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  • 5 Sterne

    19 von 30 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Barbara, 04.02.2019

    Als Buch bewertet

    Paris 1927
    Der französischen Bankiers Marcel Pericourt verstirbt und seine Tochter Madeleine deren geschiedener Mann im Gefängnis sitzt,ist ganz allein an der Spitze des Bankimperiums . Als der Sarg vor dem Haus ist, fällt / springt Ihr Sohn plötzlich aus dem Fenster und fällt genau auf den Sarg. Er verletzt sich schwer. Madeleine ist ab sofort nur noch für ihren schwer verletzten Sohn da,er ist Querschnittsgelähmt.Sie hat ein paar Vertraute, wie den Prokuristen Gustave Joubert und Leonce ihre jahrelange Freundin und Gesellschafterin, sowie ihren Liebhaber André Delcourt den sie als Hauslehrer für ihren Sohn angestellt hat. Schnell werden diese vertrauten Personen und auch Madeleines verschwenderischer Onkel Charles Pericourt neidisch auf ihr Erbe und versuchen mit hinterhältigen Mitteln an ihr Vermögen zu kommen. Es geht soweit das Sie verarmt und nun endlich fängt sich sich und schmiedet einen raffinierten Plan, all diejenigen die Sie um ihr Geld gebracht haben zu bestrafen.
    Die einzelnen Personen werden detailliert und aufwendig beschrieben ,sodass der Leser ein gutes Bild der Personen und der damaligen Zeit bekommt.

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  • 5 Sterne

    8 von 10 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    S. K., 27.01.2019 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    1927 Paris. Als ihr Vater, der angesehene und berühmte französische Bankier Marcel Péricourt, stirbt, erbt Tochter Madeleine, deren Exmann im Gefängnis sitzt, das von ihm hinterlassene Bankenimperium. Während der Trauerzug, an dem die gesamte Elite der französischen Gesellschaft und sogar der Präsident der Republik teilnehmen, an der Villa der Péricourts vorbeizieht, fällt Madeleines siebenjähriger Sohn Paul aus dem oberen Stockwerk auf den Sarg seines Großvaters und ist fortan querschnittsgelähmt. Madeleine hat alle Hände voll zu tun, sich um ihren kleinen Sohn und dessen Betreuung kümmern, so dass andere die Möglichkeit haben, sich auf ihre Kosten zu bereichern und ihr Vermögen sowie das der Bank zu veruntreuen. Als Madeleine dahinter kommt, wer sie so schamlos hintergangen und die Bank in den Ruin getrieben hat, schmiedet sie einen Racheplan, den sie auch auszuführen gedenkt…
    Pierre Lemaitre hat mit seinem Buch „Die Farben des Feuers“ einen besonders treffenden Titel für seinen Gesellschaftsroman mit historischem Hintergrund gewählt. Sein Erzählstil ist anspruchsvoll, detailreich und bildgewaltig, der Leser versinkt in einer Pariser Zeit zwischen zwei Weltkriegen, wo Frauen noch als nicht geschäftsfähig angesehen wurden und eine leichte Beute für Männer waren, die vor nichts zurückschreckten, um Macht und Geld durch Intrigen und Verschwörungen an sich zu bringen. Durch gekonnt wechselnde Perspektiven gibt Lemaitre dem Leser die Möglichkeit, die Geschichte von allen Seiten und durch viele Augen zu beleuchten, um ein vollständiges Bild zu erhalten und gleichzeitig die damalige Atmosphäre widerzuspiegeln. Dazu gehören auch die politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Hintergründe, die Lemaitre wunderbar recherchiert und mit seiner Handlung verwoben hat. Schöne Dialoge und auch eine gewisse Situationskomik machen die Geschichte lebhaft und reizvoll.
    Die Charaktere sind liebevoll und detailliert ausgestaltet, jeder mit einer eigenen Persönlichkeit und den benötigten Ecken und Kanten, die sie so individuell wie authentisch wirken lassen und dem Leser die nötige Spanne fürs Mitfiebern und Mitleiden geben. Madeleine ist mit Leib und Seele Mutter, ihrem Sohn gehört ihre ganze Aufmerksamkeit und Sorge. Das mag für viele naiv wirken, doch verkennt man sie da völlig. In einer der dunkelsten Stunden reißt sie sich zusammen und tritt mit einer Stärke und Intelligenz daraus hervor, dass einem angst und bange werden kann. Man möchte sie auf keinen Fall zum Feind haben. Andere unterschätzen sie völlig und sind drauf und dran, in ihre Falle zu tappen. Gustave Joubert ist ein Mann, der jahrelang im Hintergrund agierte und nun seine Stunde gekommen sieht. Er will auch mal an der Macht und dem Geld schnuppern, möchte auch jemand sein. Das wird ihm irgendwann zum Verhängnis. Vladi ist das polnische Kindermädchen, das zwar kein Wort Französisch spricht, aber für die Familie alles tut. Auch die weiteren Protagonisten sind schön gezeichnet und beleben die Handlung durch ihr Erscheinen.
    „Die Farben des Feuers“ ist ein rundum gelungener wunderbarer Gesellschaftsroman vor historischem Hintergrund mit spannender Handlung und anspruchsvoller Sprache. Ein literarisches Meisterwerk, das jede erdenkliche Leseempfehlung verdient!

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  • 5 Sterne

    4 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Adelheid B., 19.03.2019 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Interessantes Buch, das nach einem Drittel richtig mitreißend wird

    Worum geht es in dem Buch?

    1927 wird der Bankier Marcel Péricout in Paris beerdigt. Viele Leute sind gekommen. Auf einmal stürzt sich Marcels siebenjähriger Enkel Paul aus einem Fenster und kommt schwerverletzt in ein Krankenhaus.

    Pauls Mutter Madeleine befasst sich von nun an damit, dass ihr Sohn wieder gesund wird. Paul überlebt, ist aber von nun an gelähmt und benötigt einen Rollstuhl und Hilfe, um sein tägliches Leben bewältigen zu können. Die polnische Krankenschwester Vladi ist eine große Hilfe – aber auch Pauls Leidenschaft zur klassischen Musik. Er beginnt, sich für die Musik der Sängerin Solange Galinato zu begeistern und besucht eines ihrer Konzerte in Paris. Es ist schwierig für ihn, mit dem Rollstuhl in den Konzertsaal zu kommen, aber mit großer Ausdauer seiner Begleitpersonen gelingt das. Solange hat dieses bemerkt, sie sieht ihn nach dem Konzert – und beginnt von nun an einen Briefwechsel mit Paul.

    Madeleine hat vor lauter Sorge um Paul vergessen, sich mit der Bank ihres Vaters, der Péricourt-Bank, zu befassen. So bemerkt sie erst zu spät, dass Gustave Joubert, ein Angestellter der Bank, dem sie vertraute, sie um ihres und um Pauls Vermögen gebracht hat. Auch Léonce, eine Angestellte im Hause Péricourt, war daran beteiligt.
    Aber Madeleine lässt sich nicht unterkriegen. Sie muss ihr Stadthaus verkaufen und zieht mit Paul und Vladi in eine kleinere Wohnung. Mit Hilfe eines Bekannten versucht sie, Schwachstellen im Leben und geschäftlichen Treiben der Leute herauszufinden, die sie geschädigt haben. Denn sie will sich an ihnen rächen. Bald wird sie fündig….


    Meine Meinung zu diesem Buch:

    Das aus der auktorialen Erzählperspektive (also kein Ich-Erzähler) verfasste Buch hat einen schönen literarischen Schreibstil, den ich gerne gelesen habe. Der Autor würzt seine Geschichte immer wieder mit seiner eigenen Meinung – oder teilt in einer Handlung mit, warum eine Person so agiert, wie sie es tut.

    Die Geschichte entwickelt sich langsam. Madeleine empfand ich oft als zu abwesend – sie vertraut Gustave, der sie einst heiraten wollte (denn Madeleines Mann ist im Gefängnis, deswegen ist sie geschieden) – aber das lehnte sie ab. Er weiß, wie er ihr Vertrauen ausnutzen kann. Das merke ich als Leserin, als er Geld in einem Tresor von Marcel entdeckt – und diesen Fund Madeleine vorenthält.
    Dann gibt es noch Léonce, eine Angestellte – scheinbar wie eine Perle, aber dennoch überaus hinterlistig. André ist der Lehrer von Paul, ein unscheinbarer Mensch, der gut schreiben kann, gegen den Paul – zu Recht – eine Abneigung entwickelt. Als Gustave zu Reichtum kommt und Léonce heiratet, steigt auch André bei einer Zeitung auf und wird bekannt. Außerdem gibt es noch Charles, Madeleines Onkel, der ebenfalls gegen sie ist und sie immer nur um Geld anpumpt.

    Als Madeleine merkt, dass sie hintergangen wurde, wird das Buch richtig spannend und lässt sich schneller lesen als am Anfang. Denn als Leserin will ich wissen, wie sie sich an den Personen, die sie und ihren Sohn um ihr Vermögen gebracht haben, rächt. Sie hat sich weiterentwickelt, sie arbeitet mit einem Mann zusammen, der als Privatdetektiv einen guten Job macht. Sie bekommt Selbstvertrauen, sie handelt nicht impulsiv – alles, was sie tut, ist wohldurchdacht. Denn die Leute, denen sie es heimzahlen will, wiegen sich in Sicherheit und haben Madeleine schon fast vergessen.

    Das macht Spaß zu lesen, ist auch sehr gut formuliert und interessant. Gleichzeitig bekomme ich nämlich Kenntnis darüber, wie es um das Bankenwesen und die Industrie in Frankreich in den 1920er- und 1930er-Jahren bestellt war.

    Weil mich das Buch „Die Farben des Feuers“ begeistern konnte und ich ein Buch mit einer solchen Handlung vorher noch nie gelesen hatte, vergebe ich fünf Sterne und empfehle das Buch weiter.

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  • 4 Sterne

    4 von 7 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Hortensia13, 11.07.2019

    Als eBook bewertet

    Madeleine steht plötzlich alleine da, als ihr Vater, der berühmte französische Bankier Marcel Péricourt, 1927 beerdigt wird. Alleine mit ihrem kleinen Sohn erbt sie das Bankimperium und soll sich dabei zeitgemäss verhalten. Umschwirrt von allerlei Männern, die sehr auf ihr eigenes Wohl achten, gerät Madeleine immer mehr an den Abgrund. Doch Madeleine ersinnt einen Rachefeldzug, der niemand kommen sieht.

    In der Zwischenkriegszeit gab es viele politischen Verwicklungen, die in diesem Buch auch ihren Platz fanden. Zeitweise wars mir etwas zuviel, aber das liegt daran, dass ich keine besondere Vorliebe dafür habe. Der Schreibstil ist auch eigen. Es scheint, dass ein Erzähler die Geschichte dem Leser näher bringen will. Dabei fliesst eine Situation in die andere und man muss sich konzentrieren, dass man den Faden nicht verliert. Trotzdem fand ich die Berechenheit von Madeleine faszinierend. Sehr subtil, spannend und immer wieder unerwartet. Das macht den Roman fast zu einem Krimi. Deshalb gibt es von mir 4 Sterne.

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Ursula U., 01.03.2019

    Als Buch bewertet

    1927 stirbt Marcel Pericourt und hinterlässt seiner Tochter Madeleine als Alleinerbin ein Bankenimperium. In dieser Zeit ist es unvorstellbar, dass eine Frau eine Bank leiten kann. Sie kann sich nur auf die Fähigkeit des langjährigen Prokuristen stützen, der nach einer abgelehnten Eheschließung mit Madeleine jedoch nicht mehr mit voller Unterstützung für die Belange der Bank einsteht. Madeleine selbst ist völlig überfordert, da an dem Tag der Beerdigung ihres Vater ihr kleiner Sohn Paul aus dem Fenster stürzte, überraschend überlebte, doch nun auf dauerhafte Pflege angewiesen ist. Einzig die Musik holt ihn aus seiner Lethargie. Madeleine wird mit vielen Intrigen konfrontiert. Ihr Onkel Charles ist ständig in Geldnöten und mit seinem Erbe unzufrieden. Der Prokurist holt sich über raffinierte Finanzgeschäfte die Mehrheit der Bank und verkauft sie anschließend. Der Hauslehrer und das Kindermädchen von Paul verfolgen ebenfalls eigene Interessen. Aus der äußerst wohlhabenden Madeleine wird eine Frau des Mittelstandes, ihr Leben verändert sich radikal. Sie will sich an den Menschen, die ihr das angetan haben, rächen. Sie vertieft sich in die politischen und wirtschaftlichen Begebenheiten. Anfang der 30er Jahre ist Europa im Umbruch, dies möchte sie für sich nutzen.
    Der Schreibstil orientiert sich an die Sprache zu Beginn des letzten Jahrhunderts. Sie ist gewöhnungsbedürftig, passt jedoch ausgezeichnet zu der Handlung. Der Klappentext verspricht eine starke Frau, die eine Bank leiten wird. Das entspricht allerdings nicht dem Inhalt der Geschichte. Die Intrigen und anschließenden Rachefeldzüge haben ihren besonderen Reiz.

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Diana B., 10.02.2019

    Als Buch bewertet

    Das Cover ist toll und passt super zum Thema dieses Buches.
    Ein ganz ganz toller Roman ! Sehr guter und flüssiger Schreibstil. Sehr verständlich auch geschrieben und dazu mega spannend ! Frankreich nach dem 2. Weltkrieg.
    Madeleines Vater stirbt plötzlich. Nun muß die junge Frau die Bank ihres verstorbenen Vaters übernehmen. Madeleine ist noch sehr jung und hat von dem Geschäften ihres verstorbenen Vaters nicht sehr viel Ahnung. Doch sie lernt immer mehr dazu ! Viele halten Madeleine für jung, naiv und trauen ihr nichts zu . Doch diese Leute unterschätzen Madeleine ! Sie kämpft und beißt sich tapfer durch all die bösen Intrigen der anderen Leute. Man kann sich kaum vorstellen wie böse manche Menschen sind !

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  • 3 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Michaela E., 26.03.2019

    Als Buch bewertet

    Um diese Rezension zu schreiben, habe ich vorweg den Klappentext noch einmal gelesen, denn ich fühlte mich betrogen. Ich hatte ein völlig anderes Buch erwartet, als ich gelesen habe und wurde nicht positiv überrascht. Doch rückblickend muss ich gestehen, dass meine Enttäuschung interpretationsbedingt ist. Man kann das so und so auffassen. Jetzt, wo ich weiß, was gemeint ist, muss ich zugeben, dass der Klappentext auch das verspricht.

    Über den Inhalt muss hier eigentlich kaum was verraten werden. Nur so viel: Es handelt sich um einen Rachefeldzug einer Frau, die nahezu alles verloren hat. In der männerdominierten Welt um Macht und Geld braucht die Protagonistin Madeleine Péricourt einen Handlanger, der ihr die tatsächliche Arbeit abnimmt. Sie zieht zwar die Fäden, macht sich die Hände aber nicht schmutzig.

    Was mich am meisten stört an dem Roman, ist die Tatsache, dass sich Madeleine kaum entwickelt. Sie zieht zwar einen harten Feldzug durch, um ihre Feinde zu Fall zu bringen, bleibt dabei aber das Frauchen der 30er Jahre. Sie wird keine taffe Frau, sie weiß ganz einfach, wen sie erpressen und wen sie bitten kann.

    Und sind die Verbrechen, die ihr und ihrer Familie angetan wurden auch schrecklich, so kennt sie noch weniger erbarmen. Ihre Rache kennt keine Grenzen, sie schreckt vor nichts zurück. Ob sie so glücklich werden kann, ist zu bezweifeln, aber das ist nicht Thema des Buches.

    Geschrieben ist es prinzipiell nicht schlecht. Der Stil ist der damaligen Zeit angepasst, was mir prinzipiell gut gefällt und sehr flüssig zu lesen. Die Geschichte rast dahin, es gibt interessante Nebencharaktere und häufige Überraschungen. So viele Überraschungen, dass man auch sagen kann, manches ist einfach aus der Luft gegriffen. Dafür gab es keine Andeutungen oder kleine Hinweise, die man im Nachhinein versteht. Nein, manchmal ist etwas einfach so. Dadurch wirkt das Ganze arg konstruiert, fast schon wie ein Schelmenstück, bliebt oberflächlich und trivial.

    Das Buch kann durchaus Unterhaltung bieten, wenn man nicht zu genau hinsieht und nicht alles kritisch hinterfragt. Mir ist das zu einfach gestrickt und konnte mich nur wenig begeistern. Daher vergebe ich drei Sterne mit einem zugedrückten Auge.

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Bücherwurm78, 28.02.2019 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Das Buch beginnt dramatisch, mit der Beerdigung von Marcel Péricourt und dass sich sein 7jähriger Enkel Paul aus dem Fenster stürzt. Ist er von selbst und aus eigenem Willen gesprungen? Madeleine Péricourt steht eine schwierige Zeit bevor. Sie ist Alleinerbin ihres Vaters und steht damit an der Spitze eines Bankimperiums und kümmert sich aber in erster Linie um ihren Sohn, der seit dem Sturz im Rollstuhl sitzt.


    Im Großen und Ganzen hat mir der Roman recht gut gefallen. Dies lag aber vor allem an der 2. Hälfte des Buches. Durch den ersten Teil habe ich mich ein bisschen durchkämpfen müssen. Da fand ich die Erzählung um die Beerdigung, den Sturz von Paul, dessen Rückkehr ins Haus und das Weiterleben mit der Behinderung etwas langatmig. Aber der „Rachefeldzug“ von Madeleine gegen Gustav Joubert, ihren Onkel Charles, Leonce und ihren früheren Geliebten André Delcourt war dann sehr spannend geschrieben. Ich hatte bereits „Opfer“ von Pierre Lemaitre gelesen, welches mich gar nicht überzeugt hat, vor allem aufgrund des Schreibstils. Dieses Buch fand ich besser geschrieben und las sich besonders im 2. Teil, auch aufgrund des Spannungsgehalts, dann sehr flüssig.

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  • 3 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    dj79, 01.04.2019 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    In einer Zeit, wo die Emanzipation der Frau noch nicht stattgefunden hat, stirbt der berühmte französische Bankier Marcel Péricourt und hinterlässt fast sein gesamtes Vermögen seiner einzigen Tochter Madeleine. Die alleinerziehende Mutter wird sofort von den Herren in ihrem Umfeld - Gustave Joubert, der Prokurist der Bank, Charles Péricourt, Madeleines verschwenderischer Onkel, und ihrem Liebhaber André Delcourt – umgarnt. Alle wollen letztlich nur eins, ein möglichst großes Stück vom Kuchen. Zu allem Übel kommt es während der Beerdigung ihres Vaters zu einem weiteren Schicksalsschlag. Ihr siebenjähriger Sohn Paul springt aus dem Fenster eines angrenzenden Gebäudes, just in dem Moment, in dem der Trauerzug starten soll.

    Pierre Lemaitre schenkt uns mit „Die Farben des Feuers“ einen Roman , der die Abgründe des Menschseins, nicht im Sinne von Mord und Totschlag, sondern vielmehr in Richtung von Gemeinheit, Intriganz und Rücksichtslosigkeit, offenlegt. In einer von Spitzen durchtriebenen, humorvollen Sprache berichtet Lemaitre von schlimmen Gewalttaten, von eiskalten Berechnungsstrategien zur Maximierung des eigenen Vorteils, auch auf Kosten anderer, vom Ausleben extremer Rachegelüste sowie von Zügellosigkeit und Ehebruch. Seine Geschichte ist eingebettet in das Paris der 1930er und 1940er Jahre, könnte aber in ähnlicher Form auch heute so geschehen. Lemaitres Charaktere sind recht individualistisch angelegt, die vorhandenen Beziehungen wirken eher locker. In meiner Wahrnehmung richten alle im Rahmen ihrer Möglichkeiten ihr ganzes Handeln am eigenen Nutzen aus. Von einem darüber hinausgehenden Interesse am Gemeinwohl oder am Wohl des Umfeldes ist kaum etwas zu spüren.

    Lemaitres Schreibstil entwickelt sich von einer detaillierten Vorstellung der handelnden Personen, hin zu einer lückenhaften Erzählweise, die dem Leser Interpretationsspielräume lässt. Während Pierre Lemaitre zu Beginn den Leser an den Gedanken der Charaktere teilhaben lässt, was dem Leser das Gefühl vermittelt, in die Köpfe der Figuren schauen zu können, lässt er im Verlauf seine Figuren nur noch durch ihr Handeln sprechen. Normalerweise finde ich es gut, wenn der Leser nicht ganz genau erfährt, warum und wieso die Protagonisten auf eine bestimmte Art und Weise handeln. Für die Glaubwürdigkeit der Entwicklung von Madeleine Péricourt hätte ich mir gewünscht, sie in ihrer Gedankenwelt weiter begleiten zu dürfen. So erscheint ihre Metamorphose vom unwissend gehaltenen Hausmütterchen zum Engel der ausgeklügelten Rache doch recht überzeichnet. Ähnlich habe ich auch die Entwicklung des durch den Fenstersturz querschnittsgelähmten Paul empfunden, der zunächst lethargisch vor sich hin vegetiert und später als er beginnt, sich mit Musik und wissenschaftlicher Literatur zu beschäftigen, schon fast zum Manager mutiert. Diese starke Überzeichnung der Figuren wirkte für mich übertrieben, fast wie ein Theaterstück, wo in begrenzter Bühnenzeit möglichst viel Handlung gezeigt werden soll. Insgesamt waren es mir zu viele Charaktere. Ich hätte beispielsweise auf die ausgiebigen optischen Beschreibungen der Töchter von Charles Péricourt, sogar auf die Diva Solange mit ihrer Rechtschreibschwäche verzichten können. Wen ich nicht missen möchte in diesem Roman ist Vladi, die polnische Assistentin (würde man heute sagen) von Paul. Mit ihrer Herzlichkeit und ihrer konsequenten Verweigerung der französischen Sprache hat sie mir sehr gut gefallen. Der geschichtliche Hintergrund plätschert die meiste Zeit im Hintergrund der Geschichte, tritt nur wenige Male deutlich in den Vordergrund.

    Fazit: „Die Farben des Feuers“ ist aus meiner Sicht ein Roman, den man ganz gut lesen kann, aber nicht gelesen haben muss. Es war zeitweise amüsant, die eher lästernde Sprache zu lesen, aber für einen vollendeten Lesegenuss hat mir das gewisse Etwas, insbesondere Nachvollziehbarkeit, gefehlt.

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    brauneye29, 14.01.2019 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Zum Inhalt:  

    Als der Bankier Marcel Péricourt im Jahr 1927 verstirbt, steht seine Tochter Madeleine, deren Exmann nach einem landesweiten Skandal im Gefängnis sitzt, plötzlich völlig allein an der Spitze eines Bankimperiums.  

    Meine Meinung:  

    Das Buch ist ungeheuer interessant aber sehr komplex geschrieben und dadurch auch anstrengend zu lesen. Bevor die Geschichte so richtig in die Gänge, waren bestimmt schon 100 oder mehr Seiten gelesen. Der Schreibstil ist nicht wirklich eingängig und dadurch auch nicht mal eben so schnell weg gelesen. Die Charaktere sind gut und interessant beschrieben und sind mal sympathisch, mal so richtig unsympathisch. Der komplexe Schreibstil hat dazu geführt, dass ich mich anfangs richtig schwer getan habe in die Geschichte reinzukommen. Am Ende des Buches kann aber sagen, dass es ein lesenswertes Buch ist.  

    Fazit:  

    Lesenswert aber nicht einfach zu lesen.

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  • 3 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    dj79, 01.04.2019

    Als Buch bewertet

    In einer Zeit, wo die Emanzipation der Frau noch nicht stattgefunden hat, stirbt der berühmte französische Bankier Marcel Péricourt und hinterlässt fast sein gesamtes Vermögen seiner einzigen Tochter Madeleine. Die alleinerziehende Mutter wird sofort von den Herren in ihrem Umfeld - Gustave Joubert, der Prokurist der Bank, Charles Péricourt, Madeleines verschwenderischer Onkel, und ihrem Liebhaber André Delcourt – umgarnt. Alle wollen letztlich nur eins, ein möglichst großes Stück vom Kuchen. Zu allem Übel kommt es während der Beerdigung ihres Vaters zu einem weiteren Schicksalsschlag. Ihr siebenjähriger Sohn Paul springt aus dem Fenster eines angrenzenden Gebäudes, just in dem Moment, in dem der Trauerzug starten soll.

    Pierre Lemaitre schenkt uns mit „Die Farben des Feuers“ einen Roman , der die Abgründe des Menschseins, nicht im Sinne von Mord und Totschlag, sondern vielmehr in Richtung von Gemeinheit, Intriganz und Rücksichtslosigkeit, offenlegt. In einer von Spitzen durchtriebenen, humorvollen Sprache berichtet Lemaitre von schlimmen Gewalttaten, von eiskalten Berechnungsstrategien zur Maximierung des eigenen Vorteils, auch auf Kosten anderer, vom Ausleben extremer Rachegelüste sowie von Zügellosigkeit und Ehebruch. Seine Geschichte ist eingebettet in das Paris der 1930er und 1940er Jahre, könnte aber in ähnlicher Form auch heute so geschehen. Lemaitres Charaktere sind recht individualistisch angelegt, die vorhandenen Beziehungen wirken eher locker. In meiner Wahrnehmung richten alle im Rahmen ihrer Möglichkeiten ihr ganzes Handeln am eigenen Nutzen aus. Von einem darüber hinausgehenden Interesse am Gemeinwohl oder am Wohl des Umfeldes ist kaum etwas zu spüren.

    Lemaitres Schreibstil entwickelt sich von einer detaillierten Vorstellung der handelnden Personen, hin zu einer lückenhaften Erzählweise, die dem Leser Interpretationsspielräume lässt. Während Pierre Lemaitre zu Beginn den Leser an den Gedanken der Charaktere teilhaben lässt, was dem Leser das Gefühl vermittelt, in die Köpfe der Figuren schauen zu können, lässt er im Verlauf seine Figuren nur noch durch ihr Handeln sprechen. Normalerweise finde ich es gut, wenn der Leser nicht ganz genau erfährt, warum und wieso die Protagonisten auf eine bestimmte Art und Weise handeln. Für die Glaubwürdigkeit der Entwicklung von Madeleine Péricourt hätte ich mir gewünscht, sie in ihrer Gedankenwelt weiter begleiten zu dürfen. So erscheint ihre Metamorphose vom unwissend gehaltenen Hausmütterchen zum Engel der ausgeklügelten Rache doch recht überzeichnet. Ähnlich habe ich auch die Entwicklung des durch den Fenstersturz querschnittsgelähmten Paul empfunden, der zunächst lethargisch vor sich hin vegetiert und später als er beginnt, sich mit Musik und wissenschaftlicher Literatur zu beschäftigen, schon fast zum Manager mutiert. Diese starke Überzeichnung der Figuren wirkte für mich übertrieben, fast wie ein Theaterstück, wo in begrenzter Bühnenzeit möglichst viel Handlung gezeigt werden soll. Insgesamt waren es mir zu viele Charaktere. Ich hätte beispielsweise auf die ausgiebigen optischen Beschreibungen der Töchter von Charles Péricourt, sogar auf die Diva Solange mit ihrer Rechtschreibschwäche verzichten können. Wen ich nicht missen möchte in diesem Roman ist Vladi, die polnische Assistentin (würde man heute sagen) von Paul. Mit ihrer Herzlichkeit und ihrer konsequenten Verweigerung der französischen Sprache hat sie mir sehr gut gefallen. Der geschichtliche Hintergrund plätschert die meiste Zeit im Hintergrund der Geschichte, tritt nur wenige Male deutlich in den Vordergrund.

    Fazit: „Die Farben des Feuers“ ist aus meiner Sicht ein Roman, den man ganz gut lesen kann, aber nicht gelesen haben muss. Es war zeitweise amüsant, die eher lästernde Sprache zu lesen, aber für einen vollendeten Lesegenuss hat mir das gewisse Etwas, insbesondere Nachvollziehbarkeit, gefehlt.

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  • 5 Sterne

    40 von 51 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Dreamworx, 27.01.2019

    Als Buch bewertet

    1927 Paris. Als ihr Vater, der angesehene und berühmte französische Bankier Marcel Péricourt, stirbt, erbt Tochter Madeleine, deren Exmann im Gefängnis sitzt, das von ihm hinterlassene Bankenimperium. Während der Trauerzug, an dem die gesamte Elite der französischen Gesellschaft und sogar der Präsident der Republik teilnehmen, an der Villa der Péricourts vorbeizieht, fällt Madeleines siebenjähriger Sohn Paul aus dem oberen Stockwerk auf den Sarg seines Großvaters und ist fortan querschnittsgelähmt. Madeleine hat alle Hände voll zu tun, sich um ihren kleinen Sohn und dessen Betreuung kümmern, so dass andere die Möglichkeit haben, sich auf ihre Kosten zu bereichern und ihr Vermögen sowie das der Bank zu veruntreuen. Als Madeleine dahinter kommt, wer sie so schamlos hintergangen und die Bank in den Ruin getrieben hat, schmiedet sie einen Racheplan, den sie auch auszuführen gedenkt…
    Pierre Lemaitre hat mit seinem Buch „Die Farben des Feuers“ einen besonders treffenden Titel für seinen Gesellschaftsroman mit historischem Hintergrund gewählt. Sein Erzählstil ist anspruchsvoll, detailreich und bildgewaltig, der Leser versinkt in einer Pariser Zeit zwischen zwei Weltkriegen, wo Frauen noch als nicht geschäftsfähig angesehen wurden und eine leichte Beute für Männer waren, die vor nichts zurückschreckten, um Macht und Geld durch Intrigen und Verschwörungen an sich zu bringen. Durch gekonnt wechselnde Perspektiven gibt Lemaitre dem Leser die Möglichkeit, die Geschichte von allen Seiten und durch viele Augen zu beleuchten, um ein vollständiges Bild zu erhalten und gleichzeitig die damalige Atmosphäre widerzuspiegeln. Dazu gehören auch die politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Hintergründe, die Lemaitre wunderbar recherchiert und mit seiner Handlung verwoben hat. Schöne Dialoge und auch eine gewisse Situationskomik machen die Geschichte lebhaft und reizvoll.
    Die Charaktere sind liebevoll und detailliert ausgestaltet, jeder mit einer eigenen Persönlichkeit und den benötigten Ecken und Kanten, die sie so individuell wie authentisch wirken lassen und dem Leser die nötige Spanne fürs Mitfiebern und Mitleiden geben. Madeleine ist mit Leib und Seele Mutter, ihrem Sohn gehört ihre ganze Aufmerksamkeit und Sorge. Das mag für viele naiv wirken, doch verkennt man sie da völlig. In einer der dunkelsten Stunden reißt sie sich zusammen und tritt mit einer Stärke und Intelligenz daraus hervor, dass einem angst und bange werden kann. Man möchte sie auf keinen Fall zum Feind haben. Andere unterschätzen sie völlig und sind drauf und dran, in ihre Falle zu tappen. Gustave Joubert ist ein Mann, der jahrelang im Hintergrund agierte und nun seine Stunde gekommen sieht. Er will auch mal an der Macht und dem Geld schnuppern, möchte auch jemand sein. Das wird ihm irgendwann zum Verhängnis. Vladi ist das polnische Kindermädchen, das zwar kein Wort Französisch spricht, aber für die Familie alles tut. Auch die weiteren Protagonisten sind schön gezeichnet und beleben die Handlung durch ihr Erscheinen.
    „Die Farben des Feuers“ ist ein rundum gelungener wunderbarer Gesellschaftsroman vor historischem Hintergrund mit spannender Handlung und anspruchsvoller Sprache. Ein literarisches Meisterwerk, das jede erdenkliche Leseempfehlung verdient!

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  • 5 Sterne

    5 von 7 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Elke S., 27.02.2019

    Als Buch bewertet

    Die Rache einer Frau vor dem Hintergrund des herannahenden Zweiten Weltkriegs

    Paris 1927: Madeleine, die Erbin eines Bankenimperiums, deren Exmann nach einem Skandal in Haft sitzt, steht nach dem Tod ihres Vaters, völlig alleine da. Mit Marcel Péricourt, dem großen und berühmten französischen Bankier, ist „ein Wahrzeichen der französischen Wirtschaft entschlafen“ und auf seinem „Begräbnis musste man sich zeigen, wenn man einen gewissen Rang einnahm“, so auch der Präsident höchstpersönlich, mit diesem Ereignis beginnt der Roman. Aber all das ist für Madeleine plötzlich gar nicht mehr wichtig, denn die Trauerzeremonie wird davon überschattet, dass ihr siebenjähriger Sohn Paul aus dem zweiten Stock und direkt auf den Sarg des Großvaters stürzt.

    Als Leser darf man mit Madeleine und dem schwer verletzten Paul überstürzt den Leichenzug verlassen, wird jedoch stets darüber informiert, was im Hintergrund abläuft. Man bangt mit ihr im Krankenhaus um das Überleben ihres Sohns und stürzt dann mit ihr in eine tiefe Depression. Paul, den Rest seines Lebens an den Rollstuhl gefesselt? Das darf nicht sein und so wird man Zeuge, wie Madeleine mit aller Kraft einer Mutter kämpft, sie lässt nichts unversucht um Paul wieder zum Laufen zu bringen. Außer ihrem Sohn zählt nichts für sie. Derweil leitet Gustave Joubert, der langjährige Prokurist, die Bank in ihrem Sinne, denkt sie zumindest lange Zeit. Zurück aus dem Krankenhaus heißt es dann erst einmal, dass „das Leben im Haus wieder seinem mehr oder weniger normalen Gang ging, zumindest soweit das an einem Ort möglich war, an dem ein halb gelähmter Junge, ein Kindermädchen, das kein Wort Französisch sprach, ein Journalist, der dafür bezahlt wurde, dass er nichts tat, eine Gesellschafterin, die sich mehr als fünfzehntausend Francs aus der Kasse gepumpt hatte, und die Erbin in einer familiengeführten Bank zusammenlebten.“ Madeleine überlässt die Geschäfte fast vollständig Gustave, dem sie lange Zeit blind vertraut. Für sie gilt „Stundenlang widmete sie sich unwichtigen Details, auf der Titanic hätte sie angefangen, die Liegestühle neu zu streichen.“. Doch dann steht die Familienbank vor dem Ruin und „Madeleine begriff die ganze Dimension der Manipulation, der sie zum Opfer gefallen war.“ Madeleine wächst über sich hinaus. Wie sie sich für Intrigen und missbrauchtes Vertrauen rächt, wird hier nicht verraten. Nur so viel vielleicht, es gilt „Alles, was sie an Moral und Skrupeln in sich hatte, sträubte sich dagegen, und alles, was sie an Zorn und Verbitterung in sich hatte, trieb sie dazu.“

    Dies war mein erster Roman aus der Feder des französischen Schriftstellers Pierre Lemaitre, sicher nicht mein letzter. Auch wenn ich, ganz besonders zu Beginn, äußerst konzentriert lesen musste, damit ich dem durchaus gehobenen Schreibstil auch immer folgen und die Handlung hinter den ausgefeilten, detaillierten Beschreibungen klar ausmachen konnte. Dies und meine schlechtes Namensgedächtnis, dem zudem französische Namen so gar nicht geläufig sind und damit noch mehr Probleme bereiten, haben den Start für mich etwas holprig gemacht. Doch ich war von Anfang an vom stilistisch beeindruckenden Stil begeistert. Nachdem ich mich eingelesen hatte, war das Lesen nur noch Genuss pur. Pointierte Beschreibungen, wie „sich eine Hand vor ihre entsetzlichen Zähne zu halten, die ihre Eltern zur Verzweiflung brachten: man hätte meinen können, ein entmutigter Gott habe jeder der beiden nach der Geburt wild eine Handvoll Zähne in den Mund geworfen, die Zahnärzte waren erschüttert.“ , oder „Die Erste hatte ihren Haarknoten turbanartig umwickelt, er verschwand unter den Voluten eines suppenlöffelbreiten Bandes, was ihr das Aussehen einer Putzfrau in einer psychiatrischen Klinik verlieh.“, kann man sich hier geradezu zuhauf auf der Zunge vergehen lassen. Auch an Situationskomik mangelt es nicht. Besonders amüsiert habe ich mich so zum Beispiel über Onkel Charles Versuche seine beiden hässlichen Töchter unter die Haube zu bringen, Pauls Experimente mit Schlankheitsmitteln oder auch bei so manch angewandter List von Madeleine. Ich hatte diebische Freude dabei zu erleben, wie geschickt sie auf ihrem Rachefeldzug vorgeht und war stets gespannt, wie weit sie gehen, wie weit sie kommen und wo die Geschichte enden würde. Richtig gut haben mir auch die relativ schnellen Perspektivwechsel gefallen, die zwar konzentriertes Lesen voraussetzen, aber so ein perfektes Gesamtbild erschaffen und Spannung erzeugen. Auch die eine oder andere unverhoffte Wendung fesselt an den Roman.

    Die Charaktere sind großartig angelegt, zusammengestellt und dargestellt. Mit Madeleine habe ich sicher am meisten gelitten, gefiebert und mich dann auch mit ihr gefreut. Wenn ich anfangs dachte, dass sie doch recht naiv und viel zu gutmütig ist, musste ich bald erkennen, dass ich sie deutlich unterschätzt habe, aber das ging wohl nicht nur mir so. Auch Onkel Charles, der Politiker, der reichlich Schmiergeld Erfahrung hat, oder der Prokurist Gustave, der seiner Enttäuschung Luft machen und im Leben auch etwas erreichen will, haben sicher nicht mit den Stärken der Bankierstochter gerechnet. Aber auch alle anderen Nebendarsteller sind grandios gezeichnet, bei Vladi, der polnischen Krankenschwester, dem Unikum, das nach Jahren noch kein Wort Französisch gelernt hat, über Kindermädchen Léonce, die mir in aller Hintertriebenheit zeitweise doch richtig leid getan hat, bis hin zu Monsieur Dupré, der mit äußerst sympathisch war und der Madeleine toll unterstützt hat.

    „Die gesamte Republik war aus solchen Deals gewoben, dem Handel mit Einfluss war es nie besser gegangen.“, Schmiergeld, gute Beziehungen, Erpressung, gekaufte bzw. gelenkte Medienberichte der Autor geizt in seinem Roman nicht mit den Abgründen der Menschheit. Neid, Gier, Bigamie, Kindesmissbrauch, Steuerhinterziehung, schöngefärbte Lebensläufe und einiges mehr ist hier zu finden und wird von den unterschiedlichen Personen großartig verkörpert.

    Nichts von alldem ist nicht auch heute zu finden, jedoch darf man als Leser bei diesem Roman auf eine gelungene Zeitreise gehen. Zeitgenössische Umgangsformen, Transportmittel und auch im Hintergrund die politischen Themen, die der aufziehende Nationalsozialismus mit sich bringt, versetzen einen gekonnt in die Zeit. So wird hier z.B. auch ein Unternehmen gegründet, das erste Düsenflugzeuge entwickeln will, oder ein Blick auf die Werbung der Zeit geworfen, die damals schon alles versprach und wenig hielt, oder es geht um die Unterstützung Hitlers und der Nationalsozialismus oder eben nicht.

    Alles in allem trotz etwas holprigem Start für mich auf jeden Fall noch fünf Sterne

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  • 5 Sterne

    4 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Herbstrose, 09.02.2019

    Als Buch bewertet

    Der Trauerzug für den verstorbenen Bankier Marcel Péricourt, an dem alles was Rang und Namen hat und sogar der Präsident der Republik teilnimmt, setzt sich eben in Bewegung, als der 7jährige Enkel des Verstorbenen, Paul, aus dem Fenster des oberen Stockwerks der Villa fällt und auf dem Sarg landet. Er überlebt den Sturz schwerverletzt, ist aber fortan querschnittsgelähmt. Madeleine, die Mutter des Jungen und Alleinerbin des Bankenimperiums, kümmert sich aufopfernd um ihn, wobei sie vom Hauslehrer André und der Gesellschafterin Léonce tatkräftig unterstützt wird. Die Geschäfte überlässt sie vertrauensvoll Gustave Joubert, dem ehemaligen Vertrauten ihres Vaters und Prokuristen der Bank. Unbesehen unterschreibt sie alles, was man ihr vorlegt, was sich jedoch als großer Fehler erweisen sollte. Als Madeleine merkt, dass nicht jeder ihr Freund ist, ist es zu spät - die Bank ist ruiniert, ihr Vermögen veruntreut. Nun schmiedet sie einen perfiden Plan, um sich an den vermeintlichen Freunden zu rächen …

    Pierre Lemaitre, geb. 1951, war als Lehrer für Literatur in der Ausbildung von Bibliothekaren tätig, bevor er Schriftsteller und Drehbuchautor wurde. Für seine Werke erhielt er mehrere französische Auszeichnungen und bekam 2013 den wohl bedeutendsten französischen Literaturpreis, den Prix Goncourt. Der Autor lebt heute in Paris.
    Was zunächst mit einem Knalleffekt beginnt und sich dann wie ein Familienroman liest, entwickelt sich bald zu einem psychologischen Sittenroman einer dekadenten Gesellschaft. Sei es der Dünkel der Oberschicht, die Überheblichkeit der Politiker oder die Selbstverliebtheit von Journalisten, alles wird vom Autor kritisch unter die Lupe genommen und treffsicher in die Handlung eingebunden. Der Schreibstil ist dabei recht anspruchsvoll und erfordert vom Leser ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit, um dem komplexen Geschehen zu folgen. Die Sprache ist bildgewaltig und von großer erzählerischer Kraft, oftmals gewürzt mit tiefschwarzem Humor. Paris in der Zeit zwischen dem I. und dem II. Weltkrieg, die gesellschaftlichen Veränderungen sowie die schleichende Entwicklung zum Nationalsozialismus sind gut eingefangen und werden dem Leser von einem unbeteiligten Beobachter nahe gebracht, der ihn gelegentlich auch direkt anspricht. Die Charaktere mit ihren Dialogen sind sehr lebensecht und authentisch heraus gearbeitet. Jeder hat seine Ecken und Kanten die sie so realistisch wirken lassen, als würde es sich bei diesem Roman um einen Tatsachenbericht handeln. Einige Längen zwischendurch kann man dabei getrost vernachlässigen.

    Fazit: Ein gut gelungener, spannender Roman über die Rache einer Frau, die sich in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts nicht anders wehren konnte.

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  • 5 Sterne

    3 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Anne M., 23.02.2019 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Rache ist ein Gericht, das am besten kalt serviert wird
    Pierre Lemaitres Roman “Die Farben des Feuers“ stellt die Fortsetzung des hochgelobten und 2013 mit dem Prix Goncourt ausgezeichneten ersten Teils “Wir sehen uns dort oben“ dar und behandelt die ausgehenden 20er und beginnenden 30er Jahre. Auch im zweiten Band der geplanten Trilogie geht es um die Geschicke des Bankhauses Péricourt.
    Die Handlung setzt im Jahr 1927 mit der Beisetzung des mächtigen Bankchefs Marcel Péricourt ein, an der alles teilnimmt, was in Politik und Wirtschaft Rang und Namen hat. Noch bevor sich der Leichenzug in Bewegung setzt, kommt es zu einem dramatischen Zwischenfall. Péricourts Enkel, der 7jährige Paul, stürzt sich aus dem zweiten Stock seines Elternhauses und fällt auf den Sarg des Großvaters. Seine Mutter Madeleine wird sich lange Zeit darauf konzentrieren, ihr fortan gelähmtes Kind mit Hilfe eines polnischen Kindermädchens und ihrer Haushälterin Léonce zu umsorgen. Sie ist in keiner Weise qualifiziert, ein Bankimperium zu führen und vertraut blind den Menschen, die ihr nahestehen. Wie sie später feststellen muss, haben alle sie manipuliert und betrogen: der Prokurist Gustave Joubert, der nicht mehr als Heiratskandidat in Frage kommt, die schöne Léonce, die ihre eigenen Ziele verfolgt, Madeleines Geliebter André Delcourt, der Hauslehrer des kleinen Paul, der Karriere als Journalist und Schriftsteller machen will und nicht zuletzt ihr rachsüchtiger Onkel Charles, der ohne die massive finanzielle Unterstützung seines Bruders Marcel nie etwas zustande gebracht hat. Der Verrat dieser Menschen, führt sehr schnell zu Madeleines finanziellem Ruin und ihrem sozialen Abstieg. Doch ihrem Sohn zuliebe fängt sie sich und plant einen raffinierten Rachefeldzug, um ihre Gegner zu bestrafen und auszuschalten und selbst wieder auf eigenen Füßen zu stehen.
    Lemaitre bietet dem Leser nicht nur eine spannende Familiengeschichte, sondern auch das gut recherchierte Porträt der Epoche zwischen den beiden Weltkriegen. Er zeigt ein Land in der Krise, das sich noch nicht von den Folgen des Krieges erholt hat, in den Fängen von allgegenwärtiger Korruption und einer Steuerflucht von immensem Ausmaß, während es angesichts der Steuerforderungen des Staates gegenüber den weniger begüterten Schichten fast zu einem Volksaufstand kommt. Sehr gelungen ist auch das satirische Porträt einer käuflichen Presse, die nicht informiert, sondern bezahlte Meinungen druckt. Der Autor verdeutlicht den heraufziehenden Faschismus in den Nachbarländern ebenso wie die Gefahr des nächsten drohenden Krieges. Lemaitre schreibt jedoch kein trockenes Geschichtsbuch, sondern eine überaus lebendige Geschichte mit Ironie und Humor, in der er den Leser häufiger direkt anspricht und so zum Komplizen macht. Sehr witzig ist zum Beispiel die Beschreibung von Charles Zwillingstöchtern Rose und Jacinthe, die so entsetzliche Zähne haben und auch sonst dermaßen unansehnlich sind, dass sie ohne eine riesige Mitgift keine Ehepartner finden werden (S. 25). Lemaitres Roman ist raffiniert konstruiert, aber wegen der Personenvielfalt und des komplizierten, sich über lange Zeiträume erstreckenden Rachefeldzugs nicht ganz mühelos zu lesen. Mich hat der interessante, mit Gusto geschriebene Roman sehr gut unterhalten.

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  • 5 Sterne

    3 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Rabentochter, 05.02.2019

    Als Buch bewertet

    Unterschätzt

    Als Madleines Vater stirbt und sie mit dem Erbe und der Verantwortung für die Bank der Familie allein lässt, fühlt sich die junge Frau zunächst erschlagen und überfordert. Sie muss ihren eigenen Weg finden, um ihr Leben zu gestalten und sich durchzusetzen in einer Welt, die kurz vor dem Zweiten Weltkrieg steht und Frauen nicht gerade viel Selbstständigkeit zutraut.
    Wie Madleine unterschätzt wird, so unterschätzte ich das Buch, das aber bald mit all seiner erzählerischen Kraft zurückschlug, ebenso wie sich die Protagonistin beginnt zu wehren und an ihren Herausforderungen zu wachsen. Bald hatte der Roman mich gefangen und ließ mich nicht mehr los. Ich war zugleich schockiert und fasziniert von der Skrupellosigkeit der Figuren, mit der sie vorgehen, um zu bekommen, was sie wollen. Erst eher verschlafen und träge plätschert die Handlung vor sich hin, nimmt sich Zeit ihre Figuren vorzustellen, sie wirken zu lassen und langsam zu entfalten, bis auf einmal Fahrt aufkommt, der Wind sich dreht, alles anders wird: Rasant, unberechenbar, als wäre nicht nur Madleine, sondern mit ihr auch die Geschichte aus ihrer Ruhe, aus ihrer Bequemlichkeit erwacht. Alles in allem ein grandios aufgebauter Spannungsbogen, der fesselt, aber nicht seinen feinen Sinn für Humor (basierend auf Ironie und teilweise auch auf Sarkasmus) in seinen Beobachtungen verliert. Immer wenn man denkt, es könne nicht mehr dicker kommen, überrascht die Handlung einen erneut und man liest mit Staunen weiter.
    Der Erzähler durchbricht die Barriere zum Leser, spricht ihn immer wieder direkt an, macht dies aber sehr feinsinnig und wohl dosiert. Er erinnert den Leser an bereits erwähnte Figuren oder Handlungsabschnitte, manchmal aber auch nur an bestimmte kleine Details, die jetzt wieder wichtig werden.
    Die Darstellung und der Aufbau der Figuren, wie von ihnen berichtet wurde und wie sie sich entwickelt haben, wie sie diese Entwicklung oft erst im Nachhinein herausstellte, all das hat mir sehr gut gefallen. Der Roman ist sehr fein geschrieben, mit dem nötigen Fingerspitzengefühl für die richtigen Bemerkungen, Worte und Satzkonstruktionen. Die nötige Prise Humor fehlt ebenfalls nicht und kommt immer wieder hervor. Es ist ein Genuss dieses Buch zu lesen!
    Fazit: Ein Porträt einer Frau und einer Zeit, das fasziniert, erschüttert, zum Lachen bringt und einen mitfiebern lässt bis zum letzten Satz.

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  • 5 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Danny R., 17.01.2019

    Als Buch bewertet

    Madeleine ist die Tochter des berühmten französischen Bankiers Marcel Pericourt. Ihr Exmann sitzt nach einem landesweiten Skandal im Gefängnis. Als ihr Vater im Jahr 1927 stirbt steht sie ganz allein an der Spitze des Bankimperiums. Sie hat ein paar Vertraute, wie den Prokuristen Gustave Joubert und Leonce ihre jahrelange Freundin und Gesellschafterin, sowie ihren Liebhaber André Delcourt den sie als Hauslehrer für ihren Sohn angestellt hat. Schnell werden diese vertrauten Personen und auch Madeleines verschwenderischer Onkel Charles Pericourt neidisch auf ihr Erbe und versuchen mit hinterhältigen Mitteln an ihr Vermögen zu kommen. Madeleine schwört Rache und wehrt sich gegen den Komplott der ihr Leben zerstört hat.

    Das Buch beginnt sehr dramatisch mit dem Tod von Madeleines Vater und Pauls Sturz aus dem Fenster. Ich war sofort von der Geschichte um die Bankierstochter gefesselt. Da ihr Sohn Paul seit dem Unfall gelähmt im Rollstuhl sitzt, kümmert sich Madeleine nur um ihn und überlässt die Angelegenheiten der Bank komplett dem Prokuristen Gustave Joubert. Als Leserin ahnt man, dass das nicht gut gehen kann. Und es gibt noch andere Neider die gegen Madeleine einen Komplott schmieden.

    Besonders tragisch finde ich die Rolle die ihr Liebhaber und Pauls Hauslehrer spielt. Es ist wirklich schwierig, kein Mitleid mit der sympathischen Protagonistin zu haben! Obwohl mir Madeleines Verhalten zuerst recht naiv erschien, tat es weh zu lesen, wie sich alle gegen sie wenden und es auf ihr Erbe abgesehen haben. Madeleines Haltung ist aber nicht wirklich naiv. In dieser Epoche ist es absolut unüblich, dass Frauen an der Spitze eines Bankimperiums stehen und die Geschäfte führen.

    Doch Madeleine lässt sich nicht unterkriegen! Sie dreht den Spieß um und rächt sich an den Menschen, die ihr Leben zerstört haben. Dabei geht sie sehr raffiniert vor und die Geschichte wird spannend wie ein Krimi! Ich konnte das Buch nur schwer aus der Hand legen.

    Madeleines Geschichte spielt in den 1920 er und 1930er Jahren und dem Autor ist es gelungen die Zeit durch seine detailreiche Sprache lebendig werden zu lassen. Man spürt die Gefahren durch den Faschismus in den Nachbarländern und die Angst der Menschen vor einem drohenden Krieg. Auch die Wirtschaftslage wird anschaulich vermittelt wie zum Beispiel durch die Erfindung des Düsenflugzeugs.

    Sehr gut gefallen hat mir der teilweise recht humorvolle und ironische Schreibstil des Autors, der den Leser / die Leserin häufig auch direkt anspricht. Die Charaktere der Protagonisten sind sehr ausführlich, detailreich und glaubhaft dargestellt, so dass sie mir regelrecht ans Herz gewachsen sind.

    In meinen Augen ist dieses Buch ein sehr gelungener und absolut lesenswerter Roman!

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  • 5 Sterne

    3 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Cosmea, 20.01.2019

    Als Buch bewertet

    Rache ist ein Gericht, das am besten kalt serviert wird
    Pierre Lemaitres Roman “Die Farben des Feuers“ stellt die Fortsetzung des hochgelobten und 2013 mit dem Prix Goncourt ausgezeichneten ersten Teils “Wir sehen uns dort oben“ dar und behandelt die ausgehenden 20er und beginnenden 30er Jahre. Auch im zweiten Band der geplanten Trilogie geht es um die Geschicke des Bankhauses Péricourt.
    Die Handlung setzt im Jahr 1927 mit der Beisetzung des mächtigen Bankchefs Marcel Péricourt ein, an der alles teilnimmt, was in Politik und Wirtschaft Rang und Namen hat. Noch bevor sich der Leichenzug in Bewegung setzt, kommt es zu einem dramatischen Zwischenfall. Péricourts Enkel, der 7jährige Paul, stürzt sich aus dem zweiten Stock seines Elternhauses und fällt auf den Sarg des Großvaters. Seine Mutter Madeleine wird sich lange Zeit darauf konzentrieren, ihr fortan gelähmtes Kind mit Hilfe eines polnischen Kindermädchens und ihrer Haushälterin Léonce zu umsorgen. Sie ist in keiner Weise qualifiziert, ein Bankimperium zu führen und vertraut blind den Menschen, die ihr nahestehen. Wie sie später feststellen muss, haben alle sie manipuliert und betrogen: der Prokurist Gustave Joubert, der nicht mehr als Heiratskandidat in Frage kommt, die schöne Léonce, die ihre eigenen Ziele verfolgt, Madeleines Geliebter André Delcourt, der Hauslehrer des kleinen Paul, der Karriere als Journalist und Schriftsteller machen will und nicht zuletzt ihr rachsüchtiger Onkel Charles, der ohne die massive finanzielle Unterstützung seines Bruders Marcel nie etwas zustande gebracht hat. Der Verrat dieser Menschen, führt sehr schnell zu Madeleines finanziellem Ruin und ihrem sozialen Abstieg. Doch ihrem Sohn zuliebe fängt sie sich und plant einen raffinierten Rachefeldzug, um ihre Gegner zu bestrafen und auszuschalten und selbst wieder auf eigenen Füßen zu stehen.
    Lemaitre bietet dem Leser nicht nur eine spannende Familiengeschichte, sondern auch das gut recherchierte Porträt der Epoche zwischen den beiden Weltkriegen. Er zeigt ein Land in der Krise, das sich noch nicht von den Folgen des Krieges erholt hat, in den Fängen von allgegenwärtiger Korruption und einer Steuerflucht von immensem Ausmaß, während es angesichts der Steuerforderungen des Staates gegenüber den weniger begüterten Schichten fast zu einem Volksaufstand kommt. Sehr gelungen ist auch das satirische Porträt einer käuflichen Presse, die nicht informiert, sondern bezahlte Meinungen druckt. Der Autor verdeutlicht den heraufziehenden Faschismus in den Nachbarländern ebenso wie die Gefahr des nächsten drohenden Krieges. Lemaitre schreibt jedoch kein trockenes Geschichtsbuch, sondern eine überaus lebendige Geschichte mit Ironie und Humor, in der er den Leser häufiger direkt anspricht und so zum Komplizen macht. Sehr witzig ist zum Beispiel die Beschreibung von Charles Zwillingstöchtern Rose und Jacinthe, die so entsetzliche Zähne haben und auch sonst dermaßen unansehnlich sind, dass sie ohne eine riesige Mitgift keine Ehepartner finden werden (S. 25). Lemaitres Roman ist raffiniert konstruiert, aber wegen der Personenvielfalt und des komplizierten, sich über lange Zeiträume erstreckenden Rachefeldzugs nicht ganz mühelos zu lesen. Mich hat der interessante, mit Gusto geschriebene Roman sehr gut unterhalten.

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  • 5 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Gaby2707, 14.01.2019

    Als Buch bewertet

    Eine imposante Familiengeschichte

    Der reiche, bewunderte und geachtete Pariser Bankier Marcel Pericourt ist tot. Am Tag seiner Beerdigung springt sein Enkel Paul aus einem Fenster im 2. Stock der Stadtvilla. Nach quälenden Tagen im Krankenhaus steht fest, Paul ist gelähmt, er wird nie wieder laufen können. Für Madeleine, die Tochter des Bankiers und Pauls Mutter, bricht eine Welt zusammen. Ihre Trauer und ihr Muttersein benutzt Gustave Joubert, der langjährige Buchhalter des Bankenimperiums, dazu, nach und nach das Vermögen der Pericourts auf seine Konten zu schaufeln. Aber auch verarmt gibt Madeleine nicht auf und entwickelt sich zu einer starken Frau, die mit ihrem Starrsinn und einer kriminellen Energie, die ich ihr nicht zugetraut hätte, ihren ganz eigenen Weg der Rache geht.


    Pierre Lemaitre nimmt mich auf seine ganz eigene Art und Weise zu schreiben, die ich nicht immer leicht zu lesen fand, mit ins Paris von 1927. Hier lebe und leide ich mit Madeleine und ihrem Sohn Paul bis ihr Rachefeldzug nach ca. 6 Jahren beendet ist. Ein Leben voller Intrigen, Neid, Habgier, Hass, Vergeltung und Faszination.

    Die Familiengeschichte der Pericourts lebt von ihren lebhaften Dialogen, wird erzählt von einem unbeteiligten Beobachter, der sich hin und wieder auch direkt an den Leser wendet, was ich so bisher in keinem Buch gefunden habe, was sich aber sehr interessant liest.

    Die handelnden Charaktere werden detailliert und aufwendig beschrieben. Es ist mir nicht immer leicht gefallen, mich zwischen Sympathie und Ablehnung gegenüber einer Person zu entscheiden. Zu vielfältig nach beiden Seiten sind die Eigenschaften gezeichnet. Ich habe mit geliebt, mit gelitten, mit getrauert und mich an kleinen Besonderheiten, die die Geschichte zu etwas ganz besonderem machen, gefreut. Auch wenn ich die ein oder andere Person mal aus den Augen verliere, bekomme ich zum Schluss der Geschichte eine Zusammenfassung, was aus jedem Einzelnen geworden ist.
    Pauls Leidenschaft für die Sängerin Solange Gallinato und sein polnisches „Kindermädchen“ Vladi, die keinen Ton französisch spricht, aber zupackt und für Paul durchs Feuer gehen würde, lockern die manchmal etwas dunkle Atmosphäre immer wieder auf.

    Eine wunderbare Geschichte inmitten von wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Krisen über eine starke Frau, die ihren ganz eigenen Weg der Vergeltung geht. Ein beeindruckendes Buch, dem man aber etwas Zeit geben sollte, sich zu entfalten. Dann bekommt man absoluten Lesegenuss.

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  • 5 Sterne

    3 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Josef L., 04.02.2019

    Als Buch bewertet

    Madeleine’s persönliche Vergeltung
    In dem neuen Roman von Pierre Lemaitre „Die Farben des Feuers“ wird dem Leser eine sehr fesselnde historische Geschichte geboten. Zum Inhalt gemäß Buchbeschreibung: Als der berühmte französische Bankier Marcel Péricourt im Jahr 1927 verstirbt, steht seine Tochter Madeleine, deren Exmann nach einem landesweiten Skandal im Gefängnis sitzt, plötzlich völlig allein an der Spitze eines Bankimperiums – in einer Epoche, in der es Frauen nicht einmal gestattet war, selbst einen Scheck zu unterschreiben. Während Gustave Joubert, der Prokurist der Bank, Charles Pericourt, Madeleines verschwenderischer Onkel, und André Delcourt, ihr Liebhaber mit dichterischen Ambitionen, um die junge Erbin und ihren Sohn schwirren wie Motten um das Licht, zeichnen sich am Horizont bereits die Vorboten des Zweiten Weltkriegs ab. Im Schatten von Börsenskandalen und politischen Wirrnissen arbeiten die Neider auf das Verderben der Familie hin. Doch für Madeleine ist das letzte Wort in dieser Angelegenheit noch nicht gesprochen. Um ihres Sohnes willen beginnt sie ihren ganz persönlichen Rachefeldzug zu planen.
    Der Autor hat einen erstklassigen Schreibstil und schaffte es spielend dass ich mich schnell in die Geschichte hineinversetzen konnte. Die Charaktere und Situationen sind so gut beschrieben, dass ich diese bildlich vor Augen hatte. Ich fühlte mit Madeleine und musste bei diesen ganzen Situationen der Intrigen mehr als einmal tief durchatmen! Man bedenke die Zeit, in der diese Geschichte spielt und welche gesellschaftliche Rolle damals eine Frau hatte!
    Das Cover zeigt eine Frau von hinten welche durch eine regennasse Straße ihren persönlichen Weg geht. Passt sehr gut zu dieser Geschichte.

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