehr sachlichen und einfachen Schreibstil an den Tag, der aber genau das schafft was er soll, den Fokus auf das wirklich wichtige zu legen.
    Für mich ein absolut gelungenes und so wichtiges Buch, welches ich nur jedem ans Herz legen kann, weil es besser als jedes andere Buch auf die Probleme aufmerksam machen kann und dabei so unglaublich realistisch bleibt.
    Großartig, besonders das Ende, welches dem ein oder anderen Leser*inn den Spiegel vorhält!

    Lesen!

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  • 5 Sterne

    Anonym, 13.03.2021

    Ein Buch, welches Schullektüre werden sollte

    Der Klappentext von "Kim Jiyoung, geboren 1982" ließ mich faszinierend zurück, eine Leseprobe nahm mich dann aber sogleich mit auf eine Reise und das Buch im Ganzen hat mich nun mehr staunend, aufgewühlt, aber dennoch ruhig zurück gelassen.
    Rundum ein Buch, welches jede Frau, aber vorallem auch Männer, lesen sollten!
    Vorallem wäre es auch eine gute Schullektüre in der Oberstufe.

    Bin ich ebenfalls in den 80er Jahren geboren, finde ich es bei Büchern, bei denen der oder die Protagonisten ebenfalls aus den 80ern sind, interessant wie mein Leben hätte verlaufen können... 

    Mit ihrem Ehemann Chong Daehyon und der Tochter Chong Ziwo scheint Kim grundsätzlich ein gutes Leben zu führen, leben sie doch immerhin für japanische Verhältnisse auf ca 80m2 und gehen beide einer Arbeit nach.

    Dann jedoch wendet sich das Blatt und Kim offenbart ein zweites Ich, wie man erst einmal als Außenstehende vielleicht sagen würde.

    Ist es nun tatsächlich eine psychische Krankheit oder aber wurde das Verhalten durch die jahrelange Überwachung von oben bzw den Männern hervor gerufen?! 

    Diese Frage gilt es zu klären und ohne zu viel vorweg zu nehmen: es ist der Autorin perfekt gelungen.

    Der Schreibstil ist dabei sehr ansprechend, nimmt mich sofort mit und lässt das gesamte Lesen des Buches nur so dahin fliegen.

    Das rote, ausdrucksstarke Cover polarisiert, wie sicherlich das Buch im Ganzen auch. 

    Die Untermalung der Geschichte mit wichtigen Fakten aus der Geschichte und anhand Statistiken, ohne aber diese abzubilden und damit den Text zu faktisch erscheinen zu lassen, hat mir besonders gut gefallen.

    Von mir gibt es 5 von 5 Sternen.

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  • 5 Sterne

    Christine K., 08.02.2021

    Das Buch macht wütend

    Die Autorin beschreibt das Leben von Kim Jiyoung, geboren 1982, in Südkorea. Wir begleiten Kim auf ihrem Lebensweg, beginnend mit ihrer Geburt, dem Aufwachsen in ihrer Familie (als zweites Kind mit einer älteren Schwester und einem jüngeren Bruder), während ihrer Schul- und Studienzeit, bei ihrer Heirat und der Geburt ihrer Tochter, bis zum Jahr 2015.

    Dieses Buch hat etwas in mir ausgelöst, dass ich so nicht erwartet habe. Ich wurde mit jeder Seite wütender. Nicht auf die Autorin oder das Buch, sondern auf eine Gesellschaft, die mit einer unfassbaren Selbstverständlichkeit die Frauen in eine festgelegte Rolle zwängt und jedes noch so kleine Aufbegehren durch Verständnislosigkeit und Strafen im Keim erstickt. Schon von Kindesbeinen an, wird hier Mädchen eingetrichtert, dass sie nicht den gleichen Wert haben, wie Jungs. Bei sexuellen Übergriffen wird die Schuldfrage beispielsweise sofort bei der Frau gesucht, da dieser Übergriff ja nur passieren konnte, weil sie (die Frau) sich nicht an die Regeln gehalten hat. Die Schuldfrage des Mannes steht nicht zur Debatte oder wird kleingeredet. Von Chancengleichheit im Berufsleben brauchen wir gar nicht erst zu reden.

    Natürlich gibt es Länder, in denen Frauen einen noch schlechteren Stellenwert haben, gar um Leib und Leben bangen müssen, nur weil sie als Frau geboren wurden. Aber dass Südkorea als sogenannte Industrienation die Frauen derartig benachteiligt, war mir bisher nicht klar und ist für mich unfassbar.

    Ein Buch das aufrüttelt und vielleicht dazu beitragen kann, dass sich in Südkorea (und auch in anderen Ländern) etwas ändert und Frauen endlich gleichberechtigt und wertgeschätzt werden.

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  • 5 Sterne

    nicigirl85, 14.02.2021

    Titel: Das Leben der Frauen...

    Selten ist mir ein Buch bei den sozialen Netzwerken so oft über den Weg gelaufen wie dieses, weshalb ich es dann auch unbedingt lesen wollte. Und ich muss ehrlich sagen: ich bin sprachlos.

    In der Geschichte geht es um das Leben der jungen Jiyoung. Wie wächst sie als Mädchen in Korea auf? Was ist in der Schule als Mädchen alles zu beachten? Wie bekommt und behält man einen guten Arbeitsplatz als Frau? Möchte sie Kinder?

    Die gesamte Handlung wird über Jiyoungs Psychologen dem Leser nahe gebracht, der zum Schluss außerdem etwas über seine Frau und Frauen im Allgemeinen berichtet.

    Im gesamten Roman wird sehr schnell die Unterdrückung und die Benachteiligung von Frauen deutlich, was beim Lesen wie ein fieser Dornenstachel im Finger schmerzt. Man überlegt wie es bei uns in Deutschland aussieht und kommt schnell zu der Erkenntnis, dass es nur sehr wenige Unterschiede gibt und von Chancengleichheit nicht die Rede sein kann.

    Dieses Buch hat es geschafft mich regelrecht einzusaugen und mich als Jiyoung zu fühlen, die als gut ausgebildete Frau so viel mehr verdient hat als man ihr zugesteht.

    Der nüchterne, schnörkellose Schreibstil der Autorin passt perfekt zur Situation der Hauptfigur. So liegt der Fokus rein auf den Missständen unserer Gesellschaft.

    Auch wenn viele den Roman vielleicht als Männer-Hasser-Buch abtun, so ist dies keineswegs der Fall. Vielmehr öffnet er hoffentlich die Augen aller Leser, damit sich da etwas ändern kann.

    Fazit:Obwohl 2021 noch recht jung ist, so ist dieser Roman ganz klar ein Jahreshighlight. Absolute Spitzenklasse. Bitte lest dieses Buch!

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  • 5 Sterne

    Kokoloreslot, 08.02.2021

    Wir befinden uns im Jahr 2015: Kim Jiyoung führt ein unerfülltes Leben, geprägt von Fremdbestimmung als Frau, Tochter, Mutter und Ehefrau. Ihr Verhalten war stets angepasst und diszipliniert gewesen. Demütigungen und Diskriminierungen erschütterten ihr verbleibendes Selbstbewusstsein und stürzten sie in eine seelische Krise. Es sind kleine und große Grenzüberschreitungen, die sich im Laufe von Kim Jiyoungs Leben summieren, doch nicht immer bewusst wahrgenommen wurden. Dieses Buch erzählt von all diesen Ungerechtigkeiten und dem immensen Gesellschaftsdruck in Korea: beispielsweise kennt vermutlich jede frisch vermählte Ehefrau die häufigen Nachfragen bezüglich der Familienplanung. Kim Jiyoung steht exemplarisch für alle Frauen, die in diesem generationsbedingten Teufelskreis feststecken, die sich zunehmend kraftlos fühlen, bis sie ihre Selbstverwirklichung schließlich aufgeben und sich für ihr vermeintliches Versagen selbst die Schuld geben.

    Der Erzählstil ist lakonisch, beinahe beklemmend, denn der Fokus liegt auf der Diskriminierung und weniger auf den glücklichen Momenten in Jiyoungs Leben.
    Das Ende ließ mich nachdenklich und wütend zurück. Selbst Menschen, die durch ihre Arbeit oder das eigene Umfeld mit dem Problem der Diskriminierung zwischen Männern und Frauen vertraut sind, sehen sich außer Stande, aus ihren gewohnten Denkmustern auszubrechen. Gerade deshalb, hat mich das Buch sehr gepackt, obwohl mich der unpersönliche Erzählstil emotional auf Abstand hielt. Es ist eine schonungslose Bestandsaufnahme unser Gegenwart und zurecht ein Weltbestseller, der sogar Massenproteste in Korea auslöste.

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  • 5 Sterne

    büchernarr, 19.02.2021

    "Kim Jiyoung, geboren 1982" ist ein sehr ernüchternder Roman der von einer durchschnittlichen Frau in Südkorea berichtet und uns die Konditionen näherbringt, in denen die Frauen in Korea aufwachsen und leben. Es handelt sich hierbei um ein misogynes System, sehr konservativ, wo die Frauen kaum ein Chance haben sich durchzusetzen und ihren persönlichen Träumen nachzugehen. Von klein auf werden sie erzogen die Unterdrückung und die Ungerechtigkeit im Schulsystem und später in der Arbeitswelt kommentarlos zu akzeptieren. Später übergeht das Ganze dann noch in ihrem Eheleben.
    So ergeht es auch der Protagonistin des Buches, welche in dem Fall die koreanische junge Frau im Generellen beschreibt. Diese entwickelt nach der Geburt ihres Kindes ein merkwürdiges Verhalten. Ihr Mann macht sich Sorgen und schickt sie zu einem Psychiater. Und genau diese Stimme der Psychiaters ist es, die das Buch lebendig macht und von das schmerzhafte Leben der Frauen dort erzählt.
    Der nüchterne, schnörkellose Schreibstil der Autorin passt zur Situation. Die Beschreibungen lassen einen sprachlos zurück, die Quellenangaben und Statistiken machen aus dem Ganzen ein noch schockierendes Ereignis.
    Das Einzige woran ich beim Lesen dachte ist, dass durch dieses Buch und der Tatsache dass dies alles das Licht der Öffentlichkeit erblickt vielleicht eine Lawine aus Protesten ausgelöst wird, welche die Frauen befreien kann. Es reicht nicht, dass es nur für Aufsehen sorgen kann, man muss offensiv handeln. Hoffen wir dass es den entsprechenden Organisationen für Menschenrechte gelingt hier die Welt der Frauen in Korea zu verändern.

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  • 5 Sterne

    Julia L., 31.03.2021 bei bewertet

    Alltagsdiskriminierung

    Cho Nam-Joo beschreibt in ihrem Buch, wie das typische Leben für eine Frau in Korea aussieht.

    Gemeinsam mit ihr tauchen wir in die Familiengeschichte von Kim Jiyoung ein, erfahren wie sich die Frauen ihrer Familie über mehrere Generationen ihr Leben gestaltet haben. Wie sie dabei täglich Rückschritte gegenüber Brüdern, Vätern und Ehemännern hinnehmen mussten, wie sie täglich von der Gesellschaft dazu gezwungen wurden, zurückzuweichen in die zweite Reihe.

    Mich hat dieses Buch unheimlich beeindruckt. Zum einen gibt es einen tieferen Einblick in die koreanische Kultur und trägt dabei sehr zur Erweiterung meines Weltbildes bei.

    Zum anderen zeigt es sehr deutlich die Alltagsdiskriminierung gegenüber Frauen, nicht nur in Korea sondern überall auf der Welt. Immer wieder kann ich Parallelen zu eigenen Erfahrungen ziehen, fühle mich bestätigt und verstanden.

    Gleichzeitig macht mich das Buch unheimlich wütend. Weil die Frauen so passiv bleiben. Keine steht auf, fängt an sich zu wehren. Sie akzeptieren scheinbar die ihnen von den Männern zugedachte Rolle. Ob das daran liegt, dass sie keinen Ausweg sehen, wird dabei nicht so ganz klar.

    Dafür bewirkt der Text bei mir selbst eine umso größere Reaktion. Ich beginne, meinen eigenen Alltag zu analysieren, Interaktionen mit Männern zu hinterfragen. Und bei unangebrachten Gesten oder Sätzen eher mal den Mund aufzumachen.

    Fazit:
    "Kim Jiyoung" ist in sofern ein unheimlich starkes Buch, da es den Leser erreicht und eine direkte Reaktion bei ihm auslöst.

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  • 4 Sterne

    https://lieslos.blog/, 12.02.2021

    Am Beispiel eines Frauenlebens beschäftigt die südkoreanische Autorin sich mit der Stellung und den Rechten der Frauen in der gegenwärtigen Koreanischen Gesellschaft.

    Die Geschichte beginnt 2015 und spielt am Rande der Metropole Seoul.
    Die Mittdreißigerin Kim Jiyoung ist zu diesem Zeitpunkt bereits Ehefrau und Mutter.
    Sie hat kürzlich ihre Stelle gekündigt, um sich, wie es von koreanischen Frauen erwartet wird, um ihr Baby zu kümmern.
    Schon kurze Zeit später, erstmals während eines Besuchs bei den Schwiegereltern, fällt Kim durch sonderbares Verhalten auf, an das sie selbst sich später nicht erinnern kann.
    Sie spricht aus der Perspektive einer anderen Person und imitiert dabei die Tonlage ihrer Stimme.
    In ihren folgenden psychotischen Phasen schlüpft sie regelmäßig in die Rollen ihr bekannter Frauen.
    Die Konsultation eines Psychiaters ist unumgänglich und genau dieser Psychiater erzählt nun Kim Jiyoungs Geschichte, die geprägt ist von männlicher Kontrolle, Unterwerfung und Frustration.

    Zeitsprung zurück ins Jahr 1982.
    Wir erfahren etwas über Kim Jiyoungs Kindheit sowie über ihre Eltern und Großeltern.
    Sie ist zusammen mit einer älteren Schwester und einem jüngeren Bruder bei ihren Eltern aufgewachsen.
    Da der Vater zu wenig verdiente, musste auch die Mutter arbeiten gehen, obwohl sie mit der Versorgung von Kindern, Haushalt und Schwiegermutter eigentlich schon ausgelastet war.
    Auch die ältere Schwester musste sich zurücknehmen, denn sie musste nun an Mutters Stelle Verantwortung für die Geschwister übernehmen.
    Als dann der kleine Bruder zur Welt kam, dauerte es nicht lange, bis die Mädchen eine Ungleichbehandlung erleben.
    Der Bruder wurde allein wegen seines Geschlechts bevorzugt. Er bekam mehr zu essen, musste nicht teilen und im Haushalt keinen Finger rühren.
    Vor allem die Großmutter behandelte ihn wie einen Prinz.
    Jungen waren besonders und schlicht Hoffnungsträger.
    Die Information, dass es noch vor gar nicht allzu langer Zeit legitim war, weibliche Föten abzutreiben ist erschütternd.
    Wir lesen von alltäglichen, fast schon gewöhnlichen/üblichen/normalen Ungleichbehandlungen und Herabwürdigungen, die gar nicht unbedingt bei einzelnem Auftreten, aber eben in Masse eine nicht duldbare Diskriminierung darstellen.
    Wir lesen auch von Erfahrungen mit Männern, in denen Ungleichbehandlung,sexistische Bemerkungen und sexuelle Belästigungen nicht ungewöhnlich waren.
    Wiederholt kommt es zu mehr oder weniger subtilen und unerwarteten frauenfeindlichen Äußerungen und Aktionen, die sich in den Betroffenen festsetzen, sie verunsichern oder ihnen ihre Unbeschwertheit nehmen.

    Die Autorin schreibt sehr ruhig, unaufgeregt und in solider Sprache über überholte Erwartungen und Rollenbilder.
    Sie zeigt in ihrem Buch aber auch positive Entwicklungen bzgl. der Thematik der Ungleichbehandlung der Frauen über die Generationen hinweg auf und vermeidet Einseitigkeit und Verallgemeinerung auch dadurch, dass sie neben die diskriminierenden Beispiele auch ausgleichende Bemerkungen und Gedanken stellt.
    Es gebe nicht nur Männer, die mehr oder weniger frauenverachtend durch den Alltag gingen, die liebevollen Männer seien sogar die Mehrheit.

    Der Perspektivenwechsel am Ende ist ein interessanter und gelungener Kunstgriff, denn hier erfährt man, dass sich in jemandes Gedanken sexistische Einflüsse eingeschlichen haben, obwohl er der Meinung ist, tolerant zu sein und sich für Frauen einzusetzen

    „Kim Jiyoung, geboren 1982“ ist ein inhaltlich wichtiges und aktuelles Buch, was die Situation in Südkorea anbelangt, allerdings wird hier das Rad nicht neu erfunden, was die Themen Feminismus und Emanzipation betrifft.
    Diese Themen sind seit Jahren bekannt, werden immer wieder diskutiert und eben auch hier aufgegriffen.
    Das Besondere und Interessante in diesem Buch waren für mich also nicht die Themen an sich, sondern die Einblicke in ein fremdes Land und seine Kultur, wozu dieses Thema eben auch gehört.

    Die Problematik um das Thema Emanzipation ist vielen Ländern gemein, aber dass eine fortschrittliche Entwicklung rund um das Thema so langsam vonstatten geht, ist vielleicht eine Besonderheit in bzw. Südkorea.

    Unterm Strich empfehle ich das Buch, denn „Kim Jiyoung, geboren 1982“ ist, obwohl literarisch nicht herausragend, eine unterhaltsame, interessante und inhaltlich wichtige Lektüre, die zwar nichts bahnbrechend Neues enthält, aber richtig gute Einblicke in ein fremdes Land bietet.

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